[FSK 16] Lycantrophie : Blutmond
Verfasst: 30.09.2009, 21:04
Prolog
Es war Winter im Lande Neverim. Unerbittlich fegten heftige Schneestürme über die
dichten Wälder. Bei solch einem Wetter wagten nur die Wenigsten, einen Fuß vor die Tür zu setzten. Einer von ihnen war Harald. Mühsam kämpfte sich der alte Mann durch den Forst. Seine Stiefel versanken in den weißen Tiefen. Die Schneeflocken piksten wie Nadelstiche in seinem von Falten geprägten Anlitz. Seine Hose, sowie seine gefütterten Stiefel waren durchnässt, es war eiskalt, nur die Wolfsfelle welche er sich um seinen Bauch und Rücken befestigt hatte, hielten ihn einigermaßen warm.
In seinen Händen fühlte er nichts mehr. Nur mit Hilfe seiner Augen konnte er sich vergewissern, dass er seine Jagdbeute, zwei Hasen, nicht verloren, sondern immer noch fest im Griff hatte.
Er wurde immer schwächer, seine Beine zitterten und waren schwer wie Blei.
Es ist nicht mehr weit, du wirst doch wohl nicht schlapp machen, dachte sich der in die Jahre gekommene Jäger und stöhnte. Gleich hast du es geschafft.
Selbst die Bäume waren solch seltenes und erbarmungsloses Wetter nicht gewohnt. Die Spitzen der Nadelbäume und die kargen Äste der Laubbäume bewegten sich durch den wilden, mit Schnee vermengten Wind hin und her.
Die Sichtverhältnisse waren sehr bescheiden. So konnte er gerade mal zwei bis drei Meter weit sehen. Um sicher nach Hause zu gelangen, musste er einen Wegweiser finden. Diesen hatte er vor Jahren montiert, um sich bei Wetter wie diesem nicht im Wald zu verlaufen.
Wenn er den Weg zu seiner Holzhütte nicht bald fand, würde er als Frostleiche enden.
Er konzentrierte sich auf den Pfad vor seinen Füßen. Da versperrte eine schemenhafte Gestalt den Weg. Dank der schlechten Sicht, konnte er nicht erkennen, was es war. Das einzige was er vernahm, war das Jaulen des Windes und das Hecheln des Wesens vor sich.
Er schauderte, sollte er hier und jetzt, Opfer eines wilden Tieres werden. "Verschwinde!" schrie er das unbekannte Wesen an, seine Beute glitt ihm aus der Hand.
Aus den Kehlen der Hasen floss Blut und benetzte die Schneekristalle zu seinen Füßen. Seine Rechte fuhr unter die Jacke und kam mit seinem langen Jagddolch wieder hervor.
Wenn du dich mit mir anlegen willst, nur zu. Doch ich verspreche dir, das wird kein leichtes Spiel. Augenblicklich verschwand die Gestalt wieder.
Verdammt, ich werde mir doch nicht vor einem wilden Tier vor Angst in die Hose scheissen, als ich noch jung war wurde ich mit ganz anderen Kalibern fertig.
Nachdenklich verstaute er seinen Dolch und hob seine Beute wieder auf. Im Schnee
hatte sich eine kleine Blutlache gebildet. Das Adrenalin in seinen Adern zwang sein Herz dazu schneller zu schlagen und den Körper mit dem warmen Blut neue Kraft zu spenden.
Da sah er etwas, was ihm bekannt vor kam. Als er genauer hinsah, erkannte er seinen Wegweiser.
Obwohl er durch die dichten Schneewehen kaum etwas erkennen konnte war er sich todsicher und lief selbstbewusst darauf zu. Fünf bis sechs Schritte weiter, dann stand er vor seinem Holzhaus. Aus den Fenstern schien warmes Licht. Es sah sehr einladend aus.
Erleichtert und mit den letzten Kräften schleppte er sich zur Holztür, die, als er sie öffnete, laut ächzte. Ein wohltuender Schwall von Wärme kam ihm entgegen. Ein Kaminofen und mehrere Kerzen, die im ganzen Haus verteilt waren, spendeten Licht.
An der Türinnenseite hingen verschieden Kräuter die einen süßlichen und angenehmen Geruch absonderten. Als Harald langsam die Türschwelle überschritt konnte er sofort eine vertraute Stimme vernehmen :
"Großvater, Großvater, endlich bist du zurück, Mutter und ich haben uns schon Sorgen gemacht.", der kleine Daniel kam auf den alten Mann zu gerannt und umarmte diesen so schwungvoll, dass dieser Schwierigkeiten hatte sein Gleichgewicht zu halten.
"Junge, Junge du brauchst dir doch keine Sorgen um dein Alterchen machen, du weißt doch, dass ich bestens zurecht komme. Das Wetter war ganz schön ungemütlich, geh du mir blos nicht raus heute abend". Der Großvater streichelte dem Jungen zärtlich über seine schwarzen, struppigen Haare. Die kastanienbraunen Augen schauten freudig erregt in das verfrorene Gesicht des alten Mannes. Harald wunderte sich wie groß sein neunjähriger Enkel eigentlich war, er hatte Daniel immer noch als den kleinen, niedlichen Jungen in Erinnerung.
Das Amulett des Jungen, mit dem blutroten Edelstein, schimmerte im Schein des Kaminofens, dieses hatte er vor einigen Jahren von seinem Vater geschenkt bekommen.
Der Anblick des Schmuckstückes erweckten schmerzhafte Erinnerungen in Harald.
"Großvater, du wirst nie im Leben erraten was ich heute gefunden habe."
"Sag mir, was hast du denn entdeckt?", erschöpft ließ sich der Greis auf einen der Stühle sinken und legte die beiden Hasen auf den Holztisch der vor ihm stand. Dieser war mit Tannenzapfen und Walnüssen in der Mitte geschmückt.
"Lass deinen Opa doch erst einmal seine nassen, gefrorenen Felle ausziehen, bevor du ihn mit deinen Fragen und Entdeckungen überfällst.", kam es hinten vom Herd, an welchem Haralds Schwiegertochter Hermine, die er liebte, als wäre sie seine eigene Tochter, das Abendessen zubereitete.
"Das riecht aber gut, was gibt es denn?", sie lächelte "Eintopf mit gelben Rüben, Steinwurz und dem Rest Wildschwein, dass du vor drei Wochen erlegt hast.".
Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Obwohl er die 70 überschritten hatte, besaß er noch einen ausgeprägten Appetit. Es gab Tage da konnte er ein ganzes Reh verschlingen.
Er ging in den Keller um die Hasen dort zu häuten und zu entweiden. Anschließend würde er sie mit Salz und bestimmten Kräutern einreiben um sie haltbar zu machen. Nach getaner Arbeit bestieg er die Leiter nach oben, die zurück zum Erdgeschoss führte. Als er die letzte Strebe erreichte, blickte er in das schmollende Gesicht seines Enkels:
"Wieso hast du mich so lange warten lassen? Ich wollte dir doch erzählen was ich gefunden habe" sagte er beleidigt, "Oh, das habe ich vergessen, tut mir leid, in letzter Zeit vergesse ich so einiges. Aber nun rück raus mit der Sprache". Er schaute seinen Jungen mit versöhnendem Blick an, Daniel erwiderte seine Entschuldigung mit einem freudigen Lächeln.
"Ich habe dein Schnitzmesser gefunden, dass hast du doch so lange gesucht.
Nun kannst du mir wieder so tolle Figuren schnitzen."
Er rannte zu dem Stapel mit dem Feuerholz und nahm einen Scheit, mit diesem rannte er zurück zu seinem Großvater. "Das ist ein sehr gutes Stück Holz, daraus lässt sich bestimmt was Gutes machen", sagte Harald mit professionellem Ton. Das Handwerk der Schnitzerei, war die Gabe, die ihm in die Wiege gelegt worden war. Warum? das wussten nur die Götter allein.
"Du wirst doch nicht jetzt damit beginnen, meinem Sohn ein Geschenk zu machen?!"
sagte Hermine vorwurfsvoll von hinten, "Warum nicht? Wann soll ich ihm sonst etwas schnitzen?", "Wie wärs, wenn du nach dem Essen beginnst".
Vorsichtig brachte sie den dampfenden Kessel zum Tisch. Es roch verführerisch gut,
nun hatte sich wieder der Hunger bei Harald gemeldet.
Es wird langsam auch Zeit, dass ich etwas zwischen die Zähne bekomme. Er rieb sich seinen knurrenden Magen.
Daniel brachte Holzschälchen und Löffel an den Tisch, seine Mutter schöpfte jedem sein Schälchen bis zum Rand. Sie war eine sehr gute Köchin. Alle Speisen, die sie zubereitete, schmeckten hervorragend. Das war einer der Dinge, die der Greis sehr an ihr schätzte. Auch sein Sohn Kurt war sehr von ihrer Kochkunst angetan, leider konnte er ihre Gerichte nicht mehr genießen. Der Schmerz seines Verlustes würde für den Rest von Haralds Leben nie mehr nachlassen. Er hatte der königlichen Armee gedient, Kurt war kein einfacher Soldat gewesen, sondern einer der ranghöchsten Generäle des Königs von Neverim. Dann passierte es vor vier Jahren, die Nachricht hatte alle der Familie wie einen harten Schlag getroffen, außer den kleinen Jungen, ihm hatte man es damals verschwiegen.
Kurt war in der Schlacht bei den Wäldern von Khirim zur Verteidigung des Landes gefallen. Zwei Pfeile durchbohrten ihn, einer traf ihn direkt in die Kehle, ein anderer durchtrennte eine Arterie im Bein. Die Heiler des Königs versuchten alles was in ihrer Macht stand, doch es war bereits zu spät. Er wurde drei Tage nach seinem Tod beigesetzt, sogar König Lothar II. nahm an der Bestattung teil.
Die Trauer kam wieder in ihm hoch. Kein Vater sollte sein Kind zu Grabe tragen.
Tränen rollten seine Wangen hinunter. Er hatte keinen Appetit mehr, zitternd hielt er seinen Löffel in der Rechten und schaute mit teilnahmslosem Blick ins Leere.
