[FSK 16] Lycantrophie : Blutmond

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Kagarn
Erinye
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[FSK 16] Lycantrophie : Blutmond

Beitragvon Kagarn » 30.09.2009, 21:04

Prolog


Es war Winter im Lande Neverim. Unerbittlich fegten heftige Schneestürme über die
dichten Wälder. Bei solch einem Wetter wagten nur die Wenigsten, einen Fuß vor die Tür zu setzten. Einer von ihnen war Harald. Mühsam kämpfte sich der alte Mann durch den Forst. Seine Stiefel versanken in den weißen Tiefen. Die Schneeflocken piksten wie Nadelstiche in seinem von Falten geprägten Anlitz. Seine Hose, sowie seine gefütterten Stiefel waren durchnässt, es war eiskalt, nur die Wolfsfelle welche er sich um seinen Bauch und Rücken befestigt hatte, hielten ihn einigermaßen warm.
In seinen Händen fühlte er nichts mehr. Nur mit Hilfe seiner Augen konnte er sich vergewissern, dass er seine Jagdbeute, zwei Hasen, nicht verloren, sondern immer noch fest im Griff hatte.
Er wurde immer schwächer, seine Beine zitterten und waren schwer wie Blei.
Es ist nicht mehr weit, du wirst doch wohl nicht schlapp machen, dachte sich der in die Jahre gekommene Jäger und stöhnte. Gleich hast du es geschafft.
Selbst die Bäume waren solch seltenes und erbarmungsloses Wetter nicht gewohnt. Die Spitzen der Nadelbäume und die kargen Äste der Laubbäume bewegten sich durch den wilden, mit Schnee vermengten Wind hin und her.
Die Sichtverhältnisse waren sehr bescheiden. So konnte er gerade mal zwei bis drei Meter weit sehen. Um sicher nach Hause zu gelangen, musste er einen Wegweiser finden. Diesen hatte er vor Jahren montiert, um sich bei Wetter wie diesem nicht im Wald zu verlaufen.
Wenn er den Weg zu seiner Holzhütte nicht bald fand, würde er als Frostleiche enden.
Er konzentrierte sich auf den Pfad vor seinen Füßen. Da versperrte eine schemenhafte Gestalt den Weg. Dank der schlechten Sicht, konnte er nicht erkennen, was es war. Das einzige was er vernahm, war das Jaulen des Windes und das Hecheln des Wesens vor sich.
Er schauderte, sollte er hier und jetzt, Opfer eines wilden Tieres werden. "Verschwinde!" schrie er das unbekannte Wesen an, seine Beute glitt ihm aus der Hand.
Aus den Kehlen der Hasen floss Blut und benetzte die Schneekristalle zu seinen Füßen. Seine Rechte fuhr unter die Jacke und kam mit seinem langen Jagddolch wieder hervor.
Wenn du dich mit mir anlegen willst, nur zu. Doch ich verspreche dir, das wird kein leichtes Spiel. Augenblicklich verschwand die Gestalt wieder.
Verdammt, ich werde mir doch nicht vor einem wilden Tier vor Angst in die Hose scheissen, als ich noch jung war wurde ich mit ganz anderen Kalibern fertig.
Nachdenklich verstaute er seinen Dolch und hob seine Beute wieder auf. Im Schnee
hatte sich eine kleine Blutlache gebildet. Das Adrenalin in seinen Adern zwang sein Herz dazu schneller zu schlagen und den Körper mit dem warmen Blut neue Kraft zu spenden.
Da sah er etwas, was ihm bekannt vor kam. Als er genauer hinsah, erkannte er seinen Wegweiser.
Obwohl er durch die dichten Schneewehen kaum etwas erkennen konnte war er sich todsicher und lief selbstbewusst darauf zu. Fünf bis sechs Schritte weiter, dann stand er vor seinem Holzhaus. Aus den Fenstern schien warmes Licht. Es sah sehr einladend aus.
