Zunächst scheint eine sehr simple Geschichte erzählt zu werden. Vicky ist eine biedere, junge Frau mit festen Ordnungsvorstellungen vom Leben. Sie schreibt ihre Magisterarbeit über „die katalanische Lebensart“ und will bald ihren grundsoliden Verlobten Doug heiraten. Doch vorher geht es noch für zwei Monate nach Barcelona mit ihrer Freundin Christina, einer sehr spontanen und ruhelosen, unsicheren jungen Frau, die, angeödet von ihrem letzten Filmprojekt, etwas Abstand gewinnen will. Aufgenommen werden die beiden von Bekannten von Vickys Eltern, einem älteren Ehepaar namens Judy und Mark. Bald lernen sie auf einer Ausstellung den Maler Juan Antonio (Javier Bardem) kennen, welcher in einer traumhaft gut gespielten Szene den beiden Damen am Abend beim ersten richtigen Dialog sehr galant eröffnet, er wolle mit Ihnen übers Wochenende nach Oviedo fliegen, ihnen die Stadt zeigen – und mit ihnen ins Bett gehen. Vicky hält davon gar nichts, Christina ist sofort interessiert. Es kommt zur Reise nach Oviedo und das Dreiecksspiel kann scheinbar beginnen…
...und eigentlich ist ja nun klar, worauf es hinausläuft. Vicky beobachtet zunehmend skeptisch das Treiben und bewahrt sich keusch für ihren Verlobten auf, während Antonio und Christina immer enger miteinander werden. Anfangs sieht es auch so aus, doch Allen durchbricht in seiner Inszenierung mit leichter Hand diesen erwartbaren Ablauf. Zielsicher lässt er auch die unerwarteten und teilweise auf den ersten Blick unglaubwürdigen Wendungen, die er bietet, wie selbstverständlich aussehen und führt mit Maria Elena (Penelope Cruz), der Ex-Frau von Antonio, eine weitere starke Figur ein. Dabei gewinnt er dem Thema Liebe durchaus Interessantes ab und es gelingt ihm zudem, die vier Hauptcharaktere, allesamt mit glänzenden Leistungen, gut zu entwickeln, sowie die Kulisse angemessen in Szene zu setzen. Ein weiteres großes Plus: Allen hält sich mit Wertungen zurück, zeigt Stärken und Schwächen seiner Hauptfiguren, ohne Partei zu ergreifen.
Doch leider gibt’s auch zwei Minuspunkte zu verzeichnen. Geringer ins Gewicht fallen dabei die blassen Nebenfiguren. Während die Charakterisierung von Doug noch okay geht, bleibt das Bild von Judy und Mark sehr oberflächlich. Das ist allerdings zu verschmerzen, da der Film mit seinen vier Hauptdarstellern eigentlich eh mehr als genug zu tun hat.
Wirklich ärgerlich und absolut unnötig ist allerdings der Off-Erzähler, welcher gerade im ersten Drittel des Films einiges an Raum eingeräumt bekommt. Allen bricht mit der alten „Show, don’t tell“-Regel, aber erzielt dadurch keinen Mehrwert. Sätze wie „Antonio lief hinaus in die Nacht“ oder „Das ist Vicky. Sie schreibt gerade ihre Magisterarbeit.“ braucht kein Mensch und die deutsche Synchronstimme wirkt zudem unangenehm besserwisserisch. Da der Mann nichts zu erzählen hat, was nicht auch ohne ihn hätte klar werden können, wäre hier weniger, nämlich ein Verzicht auf diesen Nervbolzen, deutlich mehr gewesen. Das hätte auch den angenehmen Effekt gehabt, die Figuren mit weniger Distanz betrachten zu können.
Trotzdem ist Woody Allen insgesamt ein guter Film gelungen, dessen inhaltliche Aussagen zum Thema Liebe im besten Sinne diskussionswürdig sind. Was ja gerne zum Beispiel hier stattfinden kann.
 
  7/10
LG,
Hamburger