"Großvater, was hast du?", fragte Daniel besorgt. Hermine war sich bewusst an was ihr Schwiegervater dachte. Sie selbst hatte nun mit den Tränen zu kämpfen. Sie hatte Kurt so sehr geliebt, doch wollte sie nicht vor ihrem Jungen anfangen zu Weinen. Sie beherrschte sich, auch wenn es ihr schwer fiel. Hermine wollte den alten Mann auf andere Gedanken bringen, sie konnte es nicht ertragen wenn er traurig war.
"Ihr müsst morgen in die Stadt, wir haben kaum noch etwas zu Essen.
Wir brauchen vor allem Brot, Rüben und verschiedene Wurzeln zum würzen der Speisen. Würdest du mit dem Kleinen zum Markt gehen?", fragte Hermine vorsichtig. Der alte Mann wischte sich die Tränen aus dem Gesicht
"Entschuldigung, es kam einfach so über mich..., Natürlich werden wir in der Stadt deine Einkäufe erledigen. Ein bisschen Abwechslung würde dem Jungen gut tun, er hat ja schon ewig die Stube nicht mehr verlassen. Hoffen wir mal, dass das Wetter etwas milder wird.".
Es war ihr gelungen, sie konnte das Thema Tod und Trauer aus der Gegenwart des Jungen verdrängen. Nachdem alle fertig waren mit dem Essen, brachte sie Daniel ins Bett "Träum was Schönes mein Kleiner". Zärtlich küsste sie ihn auf die Stirn, kurz darauf legte sie sich selbst schlafen. Harald saß an diesem Abend noch am Kamin, das Stück Holz in der Hand, und begann die ersten groben Stücke weg zu schnitzen.
Als er die Figur halb fertig hatte, - es sollte ein Wolf werden -, schaute er aus dem Fenster. Wenn er sich nicht geirrt hatte musste es schon um die zwei oder drei Uhr Morgens gewesen sein, als er sein Halbfertiges Werk auf den Tisch legte und danach zu Bett ging.
Am nächsten Tag verließen Harald und sein Enkel sehr früh das Haus, sogar vor dem Frühstück. Der Weg zur Stadt dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde, das Wetter hatte sich derweil beruhigt, kein Windchen wehte, es gab nicht einmal einen leichten Schneefall.
Der Spaziergang zur Stadt verlief sehr entspannt, Harald erzählte Daniel ein paar Geschichten aus seinen jungen Jahren. Wie er zum Beispiel einen Bären erlegt hatte, und das nur mit seinem Dolch, seiner Geschicklichkeit und seiner Erfahrung als Jäger.
Daniel verehrte seinen Großvater sehr. Für ihn war er alles, auch sein Vorbild. Wenn er groß war wollte er auch mal so ein geschickter Jäger werden.
Nicht mehr sehr weit von ihnen ragten die großen Türme der Stadt majestätisch in den Himmel, umringt von einer mächtigen Mauer. Das mächtige mit Zwergenstahl beschlagene Tor war mindestens acht Meter hoch und schützte die Stadt Numir vor unerwünschten Besuchern.
Zwergenstahl war um einiges härter als normaler Stahl, das Erz wurde in speziellen zwergischen Bergwerken abgebaut und unter extremster Hitze eingeschmolzen. Dieses Metall bestand aus fünfundzwanzig Schichten.
Die Gardisten am Tor ließen die Beiden ohne weiteres durch. Harald war ein angesehener Mann, was er wohl vor allem seinem verstorbenen Sohn zu verdanken hatte.
Kurt war dem König sehr vertraut gewesen und hatte vielen Menschen der oberen Schicht bei
Problemen geholfen. Diese gaben ihre Dankbarkeit nun des öfteren an Harald weiter, es war nicht selten, dass der alte Mann einen Schinken oder andere Präsente geschenkt bekam.
Der Greis nahm seinen Enkel fest an die Hand, er wollte ihn nicht im Gedränge der Menschenmassen verlieren. Immerhin war an jenem Tag Wochenmarkt, und an solchen Tagen war die Hölle los. Sie gingen die breite Hauptstraße entlang, welche direkt zum Marktplatz führte.
Auf ihrem Weg kamen ihnen viele Bewohner Numirs entgegen, Menschen, Zwerge, Elfen und manchmal sogar Novizen der hiesigen Schule für Magie. Einige der Einwohner waren sehr merkwürdig. Sie sahen einen jungen Mann auf der Straße sitzen, der ein merkwürdiges Kraut rauchte. Er schwafelte wirres Zeug und hallizunierte. Ein paar, die an ihm vorbeigingen, beschimpften und bespuckten den armen verwirrten Mann "Verschwinde, Abschaum wie du sind hier nicht erwünscht", "Was bist du denn für ein armes Schwein." .
Andere wiederum würdigten ihn keines Blickes.
Obwohl Harald den Mann nicht leiden konnte, hatte er Mitleid mit ihm, in seiner Art und Lage wie er hilflos und verwirrt auf der Straße saß. Warum, das wusste er selbst nicht.
Endlich hatten sie den Markt erreicht, es war großes Durcheinander und überall verkündeten Händler ihre Angebote.
"Ihr wollt frisches Fleisch, vor euren Augen geschlachtet, dann seid ihr bei mir genau richtig.
Ein halbes Schwein nur vier Gulden", "Wenn ihr auf guten Wein, alten Schnaps und herausragendes Met besteht so kauft bei Vaktor euren Alkohol."
"Herkömmliche Waffen sind gegen meine Zwergenware der letzte Dreck, werft eure alten Äxte und Schwerter in den Müll und besorgt euch ein wunderschönes Stück Zwergenarbeit, bei mir, Tundril dem Zwerg" das kleine Wesen grinste überlegen, streifte sich über seinen roten langen Vollbart und grüßte Harald freundlich. "Kennst du diesen Zwerg?" fragte Daniel mit großen Augen, er hatte noch nie die Bekanntschaft mit einem dieser wunderbaren kleinen Geschöpfe gemacht. "Ja, ich kenne ihn, er hat mir den Dolch verkauft, ausgezeichnete Ware. Ich besitze ihn schon seid ungefähr sieben Jahren, habe ihn ständig im Gebrauch und trotzdem ist er wie gerade frisch geschmiedet. Diese Zwerge besitzen ein echt beneidenswertes Talent". Er fasste seinem Enkel auf die Schulter, beide winkten fröhlich dem Zwerg zu, daraufhin verbeugte sich dieser höflich.
Obwohl diese ganzen Angebote sehr verlockend waren, kaufte Harald bei dem Händler seines Vertrauens, bei Martin. Er kannte ihn schon sehr lange, und bekam immer einen Freundschaftspreis. Der Großvater suchte sich seine Sachen raus und unterhielt sich währenddessen mit seinem alten Freund. "Sag mal, hast du irgendwelche Neuigkeiten gehört?
Bei uns im Wald bekommen wir nicht viel mit von der Welt da draussen.",
"Politisch gibt es nichts neues, da ist alles beim Alten. Aber hier in der Gegend treibt sich zur Zeit ein tollwütiges Tier herum. Es hat schon vier Menschen erwischt. Eines der Opfer war ein kleiner Junge, das arme Kind hatte nicht den Hauch einer Chance. Das Viech hatte ihm den Kopf abgebissen.", Harald musste bei dieser Nachricht schwer schlucken.
Er erinnerte sich an seine unheimlich Begegnung am Vortag. Verdammt, ich stand diesem Ding sogar noch gegenüber... der arme Junge, er hatte noch ein ganzes Leben vor sich. Der Großvater schaute besorgt zu seinem Enkel, dieser stand neben ihm und beobachtete neugierig die Leute auf dem Platz, so unschuldig und lieb. Was wäre wenn Daniel das nächste Opfer werden würde.
"Was ist mit den Eltern des Verstorbenen? Geht es ihnen gesundheitlich gut?",
"Der Junge hatte keinen Vater, die Mutter hatte sich, nachdem sie die Nachricht erhielt, umgebracht. Man fand sie draussen am Friedhof, sie hing an einem Strick, der an einer starken Eiche befestigt war.". Der Alte war erschrocken als er zu Daniel schaute, solche Geschichten waren nichts für junge Ohren.
"Wie viel bin ich dir schuldig?", fragte er und kramte seinen Lederbeutel aus der Jackentasche, "5 Gulden", vor Überraschung klappte sein Kiefer nach unten.
"Willst du mich ausplündern? Ich dachte du machst mir einen Freundschaftspreis.", sagte er empört und legte ihm widerwillig die fünf Gulden in die Hand.
"Der Winter ist besonders hart, in solch einer Zeit muss jeder um die Runden kommen, normalerweise hätte ich sieben verlangt. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Lass dich nicht von diesem scheiss Wetter unterkriegen, oder von dem Tier zerfleischen. Ich will doch meine Kunden nicht verlieren.", manchmal war der Humor seines Freundes sehr unpassend, wie zum Beispiel in dieser Situation. "Daniel, denkst du, du kannst deinem Opa tragen helfen?".
Der Junge nickte nur und war schon dabei einen der Körbe, welche bis oben hin mit Nahrungsmitteln gefüllt war, auf seinen Rücken zu schnallen. Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter.
"Sag mal mein Kleiner, du wärst doch bestimmt an einem Handel interessiert, oder?",
Daniel drehte sich um und schaute in das Gesicht eines merkwürdigen Mannes. Er hatte ein gepflegtes Äusseres, kurze braune Haare und einen feinen Schnurrbart. Seine Kleider waren sehr wertvoll, er trug ein weißes Hemd, darüber eine dunkelblaue Seidenweste, seine Hose war aus schwarzem Leder und mit Nieten versehen. Er reichte dem Jungen seine Hand, "Mein Name ist Sakur, ich komme aus dem Süden und bin an wertvollen Artefakten interessiert.",
"Wir besitzen aber nichts Wertvolles.", sagte Daniel etwas verwirrt, warum sollte dieser Mann etwas von ihm abkaufen wollen.
Sakur nickte lächelnd auf die Stelle an welcher der Junge sein Amulett trug.