Erleichtert und mit den letzten Kräften schleppte er sich zur Holztür, die, als er sie öffnete, laut ächzte. Ein wohltuender Schwall von Wärme kam ihm entgegen. Ein Kaminofen und mehrere Kerzen, die im ganzen Haus verteilt waren, spendeten Licht.
An der Türinnenseite hingen verschieden Kräuter die einen süßlichen und angenehmen Geruch absonderten. Als Harald langsam die Türschwelle überschritt konnte er sofort eine vertraute Stimme vernehmen :
"Großvater, Großvater, endlich bist du zurück, Mutter und ich haben uns schon Sorgen gemacht.", der kleine Daniel kam auf den alten Mann zu gerannt und umarmte diesen so schwungvoll, dass dieser Schwierigkeiten hatte sein Gleichgewicht zu halten.
"Junge, Junge du brauchst dir doch keine Sorgen um dein Alterchen machen, du weißt doch, dass ich bestens zurecht komme. Das Wetter war ganz schön ungemütlich, geh du mir blos nicht raus heute abend". Der Großvater streichelte dem Jungen zärtlich über seine schwarzen, struppigen Haare. Die kastanienbraunen Augen schauten freudig erregt in das verfrorene Gesicht des alten Mannes. Harald wunderte sich wie groß sein neunjähriger Enkel eigentlich war, er hatte Daniel immer noch als den kleinen, niedlichen Jungen in Erinnerung.
Das Amulett des Jungen, mit dem blutroten Edelstein, schimmerte im Schein des Kaminofens, dieses hatte er vor einigen Jahren von seinem Vater geschenkt bekommen.
Der Anblick des Schmuckstückes erweckten schmerzhafte Erinnerungen in Harald.
"Großvater, du wirst nie im Leben erraten was ich heute gefunden habe."
"Sag mir, was hast du denn entdeckt?", erschöpft ließ sich der Greis auf einen der Stühle sinken und legte die beiden Hasen auf den Holztisch der vor ihm stand. Dieser war mit Tannenzapfen und Walnüssen in der Mitte geschmückt.
"Lass deinen Opa doch erst einmal seine nassen, gefrorenen Felle ausziehen, bevor du ihn mit deinen Fragen und Entdeckungen überfällst.", kam es hinten vom Herd, an welchem Haralds Schwiegertochter Hermine, die er liebte, als wäre sie seine eigene Tochter, das Abendessen zubereitete.
"Das riecht aber gut, was gibt es denn?", sie lächelte "Eintopf mit gelben Rüben, Steinwurz und dem Rest Wildschwein, dass du vor drei Wochen erlegt hast.".
Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Obwohl er die 70 überschritten hatte, besaß er noch einen ausgeprägten Appetit. Es gab Tage da konnte er ein ganzes Reh verschlingen.
Er ging in den Keller um die Hasen dort zu häuten und zu entweiden. Anschließend würde er sie mit Salz und bestimmten Kräutern einreiben um sie haltbar zu machen. Nach getaner Arbeit bestieg er die Leiter nach oben, die zurück zum Erdgeschoss führte. Als er die letzte Strebe erreichte, blickte er in das schmollende Gesicht seines Enkels:
"Wieso hast du mich so lange warten lassen? Ich wollte dir doch erzählen was ich gefunden habe" sagte er beleidigt, "Oh, das habe ich vergessen, tut mir leid, in letzter Zeit vergesse ich so einiges. Aber nun rück raus mit der Sprache". Er schaute seinen Jungen mit versöhnendem Blick an, Daniel erwiderte seine Entschuldigung mit einem freudigen Lächeln.
"Ich habe dein Schnitzmesser gefunden, dass hast du doch so lange gesucht.
Nun kannst du mir wieder so tolle Figuren schnitzen."
Er rannte zu dem Stapel mit dem Feuerholz und nahm einen Scheit, mit diesem rannte er zurück zu seinem Großvater. "Das ist ein sehr gutes Stück Holz, daraus lässt sich bestimmt was Gutes machen", sagte Harald mit professionellem Ton. Das Handwerk der Schnitzerei, war die Gabe, die ihm in die Wiege gelegt worden war. Warum? das wussten nur die Götter allein.