"Wie viel verlangst du dafür? Ich biete dir 600 Gulden", als Harald das Angebot hörte staunte er nicht schlecht. Soviel Geld für das Schmuckstück seines Enkels. Für 600 Gulden konnte sich Daniel ganze 5 Amulette kaufen. "Nein ich verkaufe es nicht!", sagte Daniel trotzig und umklammerte das Geschenk seines Vaters, als wolle er es vor gierigen Händen schützen.
"850 Gulden, das ist mein letztes Angebot.", sprach der Südländer trotzig. Obwohl er nur leichte Kleider an hatte, schien er bei diesem Wetter nicht zu frieren. Als Harald dies auffiel wurde er etwas misstrauisch. Alle Besucher des Marktplatzes hatten dicke Winterkleidung an und froren trotzdem, und er stand da als wäre es Frühling. Ohne darüber nachzudenken gab Daniel seine Antwort kund, "Ich bleibe bei Nein, das ist ein Geschenk meines Vaters, ich will das nicht verkaufen. Lassen sie mich in Ruhe". Harald musste seufzen, das Geld hätten sie prima gebrauchen können. Es war aber die Entscheidung des Jungen, und da wollte er ihn nicht beeinflussen. So langsam wurde der Mann ungeduldig, seine Augen verengten sich und seine Hände wurden sehr unruhig. "1200, dies ist wirklich mein letztes Angebot. Sei kein Narr, nun verkauf mir das Ding endlich", sein Angebot hatte er etwas lauter verkündet als geplant. Eine Menge aus Menschen, Zwergen und Elfen versammelten sich neugierig um die drei.
Daniel schaute den Mann entnervt und wütend an: "Verstehen sie endlich, ich will es nicht verkaufen, und nun lassen sie mich endlich in Ruhe".
Das war zu viel des Guten. Sakur packte den Jungen am Arm und zerrte wie verrückt an den zarten Händen welche sich fest um das Amulett klammerten, "Nun gib es endlich her, du kleiner Bengel.". Die Schaulustigen waren empört und riefen nach der Wache. Harald versuchte den Mann von Daniel weg zu reißen, doch dieser war ungewöhnlich stark für seine Statur und schubste den alten Mann mit nur einem Arm von sich. "Hilfe, hilfe mein Enkel wird ausgeraubt".
Es war nur kurze Zeit vergangen, Daniel hatte sich bis jetzt tapfer zur Wehr gesetzt und die Hände immer noch fest verschlossen, da waren die Soldaten Numirs zur Stelle. Sie brauchten fünf Männer um ihn in Schach zu halten, doch anschließend konnte es ihnen gelingen, Sakur festzunehmen. Daniel blieb wie angewurzelt stehen, bis er den Mann, der zum Kerker gebracht wurde, nicht mehr sehen konnte. Es unterhielt sich der Hauptmann, ein Elf in schwerer Rüstung, mit Harald über den Ablauf des Verbrechens. "Ein merkwürdiger Mann, bietet zuerst an das Amulett abzukaufen, und dann entschließt er sich doch dazu den Knaben zu berauben. Entweder ist er verrückt oder ein Mann den man leicht in Rage bringt." überlegte der Elf halblaut.
"Ich hoffe er hat ihrem Enkel nichts angetan.", fragte der Hauptmann besorgt und schaute zu dem verstörten Jungen. "Ihm geht es gut, er wird schnell darüber hinwegkommen, er lebt in einer gefährlichen Welt. So eine Erfahrung macht ihn nur weiser.". Er nahm seinen Enkel in den Arm, "Hab keine Angst, er wird dir nichts mehr tun können. So, nun lass uns nach Hause gehen.". Er verabschiedete sich nahm die beiden Körbe und verließ mit dem Jungen an der Hand die Stadt.
Die Kleidung von Daniel war bei der Auseinandersetzung kaputt gegangen, der Mann hatte ein Stück Stoff des rechten Ärmels abgerissen. Sie wollten diese unangenehme Angelegenheit die auf dem Markt stattgefunden hatte schnell vergessen und beeilten sich, um noch vor dem androhenden Unwetter Zuhause anzukommen.
Kaum hatten sie das Holzhaus erreicht, rannte der Junge zu seiner Mutter und erzählte ihr aufgeregt und den Tränen nahe, die ganze Geschichte. Sie schaute etwas ängstlich und fragend zu ihrem Schwiegervater. "Habt keine Angst, der Halunke sitzt im Gefängnis und wird es nicht so schnell wieder verlassen" sprach er beruhigend zu Mutter und Sohn.
Die Stimmung beruhigte sich und der restliche Tag nahm seinen gewohnten Gang.
Nach dem Abendessen, es war bereits dunkel und draussen stürmte es auf heftigster Weise, versprach Harald seinem Enkel eine Geschichte zu erzählen. Er setzte sich an den Kamin, auf den großen, gepolsterten Holzstuhl, in der Rechten hielt er eine Pfeife die er sich gerade mit Marador-Tabak stopfte, vor ihm saß Daniel, mit dem Rücken zum Feuer, aufgeregt und freudig.
"Was für eine Geschichte wirst du mir gleich erzählen Großvater?", er wurde immer ungeduldiger, Harald musste daraufhin anfangen zu Lachen "Du kannst es ja kaum erwarten, ich lasse dir die Wahl zwischen einer Geschichte die von Lycantrophen handelt oder einer Rittergeschichte.", "Was sind Lycaprofen?" fragte er mit neugierigen Augen und hopste auf den Schoß seines Opas, welcher aufgrund des Schwunges beinahe vom Stuhl fiel.
"Sachte, sachte, ich bin nicht mehr der jüngste.- Lycantrophen sind Werwölfe, verfluchte Menschen die sich bei Vollmond in wolfartige Wesen verwandeln.", Daniel schauderte,
"Uh, das hört sich ja gruselig an, ich möchte die Geschichte über die Lycaprofen.."
"Lycantrophen", verbesserte ihn sein Großvater und streichelte ihn zärtlich über den Kopf.
Hermine, die am Herd stand und an einem warmen Kübel, das Geschirr spülte, musste lachen als sie die beiden so reden hörte.
"Also, mein Junge. Lycantrophen gibt es schon so lange, wie es uns Menschen gibt.
Also ungefähr 5000 Jahre lang, der Fluch wird durch einen Biss von einem schwarzen Wolf, mit weißen Augen oder von einem Lycaner selbst übertragen. Außerdem ist der Fluch vererbar, das heißt wenn deine Mutter diesen in sich trägt, dann bist du auch ein Lycantroph."
Der Junge war für wenige Sekunden abwesend, was wäre, wenn ich so ein Lycantroph sei, würde ich dann als kleiner Wolf durch die Wälder streifen?
"Normal verwandelt sich ein Verfluchter an Vollmondtagen, er wird zu einer schrecklichen Bestie die Freund von Feind nicht unterscheiden kann. Er kommt in eine Art Blutrausch in welchem er alles tötet was ihm vor die Füße läuft.
Viele grausame Geschichten sind im Umlauf, von gräßlichen Lycanern die Siedlungen nachts überfallen, die Bewohner auf grausamster Art und Weise umbringen und diese dann fressen.
Es gibt aber auch andere Werwölfe, mächtigere. Diese sind nach ihrer Verwandlung nicht einfache, wilde Bestien, sondern haben ihren Verstand und Geist unter Kontrolle.
Außerdem können sie sich in jeder beliebigen Nacht verwandeln.
Leider trieben viele, die diese seltene Begabung besaßen, nur Missbrauch, um damit noch effizienter zu töten.
Man erzählt sich, dass es zwei Clans von mächtigen Lycantrophen gegeben haben soll, der eine war der Clan der Silberrücken. Sie waren ehrenvoll und haben niemals grundlos gemordet, ihre bevorzugte Beute war Wild aus ihrer Umgebung. Einige von ihnen machten es sich sogar zur Aufgabe, die Menschen vor Bösem zu beschützen.
Der andere Clan waren die Bloodclaws. Sie waren genau das Gegenteil, sie töteten so oft sie konnten. Kein Dorf war vor ihnen sicher. Beide Clans waren erbitterte Feinde und führten Kriege gegeneinander. Doch Heutzutage hört man kein Sterbenswörtchen mehr von ihnen, es scheint als habe die Erde sie verschluckt.".
Daniel hatte der ganzen Geschichte gespannt zugehört. Er war müde, aber aufgeregt zugleich,
in seinem Kopf schwirrten noch so viele Fragen umher.
"Großvater hast du jemals einen Werwolf zu Gesicht bekommen?", fragte er neugierig,
"Bei den Göttern, zum Glück nicht. Wäre ich einem begegnet, stände ich heute Nacht bestimmt nicht vor dir", Daniel ging zum Fenster und schaute hinaus, er konnte kaum etwas erkennen, es war stockfinstere Nacht, das einzige was er sah war Schnee. Er konnte den stürmischen Wind heulen hören, wie er über das Land hinwegfegte. "So mein Kleiner, nun ist es Zeit ins Bett zu gehen." Harald lächelte und gab ihm einen leichten Klaps auf den Rücken.
Auf einmal sprang die Haustür auf, Holzsplitter flogen entgegen und der schneevermengte Wind blies die Kerzen aus. Das Feuer im Kamin flackerte unruhig. Die Tür war aus den Angeln gerissen worden. Hermine die sich kurz zuvor in das Bett gelegt hatte, war von dem lauten Knall aufgewacht. Ihr Herz schlug wie wild, sie konnte sich vor Angst nicht rühren.
In der Schwelle stand ein großer Schatten, die Gestalt atmete tief ein und aus. Harald zog augenblicklich seinen Dolch und schaute zu Daniel,
"Beweg dich keinen Schritt weiter, hast du mich verstanden, bleib da stehen wo du gerade bist."
Das Wesen trat vor, im Schein des Kaminfeuers konnte man ungenau erkennen, um wen es sich bei diesem unerwarteten Besuch handelte. Als Hermine das Ungeheuer zu Gesicht bekam fing sie lauthals an zu schreien. Harald war starr vor Schreck und blieb wie angewurzelt stehen, so etwas hatte er noch nie zuvor gesehen.
Vor ihnen stand eine mannshohe Bestie, sie hatte die Schnauze eines Wolfes, sowie die Hinterbeine und den Schweif, aber die Arme und der Rumpf glichen dem eines Menschen. Die Zähne waren spitz und rasiermesserscharf. Es bewegte sich langsam auf den Jungen zu, Harald stellte sich mutig vor das Wesen und versperrte ihm den Weg.
"Sei kein Narr, Alterchen. Ich will nur zu dem Jungen und sein Amulett abholen. Danach, das verspreche ich, schenke ich euch einen schnellen Tod". Die Stimme des Lycantrophen war sehr tief und unmenschlich, boshafte, zu Schlitzen verengte Augen funkelten den alten Mann an.
"Geh mir aus dem Weg!", ein einziger Schlag mit der Pfote genügte und der alte Greis flog in Richtung von Tisch und Stühlen. Krachend wurde er durch den Esstisch geschmettert.
Hermine kreischte nun noch hysterischer, was dem Werwolf überhaupt nicht zu gefallen schien. Er machte einen Satz und landete vor Hermines Bett, welche verkrampft vor Angst ihre Bettdecke umklammerte. Ein Schlag mit der klauenbesetzten Pfote reichte aus um die arme Frau für immer zum Schweigen zu bringen. Die scharfen Klauen durchtrennten sauber die Hauptschlagader des Halses. Das Blut spritzte gegen die Holzwand, die Bettwäsche färbte sich rot.
Daniel stand immer noch in der Mitte des Hauses, starr und stumm, seine Augen wurden langsam feucht. Seine Mutter war tot, sein Großvater schwer verletzt und er würde nun das nächste Opfer werden. Er wollte fliehen, doch die Angst lähmte seine Glieder.
Er biss verkrampft auf die Unterlippe, bis diese auf riss.
Der Lycaner stapfte mit schweren Schritten auf ihn zu, in seinem wilden Gesicht konnte man eine Art Befriedigung erkennen. "So, nun kommen wir zu dir.".
Daniel sank auf die Knie und verkniff die Augen, Tränen der Verzweiflung und der Todesangst rollten seine Wangen hinunter. Er schaute betrübt auf den Boden und sprach mit hauchender, weinerlicher Stimme "Bitte, bring mich nicht um.".
"Lauf mein Junge, lauf so schnell du kannst und blicke nicht zurück", das war die brechende Stimme seines Großvaters, dieser befand sich unmittelbar hinter dem Werwolf, beide Beine waren gebrochen, er lag auf dem Bauch, in seiner Rechten immer noch der Dolch. Ein gellender, unmenschlicher Schrei. Daniel erwachte aus seiner Lähmung, Harald hatte dem Biest seinen Dolch in die rechte Pfote gerammt. Dies war seine einzige und letzte Gelegenheit zur Flucht, er hastete zu einem der Fenster, öffnete es und sprang in den bitterkalten Schnee.
Er rannte so schnell er konnte, seine Füße gruben sich immer tiefer in den weißen Schnee.
Ein Fluss von Tränen rann seine Wangen hinunter, er hatte soeben seine ganze Familie verloren, durch eine grausame Bestie, die offenbar noch Vergnügen daran hatte.
Er ließ das Haus hinter sich, immer tiefer in den dunklen Wald hinein laufend.
In der Dunkelheit sahen die alten knorrigen Bäume aus wie boshafte Geschöpfe. Diese schienen ihre Äste um ihn schlingen zu wollen. Er lief unaufhörlich weiter, er wusste nicht wohin er rannte, er wollte einfach soweit wie möglich weg von diesem gräßlichen Biest.
Während er floh, umklammerte er sein Amulett und wünschte sich sein Vater wäre bei ihm, dieser würde ihn bestimmt vor diesem Ungeheuer beschützen.
Vor ihm tat sich eine Lichtung auf, der Halbmond beleuchtete mit seinem weiß-milchigem Licht die Lichtung so sehr, dass man sie einigermaßen überblicken konnte.
Weit und breit war nichts zu sehen. Hatte er das Unding abgehängt.
Bitte, bitte lass es nur ein Traum sein, dachte er sich. Die Sicht war durch die nassen Augen sehr verschwommen, seine Hände zitterten. Einerseits durch Angst, andererseits durch die Kälte.
Es wehte zwar nicht mehr so stark, die Temperaturen waren aber weiter gesunken.
Plötzlich riss ihn etwas zu Boden, er wurde ruckartig umgedreht und schaute in die Fratze des Lycantrophen. "So nun gib mir endlich das Amulett du Bastard." zischte es, doch Daniel umklammerte es umso mehr. Der Werwolf öffnete sein Maul und Biss zu.
Die scharfen Reißzähne bohrten sich in das weiche Fleisch, man konnte das Brechen von Knochen vernehmen. Der Junge schrie vor Schmerzen auf und lies die Hände von dem Amulett gleiten. Der Werwolf riss es ihm vom Hals, er brüllte triumphierend. Er hob seine Rechte um dem Jungen nun den Todesstoß zu verpassen. Daniel schloss die Augen. Nun ist es also vorbei, hier und jetzt soll ich sterben. Auf einmal konnte er ein leises Surren vernehmen.
Es waren nur wenige Augenblicke vergangen ohne, dass sich etwas tat. Die Zeit verging für das Kind unglaublich langsam, jede Sekunde verging wie eine Ewigkeit.
Er spürte wie etwas warmes auf sein Gesicht klatschte, es war feucht, langsam traute er sich seine Augen wieder zu öffnen. Daniel fuhr sich mit der gesunden Hand durch das Gesicht, eine rote, dicke Flüssigkeit klebte an seinen Händen. Es war Blut, aber nicht sein eigenes.
Er sah, dass der Werwolf anfing zu schwanken. Aus seinem Stirn ragte ein metallener Gegenstand, er röchelte, Blut ergoss sich aus seinem Maul. Das Untier sackte schwerfällig in den Schnee und blieb dort liegen. Eine Lache tränkte den Grund unter ihm in ein tiefes Rot. Der Werwolf fing an sich zu verwandeln, er schrumpfte zusammen und verlor all seine Haare, sein Maul formte sich zu einem Menschengesicht, sowie der Rest seines Körpers immer mehr menschlicher wurde. Mit Schrecken erkannte Daniel wer der Lycantrophe war. Der tote, nackte vor ihm im Schnee liegende Körper, gehörte niemand anderem als Sakur. Daniel weinte bitterlich, hätte ich ihm bloß dieses Amulett verkauft, dann wäre meine Familie wahrscheinlich noch am Leben. Sein linker Arm schmerzte fürchterlich, er war mehrmals gebrochen und eine große Fleischwunde klaffte aus dem Unterarm.
Auf einmal konnte er aus der Ferne Stimmen vernehmen: "Diese Armbrust ist wahrlich pures Gold wert.","Ach was, das war doch nur ein Glückstreffer, gib nicht so an." sprach die andere Stimme mit herabfallendem Ton. "Schau mal Elvrich, da sitzt jemand im Schnee, ein Kind.". Daniel schaute in die Richtung aus welcher die Stimme kam. Ein Mann und ein Elf hasteten zu ihm. "Schau dir mal an ob der Kleine verletzt ist, ich durchsuche derweil den Lycaner." sagte der Mann mit kräftiger Stimme. "Oh das sieht ja böse aus, warte mal das lässt sich richten, es gibt keine Verletzung die ich noch nicht kurieren konnte". Der Elf kramte aus seinem Lederbeutel den er an seinem Gürtel trug ein paar Kräuter, "Ich werde die Wunde jetzt nun mit Schnee auswaschen, und danach mit Alkohol behandeln.".
Der Elf hatte blaue Augen, langes schwarzes Haar, und ein sehr schmales Anlitz. Sein Körper war sehr athletisch gebaut, er trug eine Lederrüstung, und hatte einen Kampfstab auf dem Rücken gebunden. Von hinten kam der Mann auf sie zu.
"Es war ein Lycantroph der Bloodclaws, außerdem hatte er ein Amulett...", "Das ist meins, geben sie mir es bitte wieder."
Stirnrunzelnd schaute ihn der Mann an. Er hatte ein vom Wind und Wetter geprägtes Gesicht, es war recht schmal und eine lange Narbe verlief von seinem linken Auge bis zum Mundwinkel. Er trug einen braunen Vollbart, und hatte schulterlanges, verdrecktes Haar. Seine Statur war äußerst kräftig. Er trug eine Teilrüstung, die aus Leder-und Eisenteilen bestand. Außerdem hatte er mehrere Waffen bei sich, ein Langschwert, einen Dolch, und eine Armbrust, welche er samt Köcher um den Rücken gebunden hatte. "Sag mal wie heißt du Kleiner? Mein Name ist Marius, und der Elf hier wird Elvrich genannt.", "Mein Name ist Daniel" stotterte der Kleine. Elvrich war damit beschäftigt aus Stöcken und Stoff eine Schiene für den gebrochenen Arm des Jungen anzufertigen. "Sobald er dich verarztet hat, bringen wir dich nach Hause.", "Ich habe kein Zuhause, und in das Haus das einst mein Heim war, möchte ich nicht mehr zurückkehren."
Elvrich war fertig und ging zu Marius, er flüsterte ihm etwas ins Ohr, der Mann schaute Daniel mit sehr besorgten Blicken an. Er fing mit dem Elf an, auf einer dem Jungen unbekannten Sprache, zu diskutieren. Die Nachricht des Elfen schien ihn schwer zu beschäftigen. Mehrere Male schaute er zu dem Jungen, und widmete sich dann der Diskussion wieder. Sie waren zu einem Entschluss gekommen, "Du wirst mit uns kommen. Wir brechen zu dieser Stunde und an diesem Ort sofort auf. Wir werden zu meiner Burg gehen, diese liegt in südöstlicher Richtung."
Er hob den Jungen aus dem Schnee und trug ihn auf dem Arm. Der Elf packte hastig seine Heilkräuter und Verbände zusammen und folgte den beiden.
Sie verließen die Lichtung und wurden von der Dunkelheit des Waldes verschlungen.