"Du wirst doch nicht jetzt damit beginnen, meinem Sohn ein Geschenk zu machen?!"
sagte Hermine vorwurfsvoll von hinten, "Warum nicht? Wann soll ich ihm sonst etwas schnitzen?", "Wie wärs, wenn du nach dem Essen beginnst".
Vorsichtig brachte sie den dampfenden Kessel zum Tisch. Es roch verführerisch gut,
nun hatte sich wieder der Hunger bei Harald gemeldet.
Es wird langsam auch Zeit, dass ich etwas zwischen die Zähne bekomme. Er rieb sich seinen knurrenden Magen.
Daniel brachte Holzschälchen und Löffel an den Tisch, seine Mutter schöpfte jedem sein Schälchen bis zum Rand. Sie war eine sehr gute Köchin. Alle Speisen, die sie zubereitete, schmeckten hervorragend. Das war einer der Dinge, die der Greis sehr an ihr schätzte. Auch sein Sohn Kurt war sehr von ihrer Kochkunst angetan, leider konnte er ihre Gerichte nicht mehr genießen. Der Schmerz seines Verlustes würde für den Rest von Haralds Leben nie mehr nachlassen. Er hatte der königlichen Armee gedient, Kurt war kein einfacher Soldat gewesen, sondern einer der ranghöchsten Generäle des Königs von Neverim. Dann passierte es vor vier Jahren, die Nachricht hatte alle der Familie wie einen harten Schlag getroffen, außer den kleinen Jungen, ihm hatte man es damals verschwiegen.
Kurt war in der Schlacht bei den Wäldern von Khirim zur Verteidigung des Landes gefallen. Zwei Pfeile durchbohrten ihn, einer traf ihn direkt in die Kehle, ein anderer durchtrennte eine Arterie im Bein. Die Heiler des Königs versuchten alles was in ihrer Macht stand, doch es war bereits zu spät. Er wurde drei Tage nach seinem Tod beigesetzt, sogar König Lothar II. nahm an der Bestattung teil.
Die Trauer kam wieder in ihm hoch. Kein Vater sollte sein Kind zu Grabe tragen.
Tränen rollten seine Wangen hinunter. Er hatte keinen Appetit mehr, zitternd hielt er seinen Löffel in der Rechten und schaute mit teilnahmslosem Blick ins Leere.
"Großvater, was hast du?", fragte Daniel besorgt. Hermine war sich bewusst an was ihr Schwiegervater dachte. Sie selbst hatte nun mit den Tränen zu kämpfen. Sie hatte Kurt so sehr geliebt, doch wollte sie nicht vor ihrem Jungen anfangen zu Weinen. Sie beherrschte sich, auch wenn es ihr schwer fiel. Hermine wollte den alten Mann auf andere Gedanken bringen, sie konnte es nicht ertragen wenn er traurig war.
"Ihr müsst morgen in die Stadt, wir haben kaum noch etwas zu Essen.
Wir brauchen vor allem Brot, Rüben und verschiedene Wurzeln zum würzen der Speisen. Würdest du mit dem Kleinen zum Markt gehen?", fragte Hermine vorsichtig. Der alte Mann wischte sich die Tränen aus dem Gesicht
"Entschuldigung, es kam einfach so über mich..., Natürlich werden wir in der Stadt deine Einkäufe erledigen. Ein bisschen Abwechslung würde dem Jungen gut tun, er hat ja schon ewig die Stube nicht mehr verlassen. Hoffen wir mal, dass das Wetter etwas milder wird.".
Es war ihr gelungen, sie konnte das Thema Tod und Trauer aus der Gegenwart des Jungen verdrängen. Nachdem alle fertig waren mit dem Essen, brachte sie Daniel ins Bett "Träum was Schönes mein Kleiner". Zärtlich küsste sie ihn auf die Stirn, kurz darauf legte sie sich selbst schlafen. Harald saß an diesem Abend noch am Kamin, das Stück Holz in der Hand, und begann die ersten groben Stücke weg zu schnitzen.