(c)
Es war Winter im Lande Neverim. Unerbittlich fegten heftige Schneestürme über die
dichten Wälder. Bei solch einem Wetter wagten nur die Wenigsten, einen Fuß vor die Tür zu setzten. Einer von ihnen war Harald. Mühsam kämpfte sich der alte Mann durch den Forst. Seine Stiefel versanken in den weißen Tiefen. Die Schneeflocken piksten wie Nadelstiche in seinem von Falten geprägten Anlitz. Seine Hose, sowie seine gefütterten Stiefel waren durchnässt, es war eiskalt, nur die Wolfsfelle welche er sich um seinen Bauch und Rücken befestigt hatte, hielten ihn einigermaßen warm.
In seinen Händen fühlte er nichts mehr. Nur mit Hilfe seiner Augen konnte er sich vergewissern, dass er seine Jagdbeute, zwei Hasen, nicht verloren, sondern immer noch fest im Griff hatte.
Er wurde immer schwächer, seine Beine zitterten und waren schwer wie Blei.
Es ist nicht mehr weit, du wirst doch wohl nicht schlapp machen, dachte sich der in die Jahre gekommene Jäger und stöhnte. Gleich hast du es geschafft.
Selbst die Bäume waren solch seltenes und erbarmungsloses Wetter nicht gewohnt. Die Spitzen der Nadelbäume und die kargen Äste der Laubbäume bewegten sich durch den wilden, mit Schnee vermengten Wind hin und her.
Die Sichtverhältnisse waren sehr bescheiden. So konnte er gerade mal zwei bis drei Meter weit sehen. Um sicher nach Hause zu gelangen, musste er einen Wegweiser finden. Diesen hatte er vor Jahren montiert, um sich bei Wetter wie diesem nicht im Wald zu verlaufen.
Wenn er den Weg zu seiner Holzhütte nicht bald fand, würde er als Frostleiche enden.
Er konzentrierte sich auf den Pfad vor seinen Füßen. Da versperrte eine schemenhafte Gestalt den Weg. Dank der schlechten Sicht, konnte er nicht erkennen, was es war. Das einzige was er vernahm, war das Jaulen des Windes und das Hecheln des Wesens vor sich.
Er schauderte, sollte er hier und jetzt, Opfer eines wilden Tieres werden. "Verschwinde!" schrie er das unbekannte Wesen an, seine Beute glitt ihm aus der Hand.
Aus den Kehlen der Hasen floss Blut und benetzte die Schneekristalle zu seinen Füßen. Seine Rechte fuhr unter die Jacke und kam mit seinem langen Jagddolch wieder hervor.
Wenn du dich mit mir anlegen willst, nur zu. Doch ich verspreche dir, das wird kein leichtes Spiel. Augenblicklich verschwand die Gestalt wieder.
Verdammt, ich werde mir doch nicht vor einem wilden Tier vor Angst in die Hose scheissen, als ich noch jung war wurde ich mit ganz anderen Kalibern fertig.
Nachdenklich verstaute er seinen Dolch und hob seine Beute wieder auf. Im Schnee
hatte sich eine kleine Blutlache gebildet. Das Adrenalin in seinen Adern zwang sein Herz dazu schneller zu schlagen und den Körper mit dem warmen Blut neue Kraft zu spenden.
Da sah er etwas, was ihm bekannt vor kam. Als er genauer hinsah, erkannte er seinen Wegweiser.
Obwohl er durch die dichten Schneewehen kaum etwas erkennen konnte war er sich todsicher und lief selbstbewusst darauf zu. Fünf bis sechs Schritte weiter, dann stand er vor seinem Holzhaus. Aus den Fenstern schien warmes Licht. Es sah sehr einladend aus.
Erleichtert und mit den letzten Kräften schleppte er sich zur Holztür, die, als er sie öffnete, laut ächzte. Ein wohltuender Schwall von Wärme kam ihm entgegen. Ein Kaminofen und mehrere Kerzen, die im ganzen Haus verteilt waren, spendeten Licht.
An der Türinnenseite hingen verschieden Kräuter die einen süßlichen und angenehmen Geruch absonderten. Als Harald langsam die Türschwelle überschritt konnte er sofort eine vertraute Stimme vernehmen :
"Großvater, Großvater, endlich bist du zurück, Mutter und ich haben uns schon Sorgen gemacht.", der kleine Daniel kam auf den alten Mann zu gerannt und umarmte diesen so schwungvoll, dass dieser Schwierigkeiten hatte sein Gleichgewicht zu halten.
"Junge, Junge du brauchst dir doch keine Sorgen um dein Alterchen machen, du weißt doch, dass ich bestens zurecht komme. Das Wetter war ganz schön ungemütlich, geh du mir blos nicht raus heute abend". Der Großvater streichelte dem Jungen zärtlich über seine schwarzen, struppigen Haare. Die kastanienbraunen Augen schauten freudig erregt in das verfrorene Gesicht des alten Mannes. Harald wunderte sich wie groß sein neunjähriger Enkel eigentlich war, er hatte Daniel immer noch als den kleinen, niedlichen Jungen in Erinnerung.
Das Amulett des Jungen, mit dem blutroten Edelstein, schimmerte im Schein des Kaminofens, dieses hatte er vor einigen Jahren von seinem Vater geschenkt bekommen.
Der Anblick des Schmuckstückes erweckten schmerzhafte Erinnerungen in Harald.
"Großvater, du wirst nie im Leben erraten was ich heute gefunden habe."
"Sag mir, was hast du denn entdeckt?", erschöpft ließ sich der Greis auf einen der Stühle sinken und legte die beiden Hasen auf den Holztisch der vor ihm stand. Dieser war mit Tannenzapfen und Walnüssen in der Mitte geschmückt.
"Lass deinen Opa doch erst einmal seine nassen, gefrorenen Felle ausziehen, bevor du ihn mit deinen Fragen und Entdeckungen überfällst.", kam es hinten vom Herd, an welchem Haralds Schwiegertochter Hermine, die er liebte, als wäre sie seine eigene Tochter, das Abendessen zubereitete.
"Das riecht aber gut, was gibt es denn?", sie lächelte "Eintopf mit gelben Rüben, Steinwurz und dem Rest Wildschwein, dass du vor drei Wochen erlegt hast.".
Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Obwohl er die 70 überschritten hatte, besaß er noch einen ausgeprägten Appetit. Es gab Tage da konnte er ein ganzes Reh verschlingen.
Er ging in den Keller um die Hasen dort zu häuten und zu entweiden. Anschließend würde er sie mit Salz und bestimmten Kräutern einreiben um sie haltbar zu machen. Nach getaner Arbeit bestieg er die Leiter nach oben, die zurück zum Erdgeschoss führte. Als er die letzte Strebe erreichte, blickte er in das schmollende Gesicht seines Enkels:
"Wieso hast du mich so lange warten lassen? Ich wollte dir doch erzählen was ich gefunden habe" sagte er beleidigt, "Oh, das habe ich vergessen, tut mir leid, in letzter Zeit vergesse ich so einiges. Aber nun rück raus mit der Sprache". Er schaute seinen Jungen mit versöhnendem Blick an, Daniel erwiderte seine Entschuldigung mit einem freudigen Lächeln.
"Ich habe dein Schnitzmesser gefunden, dass hast du doch so lange gesucht.
Nun kannst du mir wieder so tolle Figuren schnitzen."
Er rannte zu dem Stapel mit dem Feuerholz und nahm einen Scheit, mit diesem rannte er zurück zu seinem Großvater. "Das ist ein sehr gutes Stück Holz, daraus lässt sich bestimmt was Gutes machen", sagte Harald mit professionellem Ton. Das Handwerk der Schnitzerei, war die Gabe, die ihm in die Wiege gelegt worden war. Warum? das wussten nur die Götter allein.
"Du wirst doch nicht jetzt damit beginnen, meinem Sohn ein Geschenk zu machen?!"
sagte Hermine vorwurfsvoll von hinten, "Warum nicht? Wann soll ich ihm sonst etwas schnitzen?", "Wie wärs, wenn du nach dem Essen beginnst".
Vorsichtig brachte sie den dampfenden Kessel zum Tisch. Es roch verführerisch gut,
nun hatte sich wieder der Hunger bei Harald gemeldet.
Es wird langsam auch Zeit, dass ich etwas zwischen die Zähne bekomme. Er rieb sich seinen knurrenden Magen.
Daniel brachte Holzschälchen und Löffel an den Tisch, seine Mutter schöpfte jedem sein Schälchen bis zum Rand. Sie war eine sehr gute Köchin. Alle Speisen, die sie zubereitete, schmeckten hervorragend. Das war einer der Dinge, die der Greis sehr an ihr schätzte. Auch sein Sohn Kurt war sehr von ihrer Kochkunst angetan, leider konnte er ihre Gerichte nicht mehr genießen. Der Schmerz seines Verlustes würde für den Rest von Haralds Leben nie mehr nachlassen. Er hatte der königlichen Armee gedient, Kurt war kein einfacher Soldat gewesen, sondern einer der ranghöchsten Generäle des Königs von Neverim. Dann passierte es vor vier Jahren, die Nachricht hatte alle der Familie wie einen harten Schlag getroffen, außer den kleinen Jungen, ihm hatte man es damals verschwiegen.
Kurt war in der Schlacht bei den Wäldern von Khirim zur Verteidigung des Landes gefallen. Zwei Pfeile durchbohrten ihn, einer traf ihn direkt in die Kehle, ein anderer durchtrennte eine Arterie im Bein. Die Heiler des Königs versuchten alles was in ihrer Macht stand, doch es war bereits zu spät. Er wurde drei Tage nach seinem Tod beigesetzt, sogar König Lothar II. nahm an der Bestattung teil.
Die Trauer kam wieder in ihm hoch. Kein Vater sollte sein Kind zu Grabe tragen.
Tränen rollten seine Wangen hinunter. Er hatte keinen Appetit mehr, zitternd hielt er seinen Löffel in der Rechten und schaute mit teilnahmslosem Blick ins Leere.