Als er die Figur halb fertig hatte, - es sollte ein Wolf werden -, schaute er aus dem Fenster. Wenn er sich nicht geirrt hatte musste es schon um die zwei oder drei Uhr Morgens gewesen sein, als er sein Halbfertiges Werk auf den Tisch legte und danach zu Bett ging.

Am nächsten Tag verließen Harald und sein Enkel sehr früh das Haus, sogar vor dem Frühstück. Der Weg zur Stadt dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde, das Wetter hatte sich derweil beruhigt, kein Windchen wehte, es gab nicht einmal einen leichten Schneefall.
Der Spaziergang zur Stadt verlief sehr entspannt, Harald erzählte Daniel ein paar Geschichten aus seinen jungen Jahren. Wie er zum Beispiel einen Bären erlegt hatte, und das nur mit seinem Dolch, seiner Geschicklichkeit und seiner Erfahrung als Jäger.
Daniel verehrte seinen Großvater sehr. Für ihn war er alles, auch sein Vorbild. Wenn er groß war wollte er auch mal so ein geschickter Jäger werden.
Nicht mehr sehr weit von ihnen ragten die großen Türme der Stadt majestätisch in den Himmel, umringt von einer mächtigen Mauer. Das mächtige mit Zwergenstahl beschlagene Tor war mindestens acht Meter hoch und schützte die Stadt Numir vor unerwünschten Besuchern.
Zwergenstahl war um einiges härter als normaler Stahl, das Erz wurde in speziellen zwergischen Bergwerken abgebaut und unter extremster Hitze eingeschmolzen. Dieses Metall bestand aus fünfundzwanzig Schichten.

Die Gardisten am Tor ließen die Beiden ohne weiteres durch. Harald war ein angesehener Mann, was er wohl vor allem seinem verstorbenen Sohn zu verdanken hatte.
Kurt war dem König sehr vertraut gewesen und hatte vielen Menschen der oberen Schicht bei
Problemen geholfen. Diese gaben ihre Dankbarkeit nun des öfteren an Harald weiter, es war nicht selten, dass der alte Mann einen Schinken oder andere Präsente geschenkt bekam.
Der Greis nahm seinen Enkel fest an die Hand, er wollte ihn nicht im Gedränge der Menschenmassen verlieren. Immerhin war an jenem Tag Wochenmarkt, und an solchen Tagen war die Hölle los. Sie gingen die breite Hauptstraße entlang, welche direkt zum Marktplatz führte.
Auf ihrem Weg kamen ihnen viele Bewohner Numirs entgegen, Menschen, Zwerge, Elfen und manchmal sogar Novizen der hiesigen Schule für Magie. Einige der Einwohner waren sehr merkwürdig. Sie sahen einen jungen Mann auf der Straße sitzen, der ein merkwürdiges Kraut rauchte. Er schwafelte wirres Zeug und hallizunierte. Ein paar, die an ihm vorbeigingen, beschimpften und bespuckten den armen verwirrten Mann "Verschwinde, Abschaum wie du sind hier nicht erwünscht", "Was bist du denn für ein armes Schwein." .
Andere wiederum würdigten ihn keines Blickes.
Obwohl Harald den Mann nicht leiden konnte, hatte er Mitleid mit ihm, in seiner Art und Lage wie er hilflos und verwirrt auf der Straße saß. Warum, das wusste er selbst nicht.
Endlich hatten sie den Markt erreicht, es war großes Durcheinander und überall verkündeten Händler ihre Angebote.
"Ihr wollt frisches Fleisch, vor euren Augen geschlachtet, dann seid ihr bei mir genau richtig.
Ein halbes Schwein nur vier Gulden", "Wenn ihr auf guten Wein, alten Schnaps und herausragendes Met besteht so kauft bei Vaktor euren Alkohol."