"Großvater, was hast du?", fragte Daniel besorgt. Hermine war sich bewusst an was ihr Schwiegervater dachte. Sie selbst hatte nun mit den Tränen zu kämpfen. Sie hatte Kurt so sehr geliebt, doch wollte sie nicht vor ihrem Jungen anfangen zu Weinen. Sie beherrschte sich, auch wenn es ihr schwer fiel. Hermine wollte den alten Mann auf andere Gedanken bringen, sie konnte es nicht ertragen wenn er traurig war.
"Ihr müsst morgen in die Stadt, wir haben kaum noch etwas zu Essen.
Wir brauchen vor allem Brot, Rüben und verschiedene Wurzeln zum würzen der Speisen. Würdest du mit dem Kleinen zum Markt gehen?", fragte Hermine vorsichtig. Der alte Mann wischte sich die Tränen aus dem Gesicht
"Entschuldigung, es kam einfach so über mich..., Natürlich werden wir in der Stadt deine Einkäufe erledigen. Ein bisschen Abwechslung würde dem Jungen gut tun, er hat ja schon ewig die Stube nicht mehr verlassen. Hoffen wir mal, dass das Wetter etwas milder wird.".
Es war ihr gelungen, sie konnte das Thema Tod und Trauer aus der Gegenwart des Jungen verdrängen. Nachdem alle fertig waren mit dem Essen, brachte sie Daniel ins Bett "Träum was Schönes mein Kleiner". Zärtlich küsste sie ihn auf die Stirn, kurz darauf legte sie sich selbst schlafen. Harald saß an diesem Abend noch am Kamin, das Stück Holz in der Hand, und begann die ersten groben Stücke weg zu schnitzen.
Als er die Figur halb fertig hatte, - es sollte ein Wolf werden -, schaute er aus dem Fenster. Wenn er sich nicht geirrt hatte musste es schon um die zwei oder drei Uhr Morgens gewesen sein, als er sein Halbfertiges Werk auf den Tisch legte und danach zu Bett ging.
Am nächsten Tag verließen Harald und sein Enkel sehr früh das Haus, sogar vor dem Frühstück. Der Weg zur Stadt dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde, das Wetter hatte sich derweil beruhigt, kein Windchen wehte, es gab nicht einmal einen leichten Schneefall.
Der Spaziergang zur Stadt verlief sehr entspannt, Harald erzählte Daniel ein paar Geschichten aus seinen jungen Jahren. Wie er zum Beispiel einen Bären erlegt hatte, und das nur mit seinem Dolch, seiner Geschicklichkeit und seiner Erfahrung als Jäger.
Daniel verehrte seinen Großvater sehr. Für ihn war er alles, auch sein Vorbild. Wenn er groß war wollte er auch mal so ein geschickter Jäger werden.
Nicht mehr sehr weit von ihnen ragten die großen Türme der Stadt majestätisch in den Himmel, umringt von einer mächtigen Mauer. Das mächtige mit Zwergenstahl beschlagene Tor war mindestens acht Meter hoch und schützte die Stadt Numir vor unerwünschten Besuchern.
Zwergenstahl war um einiges härter als normaler Stahl, das Erz wurde in speziellen zwergischen Bergwerken abgebaut und unter extremster Hitze eingeschmolzen. Dieses Metall bestand aus fünfundzwanzig Schichten.
Die Gardisten am Tor ließen die Beiden ohne weiteres durch. Harald war ein angesehener Mann, was er wohl vor allem seinem verstorbenen Sohn zu verdanken hatte.
Kurt war dem König sehr vertraut gewesen und hatte vielen Menschen der oberen Schicht bei
Problemen geholfen. Diese gaben ihre Dankbarkeit nun des öfteren an Harald weiter, es war nicht selten, dass der alte Mann einen Schinken oder andere Präsente geschenkt bekam.
Der Greis nahm seinen Enkel fest an die Hand, er wollte ihn nicht im Gedränge der Menschenmassen verlieren. Immerhin war an jenem Tag Wochenmarkt, und an solchen Tagen war die Hölle los. Sie gingen die breite Hauptstraße entlang, welche direkt zum Marktplatz führte.
Auf ihrem Weg kamen ihnen viele Bewohner Numirs entgegen, Menschen, Zwerge, Elfen und manchmal sogar Novizen der hiesigen Schule für Magie. Einige der Einwohner waren sehr merkwürdig. Sie sahen einen jungen Mann auf der Straße sitzen, der ein merkwürdiges Kraut rauchte. Er schwafelte wirres Zeug und hallizunierte. Ein paar, die an ihm vorbeigingen, beschimpften und bespuckten den armen verwirrten Mann "Verschwinde, Abschaum wie du sind hier nicht erwünscht", "Was bist du denn für ein armes Schwein." .
Andere wiederum würdigten ihn keines Blickes.
Obwohl Harald den Mann nicht leiden konnte, hatte er Mitleid mit ihm, in seiner Art und Lage wie er hilflos und verwirrt auf der Straße saß. Warum, das wusste er selbst nicht.
Endlich hatten sie den Markt erreicht, es war großes Durcheinander und überall verkündeten Händler ihre Angebote.
"Ihr wollt frisches Fleisch, vor euren Augen geschlachtet, dann seid ihr bei mir genau richtig.
Ein halbes Schwein nur vier Gulden", "Wenn ihr auf guten Wein, alten Schnaps und herausragendes Met besteht so kauft bei Vaktor euren Alkohol."
"Herkömmliche Waffen sind gegen meine Zwergenware der letzte Dreck, werft eure alten Äxte und Schwerter in den Müll und besorgt euch ein wunderschönes Stück Zwergenarbeit, bei mir, Tundril dem Zwerg" das kleine Wesen grinste überlegen, streifte sich über seinen roten langen Vollbart und grüßte Harald freundlich. "Kennst du diesen Zwerg?" fragte Daniel mit großen Augen, er hatte noch nie die Bekanntschaft mit einem dieser wunderbaren kleinen Geschöpfe gemacht. "Ja, ich kenne ihn, er hat mir den Dolch verkauft, ausgezeichnete Ware. Ich besitze ihn schon seid ungefähr sieben Jahren, habe ihn ständig im Gebrauch und trotzdem ist er wie gerade frisch geschmiedet. Diese Zwerge besitzen ein echt beneidenswertes Talent". Er fasste seinem Enkel auf die Schulter, beide winkten fröhlich dem Zwerg zu, daraufhin verbeugte sich dieser höflich.
Obwohl diese ganzen Angebote sehr verlockend waren, kaufte Harald bei dem Händler seines Vertrauens, bei Martin. Er kannte ihn schon sehr lange, und bekam immer einen Freundschaftspreis. Der Großvater suchte sich seine Sachen raus und unterhielt sich währenddessen mit seinem alten Freund. "Sag mal, hast du irgendwelche Neuigkeiten gehört?
Bei uns im Wald bekommen wir nicht viel mit von der Welt da draussen.",
"Politisch gibt es nichts neues, da ist alles beim Alten. Aber hier in der Gegend treibt sich zur Zeit ein tollwütiges Tier herum. Es hat schon vier Menschen erwischt. Eines der Opfer war ein kleiner Junge, das arme Kind hatte nicht den Hauch einer Chance. Das Viech hatte ihm den Kopf abgebissen.", Harald musste bei dieser Nachricht schwer schlucken.
Er erinnerte sich an seine unheimlich Begegnung am Vortag. Verdammt, ich stand diesem Ding sogar noch gegenüber... der arme Junge, er hatte noch ein ganzes Leben vor sich. Der Großvater schaute besorgt zu seinem Enkel, dieser stand neben ihm und beobachtete neugierig die Leute auf dem Platz, so unschuldig und lieb. Was wäre wenn Daniel das nächste Opfer werden würde.
"Was ist mit den Eltern des Verstorbenen? Geht es ihnen gesundheitlich gut?",
"Der Junge hatte keinen Vater, die Mutter hatte sich, nachdem sie die Nachricht erhielt, umgebracht. Man fand sie draussen am Friedhof, sie hing an einem Strick, der an einer starken Eiche befestigt war.". Der Alte war erschrocken als er zu Daniel schaute, solche Geschichten waren nichts für junge Ohren.
"Wie viel bin ich dir schuldig?", fragte er und kramte seinen Lederbeutel aus der Jackentasche, "5 Gulden", vor Überraschung klappte sein Kiefer nach unten.
"Willst du mich ausplündern? Ich dachte du machst mir einen Freundschaftspreis.", sagte er empört und legte ihm widerwillig die fünf Gulden in die Hand.
"Der Winter ist besonders hart, in solch einer Zeit muss jeder um die Runden kommen, normalerweise hätte ich sieben verlangt. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Lass dich nicht von diesem scheiss Wetter unterkriegen, oder von dem Tier zerfleischen. Ich will doch meine Kunden nicht verlieren.", manchmal war der Humor seines Freundes sehr unpassend, wie zum Beispiel in dieser Situation. "Daniel, denkst du, du kannst deinem Opa tragen helfen?".
Der Junge nickte nur und war schon dabei einen der Körbe, welche bis oben hin mit Nahrungsmitteln gefüllt war, auf seinen Rücken zu schnallen. Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter.
"Sag mal mein Kleiner, du wärst doch bestimmt an einem Handel interessiert, oder?",
Daniel drehte sich um und schaute in das Gesicht eines merkwürdigen Mannes. Er hatte ein gepflegtes Äusseres, kurze braune Haare und einen feinen Schnurrbart. Seine Kleider waren sehr wertvoll, er trug ein weißes Hemd, darüber eine dunkelblaue Seidenweste, seine Hose war aus schwarzem Leder und mit Nieten versehen. Er reichte dem Jungen seine Hand, "Mein Name ist Sakur, ich komme aus dem Süden und bin an wertvollen Artefakten interessiert.",
"Wir besitzen aber nichts Wertvolles.", sagte Daniel etwas verwirrt, warum sollte dieser Mann etwas von ihm abkaufen wollen.
Sakur nickte lächelnd auf die Stelle an welcher der Junge sein Amulett trug.