"Herkömmliche Waffen sind gegen meine Zwergenware der letzte Dreck, werft eure alten Äxte und Schwerter in den Müll und besorgt euch ein wunderschönes Stück Zwergenarbeit, bei mir, Tundril dem Zwerg" das kleine Wesen grinste überlegen, streifte sich über seinen roten langen Vollbart und grüßte Harald freundlich. "Kennst du diesen Zwerg?" fragte Daniel mit großen Augen, er hatte noch nie die Bekanntschaft mit einem dieser wunderbaren kleinen Geschöpfe gemacht. "Ja, ich kenne ihn, er hat mir den Dolch verkauft, ausgezeichnete Ware. Ich besitze ihn schon seid ungefähr sieben Jahren, habe ihn ständig im Gebrauch und trotzdem ist er wie gerade frisch geschmiedet. Diese Zwerge besitzen ein echt beneidenswertes Talent". Er fasste seinem Enkel auf die Schulter, beide winkten fröhlich dem Zwerg zu, daraufhin verbeugte sich dieser höflich.
Obwohl diese ganzen Angebote sehr verlockend waren, kaufte Harald bei dem Händler seines Vertrauens, bei Martin. Er kannte ihn schon sehr lange, und bekam immer einen Freundschaftspreis. Der Großvater suchte sich seine Sachen raus und unterhielt sich währenddessen mit seinem alten Freund. "Sag mal, hast du irgendwelche Neuigkeiten gehört?
Bei uns im Wald bekommen wir nicht viel mit von der Welt da draussen.",
"Politisch gibt es nichts neues, da ist alles beim Alten. Aber hier in der Gegend treibt sich zur Zeit ein tollwütiges Tier herum. Es hat schon vier Menschen erwischt. Eines der Opfer war ein kleiner Junge, das arme Kind hatte nicht den Hauch einer Chance. Das Viech hatte ihm den Kopf abgebissen.", Harald musste bei dieser Nachricht schwer schlucken.
Er erinnerte sich an seine unheimlich Begegnung am Vortag. Verdammt, ich stand diesem Ding sogar noch gegenüber... der arme Junge, er hatte noch ein ganzes Leben vor sich. Der Großvater schaute besorgt zu seinem Enkel, dieser stand neben ihm und beobachtete neugierig die Leute auf dem Platz, so unschuldig und lieb. Was wäre wenn Daniel das nächste Opfer werden würde.
"Was ist mit den Eltern des Verstorbenen? Geht es ihnen gesundheitlich gut?",
"Der Junge hatte keinen Vater, die Mutter hatte sich, nachdem sie die Nachricht erhielt, umgebracht. Man fand sie draussen am Friedhof, sie hing an einem Strick, der an einer starken Eiche befestigt war.". Der Alte war erschrocken als er zu Daniel schaute, solche Geschichten waren nichts für junge Ohren.
"Wie viel bin ich dir schuldig?", fragte er und kramte seinen Lederbeutel aus der Jackentasche, "5 Gulden", vor Überraschung klappte sein Kiefer nach unten.
"Willst du mich ausplündern? Ich dachte du machst mir einen Freundschaftspreis.", sagte er empört und legte ihm widerwillig die fünf Gulden in die Hand.
"Der Winter ist besonders hart, in solch einer Zeit muss jeder um die Runden kommen, normalerweise hätte ich sieben verlangt. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Lass dich nicht von diesem scheiss Wetter unterkriegen, oder von dem Tier zerfleischen. Ich will doch meine Kunden nicht verlieren.", manchmal war der Humor seines Freundes sehr unpassend, wie zum Beispiel in dieser Situation. "Daniel, denkst du, du kannst deinem Opa tragen helfen?".
Der Junge nickte nur und war schon dabei einen der Körbe, welche bis oben hin mit Nahrungsmitteln gefüllt war, auf seinen Rücken zu schnallen. Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter.
"Sag mal mein Kleiner, du wärst doch bestimmt an einem Handel interessiert, oder?",
Daniel drehte sich um und schaute in das Gesicht eines merkwürdigen Mannes. Er hatte ein gepflegtes Äusseres, kurze braune Haare und einen feinen Schnurrbart. Seine Kleider waren sehr wertvoll, er trug ein weißes Hemd, darüber eine dunkelblaue Seidenweste, seine Hose war aus schwarzem Leder und mit Nieten versehen. Er reichte dem Jungen seine Hand, "Mein Name ist Sakur, ich komme aus dem Süden und bin an wertvollen Artefakten interessiert.",
"Wir besitzen aber nichts Wertvolles.", sagte Daniel etwas verwirrt, warum sollte dieser Mann etwas von ihm abkaufen wollen.