"Wie viel verlangst du dafür? Ich biete dir 600 Gulden", als Harald das Angebot hörte staunte er nicht schlecht. Soviel Geld für das Schmuckstück seines Enkels. Für 600 Gulden konnte sich Daniel ganze 5 Amulette kaufen. "Nein ich verkaufe es nicht!", sagte Daniel trotzig und umklammerte das Geschenk seines Vaters, als wolle er es vor gierigen Händen schützen.
"850 Gulden, das ist mein letztes Angebot.", sprach der Südländer trotzig. Obwohl er nur leichte Kleider an hatte, schien er bei diesem Wetter nicht zu frieren. Als Harald dies auffiel wurde er etwas misstrauisch. Alle Besucher des Marktplatzes hatten dicke Winterkleidung an und froren trotzdem, und er stand da als wäre es Frühling. Ohne darüber nachzudenken gab Daniel seine Antwort kund, "Ich bleibe bei Nein, das ist ein Geschenk meines Vaters, ich will das nicht verkaufen. Lassen sie mich in Ruhe". Harald musste seufzen, das Geld hätten sie prima gebrauchen können. Es war aber die Entscheidung des Jungen, und da wollte er ihn nicht beeinflussen. So langsam wurde der Mann ungeduldig, seine Augen verengten sich und seine Hände wurden sehr unruhig. "1200, dies ist wirklich mein letztes Angebot. Sei kein Narr, nun verkauf mir das Ding endlich", sein Angebot hatte er etwas lauter verkündet als geplant. Eine Menge aus Menschen, Zwergen und Elfen versammelten sich neugierig um die drei.
Daniel schaute den Mann entnervt und wütend an: "Verstehen sie endlich, ich will es nicht verkaufen, und nun lassen sie mich endlich in Ruhe".
Das war zu viel des Guten. Sakur packte den Jungen am Arm und zerrte wie verrückt an den zarten Händen welche sich fest um das Amulett klammerten, "Nun gib es endlich her, du kleiner Bengel.". Die Schaulustigen waren empört und riefen nach der Wache. Harald versuchte den Mann von Daniel weg zu reißen, doch dieser war ungewöhnlich stark für seine Statur und schubste den alten Mann mit nur einem Arm von sich. "Hilfe, hilfe mein Enkel wird ausgeraubt".
Es war nur kurze Zeit vergangen, Daniel hatte sich bis jetzt tapfer zur Wehr gesetzt und die Hände immer noch fest verschlossen, da waren die Soldaten Numirs zur Stelle. Sie brauchten fünf Männer um ihn in Schach zu halten, doch anschließend konnte es ihnen gelingen, Sakur festzunehmen. Daniel blieb wie angewurzelt stehen, bis er den Mann, der zum Kerker gebracht wurde, nicht mehr sehen konnte. Es unterhielt sich der Hauptmann, ein Elf in schwerer Rüstung, mit Harald über den Ablauf des Verbrechens. "Ein merkwürdiger Mann, bietet zuerst an das Amulett abzukaufen, und dann entschließt er sich doch dazu den Knaben zu berauben. Entweder ist er verrückt oder ein Mann den man leicht in Rage bringt." überlegte der Elf halblaut.
"Ich hoffe er hat ihrem Enkel nichts angetan.", fragte der Hauptmann besorgt und schaute zu dem verstörten Jungen. "Ihm geht es gut, er wird schnell darüber hinwegkommen, er lebt in einer gefährlichen Welt. So eine Erfahrung macht ihn nur weiser.". Er nahm seinen Enkel in den Arm, "Hab keine Angst, er wird dir nichts mehr tun können. So, nun lass uns nach Hause gehen.". Er verabschiedete sich nahm die beiden Körbe und verließ mit dem Jungen an der Hand die Stadt.
Die Kleidung von Daniel war bei der Auseinandersetzung kaputt gegangen, der Mann hatte ein Stück Stoff des rechten Ärmels abgerissen. Sie wollten diese unangenehme Angelegenheit die auf dem Markt stattgefunden hatte schnell vergessen und beeilten sich, um noch vor dem androhenden Unwetter Zuhause anzukommen.
Kaum hatten sie das Holzhaus erreicht, rannte der Junge zu seiner Mutter und erzählte ihr aufgeregt und den Tränen nahe, die ganze Geschichte. Sie schaute etwas ängstlich und fragend zu ihrem Schwiegervater. "Habt keine Angst, der Halunke sitzt im Gefängnis und wird es nicht so schnell wieder verlassen" sprach er beruhigend zu Mutter und Sohn.
Die Stimmung beruhigte sich und der restliche Tag nahm seinen gewohnten Gang.
Nach dem Abendessen, es war bereits dunkel und draussen stürmte es auf heftigster Weise, versprach Harald seinem Enkel eine Geschichte zu erzählen. Er setzte sich an den Kamin, auf den großen, gepolsterten Holzstuhl, in der Rechten hielt er eine Pfeife die er sich gerade mit Marador-Tabak stopfte, vor ihm saß Daniel, mit dem Rücken zum Feuer, aufgeregt und freudig.
"Was für eine Geschichte wirst du mir gleich erzählen Großvater?", er wurde immer ungeduldiger, Harald musste daraufhin anfangen zu Lachen "Du kannst es ja kaum erwarten, ich lasse dir die Wahl zwischen einer Geschichte die von Lycantrophen handelt oder einer Rittergeschichte.", "Was sind Lycaprofen?" fragte er mit neugierigen Augen und hopste auf den Schoß seines Opas, welcher aufgrund des Schwunges beinahe vom Stuhl fiel.
"Sachte, sachte, ich bin nicht mehr der jüngste.- Lycantrophen sind Werwölfe, verfluchte Menschen die sich bei Vollmond in wolfartige Wesen verwandeln.", Daniel schauderte,
"Uh, das hört sich ja gruselig an, ich möchte die Geschichte über die Lycaprofen.."
"Lycantrophen", verbesserte ihn sein Großvater und streichelte ihn zärtlich über den Kopf.
Hermine, die am Herd stand und an einem warmen Kübel, das Geschirr spülte, musste lachen als sie die beiden so reden hörte.
"Also, mein Junge. Lycantrophen gibt es schon so lange, wie es uns Menschen gibt.
Also ungefähr 5000 Jahre lang, der Fluch wird durch einen Biss von einem schwarzen Wolf, mit weißen Augen oder von einem Lycaner selbst übertragen. Außerdem ist der Fluch vererbar, das heißt wenn deine Mutter diesen in sich trägt, dann bist du auch ein Lycantroph."
Der Junge war für wenige Sekunden abwesend, was wäre, wenn ich so ein Lycantroph sei, würde ich dann als kleiner Wolf durch die Wälder streifen?
"Normal verwandelt sich ein Verfluchter an Vollmondtagen, er wird zu einer schrecklichen Bestie die Freund von Feind nicht unterscheiden kann. Er kommt in eine Art Blutrausch in welchem er alles tötet was ihm vor die Füße läuft.
Viele grausame Geschichten sind im Umlauf, von gräßlichen Lycanern die Siedlungen nachts überfallen, die Bewohner auf grausamster Art und Weise umbringen und diese dann fressen.
Es gibt aber auch andere Werwölfe, mächtigere. Diese sind nach ihrer Verwandlung nicht einfache, wilde Bestien, sondern haben ihren Verstand und Geist unter Kontrolle.
Außerdem können sie sich in jeder beliebigen Nacht verwandeln.
Leider trieben viele, die diese seltene Begabung besaßen, nur Missbrauch, um damit noch effizienter zu töten.
Man erzählt sich, dass es zwei Clans von mächtigen Lycantrophen gegeben haben soll, der eine war der Clan der Silberrücken. Sie waren ehrenvoll und haben niemals grundlos gemordet, ihre bevorzugte Beute war Wild aus ihrer Umgebung. Einige von ihnen machten es sich sogar zur Aufgabe, die Menschen vor Bösem zu beschützen.
Der andere Clan waren die Bloodclaws. Sie waren genau das Gegenteil, sie töteten so oft sie konnten. Kein Dorf war vor ihnen sicher. Beide Clans waren erbitterte Feinde und führten Kriege gegeneinander. Doch Heutzutage hört man kein Sterbenswörtchen mehr von ihnen, es scheint als habe die Erde sie verschluckt.".
Daniel hatte der ganzen Geschichte gespannt zugehört. Er war müde, aber aufgeregt zugleich,
in seinem Kopf schwirrten noch so viele Fragen umher.
"Großvater hast du jemals einen Werwolf zu Gesicht bekommen?", fragte er neugierig,
"Bei den Göttern, zum Glück nicht. Wäre ich einem begegnet, stände ich heute Nacht bestimmt nicht vor dir", Daniel ging zum Fenster und schaute hinaus, er konnte kaum etwas erkennen, es war stockfinstere Nacht, das einzige was er sah war Schnee. Er konnte den stürmischen Wind heulen hören, wie er über das Land hinwegfegte. "So mein Kleiner, nun ist es Zeit ins Bett zu gehen." Harald lächelte und gab ihm einen leichten Klaps auf den Rücken.
Auf einmal sprang die Haustür auf, Holzsplitter flogen entgegen und der schneevermengte Wind blies die Kerzen aus. Das Feuer im Kamin flackerte unruhig. Die Tür war aus den Angeln gerissen worden. Hermine die sich kurz zuvor in das Bett gelegt hatte, war von dem lauten Knall aufgewacht. Ihr Herz schlug wie wild, sie konnte sich vor Angst nicht rühren.
In der Schwelle stand ein großer Schatten, die Gestalt atmete tief ein und aus. Harald zog augenblicklich seinen Dolch und schaute zu Daniel,
"Beweg dich keinen Schritt weiter, hast du mich verstanden, bleib da stehen wo du gerade bist."
Das Wesen trat vor, im Schein des Kaminfeuers konnte man ungenau erkennen, um wen es sich bei diesem unerwarteten Besuch handelte. Als Hermine das Ungeheuer zu Gesicht bekam fing sie lauthals an zu schreien. Harald war starr vor Schreck und blieb wie angewurzelt stehen, so etwas hatte er noch nie zuvor gesehen.