Sakur nickte lächelnd auf die Stelle an welcher der Junge sein Amulett trug.
"Wie viel verlangst du dafür? Ich biete dir 600 Gulden", als Harald das Angebot hörte staunte er nicht schlecht. Soviel Geld für das Schmuckstück seines Enkels. Für 600 Gulden konnte sich Daniel ganze 5 Amulette kaufen. "Nein ich verkaufe es nicht!", sagte Daniel trotzig und umklammerte das Geschenk seines Vaters, als wolle er es vor gierigen Händen schützen.
"850 Gulden, das ist mein letztes Angebot.", sprach der Südländer trotzig. Obwohl er nur leichte Kleider an hatte, schien er bei diesem Wetter nicht zu frieren. Als Harald dies auffiel wurde er etwas misstrauisch. Alle Besucher des Marktplatzes hatten dicke Winterkleidung an und froren trotzdem, und er stand da als wäre es Frühling. Ohne darüber nachzudenken gab Daniel seine Antwort kund, "Ich bleibe bei Nein, das ist ein Geschenk meines Vaters, ich will das nicht verkaufen. Lassen sie mich in Ruhe". Harald musste seufzen, das Geld hätten sie prima gebrauchen können. Es war aber die Entscheidung des Jungen, und da wollte er ihn nicht beeinflussen. So langsam wurde der Mann ungeduldig, seine Augen verengten sich und seine Hände wurden sehr unruhig. "1200, dies ist wirklich mein letztes Angebot. Sei kein Narr, nun verkauf mir das Ding endlich", sein Angebot hatte er etwas lauter verkündet als geplant. Eine Menge aus Menschen, Zwergen und Elfen versammelten sich neugierig um die drei.
Daniel schaute den Mann entnervt und wütend an: "Verstehen sie endlich, ich will es nicht verkaufen, und nun lassen sie mich endlich in Ruhe".
Das war zu viel des Guten. Sakur packte den Jungen am Arm und zerrte wie verrückt an den zarten Händen welche sich fest um das Amulett klammerten, "Nun gib es endlich her, du kleiner Bengel.". Die Schaulustigen waren empört und riefen nach der Wache. Harald versuchte den Mann von Daniel weg zu reißen, doch dieser war ungewöhnlich stark für seine Statur und schubste den alten Mann mit nur einem Arm von sich. "Hilfe, hilfe mein Enkel wird ausgeraubt".
Es war nur kurze Zeit vergangen, Daniel hatte sich bis jetzt tapfer zur Wehr gesetzt und die Hände immer noch fest verschlossen, da waren die Soldaten Numirs zur Stelle. Sie brauchten fünf Männer um ihn in Schach zu halten, doch anschließend konnte es ihnen gelingen, Sakur festzunehmen. Daniel blieb wie angewurzelt stehen, bis er den Mann, der zum Kerker gebracht wurde, nicht mehr sehen konnte. Es unterhielt sich der Hauptmann, ein Elf in schwerer Rüstung, mit Harald über den Ablauf des Verbrechens. "Ein merkwürdiger Mann, bietet zuerst an das Amulett abzukaufen, und dann entschließt er sich doch dazu den Knaben zu berauben. Entweder ist er verrückt oder ein Mann den man leicht in Rage bringt." überlegte der Elf halblaut.
"Ich hoffe er hat ihrem Enkel nichts angetan.", fragte der Hauptmann besorgt und schaute zu dem verstörten Jungen. "Ihm geht es gut, er wird schnell darüber hinwegkommen, er lebt in einer gefährlichen Welt. So eine Erfahrung macht ihn nur weiser.". Er nahm seinen Enkel in den Arm, "Hab keine Angst, er wird dir nichts mehr tun können. So, nun lass uns nach Hause gehen.". Er verabschiedete sich nahm die beiden Körbe und verließ mit dem Jungen an der Hand die Stadt.