Vor ihnen stand eine mannshohe Bestie, sie hatte die Schnauze eines Wolfes, sowie die Hinterbeine und den Schweif, aber die Arme und der Rumpf glichen dem eines Menschen. Die Zähne waren spitz und rasiermesserscharf. Es bewegte sich langsam auf den Jungen zu, Harald stellte sich mutig vor das Wesen und versperrte ihm den Weg.
"Sei kein Narr, Alterchen. Ich will nur zu dem Jungen und sein Amulett abholen. Danach, das verspreche ich, schenke ich euch einen schnellen Tod". Die Stimme des Lycantrophen war sehr tief und unmenschlich, boshafte, zu Schlitzen verengte Augen funkelten den alten Mann an.
"Geh mir aus dem Weg!", ein einziger Schlag mit der Pfote genügte und der alte Greis flog in Richtung von Tisch und Stühlen. Krachend wurde er durch den Esstisch geschmettert.
Hermine kreischte nun noch hysterischer, was dem Werwolf überhaupt nicht zu gefallen schien. Er machte einen Satz und landete vor Hermines Bett, welche verkrampft vor Angst ihre Bettdecke umklammerte. Ein Schlag mit der klauenbesetzten Pfote reichte aus um die arme Frau für immer zum Schweigen zu bringen. Die scharfen Klauen durchtrennten sauber die Hauptschlagader des Halses. Das Blut spritzte gegen die Holzwand, die Bettwäsche färbte sich rot.
Daniel stand immer noch in der Mitte des Hauses, starr und stumm, seine Augen wurden langsam feucht. Seine Mutter war tot, sein Großvater schwer verletzt und er würde nun das nächste Opfer werden. Er wollte fliehen, doch die Angst lähmte seine Glieder.
Er biss verkrampft auf die Unterlippe, bis diese auf riss.
Der Lycaner stapfte mit schweren Schritten auf ihn zu, in seinem wilden Gesicht konnte man eine Art Befriedigung erkennen. "So, nun kommen wir zu dir.".
Daniel sank auf die Knie und verkniff die Augen, Tränen der Verzweiflung und der Todesangst rollten seine Wangen hinunter. Er schaute betrübt auf den Boden und sprach mit hauchender, weinerlicher Stimme "Bitte, bring mich nicht um.".
"Lauf mein Junge, lauf so schnell du kannst und blicke nicht zurück", das war die brechende Stimme seines Großvaters, dieser befand sich unmittelbar hinter dem Werwolf, beide Beine waren gebrochen, er lag auf dem Bauch, in seiner Rechten immer noch der Dolch. Ein gellender, unmenschlicher Schrei. Daniel erwachte aus seiner Lähmung, Harald hatte dem Biest seinen Dolch in die rechte Pfote gerammt. Dies war seine einzige und letzte Gelegenheit zur Flucht, er hastete zu einem der Fenster, öffnete es und sprang in den bitterkalten Schnee.
Er rannte so schnell er konnte, seine Füße gruben sich immer tiefer in den weißen Schnee.
Ein Fluss von Tränen rann seine Wangen hinunter, er hatte soeben seine ganze Familie verloren, durch eine grausame Bestie, die offenbar noch Vergnügen daran hatte.
Er ließ das Haus hinter sich, immer tiefer in den dunklen Wald hinein laufend.
In der Dunkelheit sahen die alten knorrigen Bäume aus wie boshafte Geschöpfe. Diese schienen ihre Äste um ihn schlingen zu wollen. Er lief unaufhörlich weiter, er wusste nicht wohin er rannte, er wollte einfach soweit wie möglich weg von diesem gräßlichen Biest.
Während er floh, umklammerte er sein Amulett und wünschte sich sein Vater wäre bei ihm, dieser würde ihn bestimmt vor diesem Ungeheuer beschützen.
Vor ihm tat sich eine Lichtung auf, der Halbmond beleuchtete mit seinem weiß-milchigem Licht die Lichtung so sehr, dass man sie einigermaßen überblicken konnte.
Weit und breit war nichts zu sehen. Hatte er das Unding abgehängt.
Bitte, bitte lass es nur ein Traum sein, dachte er sich. Die Sicht war durch die nassen Augen sehr verschwommen, seine Hände zitterten. Einerseits durch Angst, andererseits durch die Kälte.
Es wehte zwar nicht mehr so stark, die Temperaturen waren aber weiter gesunken.
Plötzlich riss ihn etwas zu Boden, er wurde ruckartig umgedreht und schaute in die Fratze des Lycantrophen. "So nun gib mir endlich das Amulett du Bastard." zischte es, doch Daniel umklammerte es umso mehr. Der Werwolf öffnete sein Maul und Biss zu.
Die scharfen Reißzähne bohrten sich in das weiche Fleisch, man konnte das Brechen von Knochen vernehmen. Der Junge schrie vor Schmerzen auf und lies die Hände von dem Amulett gleiten. Der Werwolf riss es ihm vom Hals, er brüllte triumphierend. Er hob seine Rechte um dem Jungen nun den Todesstoß zu verpassen. Daniel schloss die Augen. Nun ist es also vorbei, hier und jetzt soll ich sterben. Auf einmal konnte er ein leises Surren vernehmen.
Es waren nur wenige Augenblicke vergangen ohne, dass sich etwas tat. Die Zeit verging für das Kind unglaublich langsam, jede Sekunde verging wie eine Ewigkeit.
Er spürte wie etwas warmes auf sein Gesicht klatschte, es war feucht, langsam traute er sich seine Augen wieder zu öffnen. Daniel fuhr sich mit der gesunden Hand durch das Gesicht, eine rote, dicke Flüssigkeit klebte an seinen Händen. Es war Blut, aber nicht sein eigenes.
Er sah, dass der Werwolf anfing zu schwanken. Aus seinem Stirn ragte ein metallener Gegenstand, er röchelte, Blut ergoss sich aus seinem Maul. Das Untier sackte schwerfällig in den Schnee und blieb dort liegen. Eine Lache tränkte den Grund unter ihm in ein tiefes Rot. Der Werwolf fing an sich zu verwandeln, er schrumpfte zusammen und verlor all seine Haare, sein Maul formte sich zu einem Menschengesicht, sowie der Rest seines Körpers immer mehr menschlicher wurde. Mit Schrecken erkannte Daniel wer der Lycantrophe war. Der tote, nackte vor ihm im Schnee liegende Körper, gehörte niemand anderem als Sakur. Daniel weinte bitterlich, hätte ich ihm bloß dieses Amulett verkauft, dann wäre meine Familie wahrscheinlich noch am Leben. Sein linker Arm schmerzte fürchterlich, er war mehrmals gebrochen und eine große Fleischwunde klaffte aus dem Unterarm.
Auf einmal konnte er aus der Ferne Stimmen vernehmen: "Diese Armbrust ist wahrlich pures Gold wert.","Ach was, das war doch nur ein Glückstreffer, gib nicht so an." sprach die andere Stimme mit herabfallendem Ton. "Schau mal Elvrich, da sitzt jemand im Schnee, ein Kind.". Daniel schaute in die Richtung aus welcher die Stimme kam. Ein Mann und ein Elf hasteten zu ihm. "Schau dir mal an ob der Kleine verletzt ist, ich durchsuche derweil den Lycaner." sagte der Mann mit kräftiger Stimme. "Oh das sieht ja böse aus, warte mal das lässt sich richten, es gibt keine Verletzung die ich noch nicht kurieren konnte". Der Elf kramte aus seinem Lederbeutel den er an seinem Gürtel trug ein paar Kräuter, "Ich werde die Wunde jetzt nun mit Schnee auswaschen, und danach mit Alkohol behandeln.".
Der Elf hatte blaue Augen, langes schwarzes Haar, und ein sehr schmales Anlitz. Sein Körper war sehr athletisch gebaut, er trug eine Lederrüstung, und hatte einen Kampfstab auf dem Rücken gebunden. Von hinten kam der Mann auf sie zu.
"Es war ein Lycantroph der Bloodclaws, außerdem hatte er ein Amulett...", "Das ist meins, geben sie mir es bitte wieder."
Stirnrunzelnd schaute ihn der Mann an. Er hatte ein vom Wind und Wetter geprägtes Gesicht, es war recht schmal und eine lange Narbe verlief von seinem linken Auge bis zum Mundwinkel. Er trug einen braunen Vollbart, und hatte schulterlanges, verdrecktes Haar. Seine Statur war äußerst kräftig. Er trug eine Teilrüstung, die aus Leder-und Eisenteilen bestand. Außerdem hatte er mehrere Waffen bei sich, ein Langschwert, einen Dolch, und eine Armbrust, welche er samt Köcher um den Rücken gebunden hatte. "Sag mal wie heißt du Kleiner? Mein Name ist Marius, und der Elf hier wird Elvrich genannt.", "Mein Name ist Daniel" stotterte der Kleine. Elvrich war damit beschäftigt aus Stöcken und Stoff eine Schiene für den gebrochenen Arm des Jungen anzufertigen. "Sobald er dich verarztet hat, bringen wir dich nach Hause.", "Ich habe kein Zuhause, und in das Haus das einst mein Heim war, möchte ich nicht mehr zurückkehren."
Elvrich war fertig und ging zu Marius, er flüsterte ihm etwas ins Ohr, der Mann schaute Daniel mit sehr besorgten Blicken an. Er fing mit dem Elf an, auf einer dem Jungen unbekannten Sprache, zu diskutieren. Die Nachricht des Elfen schien ihn schwer zu beschäftigen. Mehrere Male schaute er zu dem Jungen, und widmete sich dann der Diskussion wieder. Sie waren zu einem Entschluss gekommen, "Du wirst mit uns kommen. Wir brechen zu dieser Stunde und an diesem Ort sofort auf. Wir werden zu meiner Burg gehen, diese liegt in südöstlicher Richtung."
Er hob den Jungen aus dem Schnee und trug ihn auf dem Arm. Der Elf packte hastig seine Heilkräuter und Verbände zusammen und folgte den beiden.
Sie verließen die Lichtung und wurden von der Dunkelheit des Waldes verschlungen.
(c)
) – das gelingt. Ich wollte als Leser gleich wissen, wie es weitergeht.