Die Kleidung von Daniel war bei der Auseinandersetzung kaputt gegangen, der Mann hatte ein Stück Stoff des rechten Ärmels abgerissen. Sie wollten diese unangenehme Angelegenheit die auf dem Markt stattgefunden hatte schnell vergessen und beeilten sich, um noch vor dem androhenden Unwetter Zuhause anzukommen.
Kaum hatten sie das Holzhaus erreicht, rannte der Junge zu seiner Mutter und erzählte ihr aufgeregt und den Tränen nahe, die ganze Geschichte. Sie schaute etwas ängstlich und fragend zu ihrem Schwiegervater. "Habt keine Angst, der Halunke sitzt im Gefängnis und wird es nicht so schnell wieder verlassen" sprach er beruhigend zu Mutter und Sohn.
Die Stimmung beruhigte sich und der restliche Tag nahm seinen gewohnten Gang.
Nach dem Abendessen, es war bereits dunkel und draussen stürmte es auf heftigster Weise, versprach Harald seinem Enkel eine Geschichte zu erzählen. Er setzte sich an den Kamin, auf den großen, gepolsterten Holzstuhl, in der Rechten hielt er eine Pfeife die er sich gerade mit Marador-Tabak stopfte, vor ihm saß Daniel, mit dem Rücken zum Feuer, aufgeregt und freudig.
"Was für eine Geschichte wirst du mir gleich erzählen Großvater?", er wurde immer ungeduldiger, Harald musste daraufhin anfangen zu Lachen "Du kannst es ja kaum erwarten, ich lasse dir die Wahl zwischen einer Geschichte die von Lycantrophen handelt oder einer Rittergeschichte.", "Was sind Lycaprofen?" fragte er mit neugierigen Augen und hopste auf den Schoß seines Opas, welcher aufgrund des Schwunges beinahe vom Stuhl fiel.
"Sachte, sachte, ich bin nicht mehr der jüngste.- Lycantrophen sind Werwölfe, verfluchte Menschen die sich bei Vollmond in wolfartige Wesen verwandeln.", Daniel schauderte,
"Uh, das hört sich ja gruselig an, ich möchte die Geschichte über die Lycaprofen.."
"Lycantrophen", verbesserte ihn sein Großvater und streichelte ihn zärtlich über den Kopf.
Hermine, die am Herd stand und an einem warmen Kübel, das Geschirr spülte, musste lachen als sie die beiden so reden hörte.
"Also, mein Junge. Lycantrophen gibt es schon so lange, wie es uns Menschen gibt.
Also ungefähr 5000 Jahre lang, der Fluch wird durch einen Biss von einem schwarzen Wolf, mit weißen Augen oder von einem Lycaner selbst übertragen. Außerdem ist der Fluch vererbar, das heißt wenn deine Mutter diesen in sich trägt, dann bist du auch ein Lycantroph."
Der Junge war für wenige Sekunden abwesend, was wäre, wenn ich so ein Lycantroph sei, würde ich dann als kleiner Wolf durch die Wälder streifen?
"Normal verwandelt sich ein Verfluchter an Vollmondtagen, er wird zu einer schrecklichen Bestie die Freund von Feind nicht unterscheiden kann. Er kommt in eine Art Blutrausch in welchem er alles tötet was ihm vor die Füße läuft.
Viele grausame Geschichten sind im Umlauf, von gräßlichen Lycanern die Siedlungen nachts überfallen, die Bewohner auf grausamster Art und Weise umbringen und diese dann fressen.
Es gibt aber auch andere Werwölfe, mächtigere. Diese sind nach ihrer Verwandlung nicht einfache, wilde Bestien, sondern haben ihren Verstand und Geist unter Kontrolle.
Außerdem können sie sich in jeder beliebigen Nacht verwandeln.
Leider trieben viele, die diese seltene Begabung besaßen, nur Missbrauch, um damit noch effizienter zu töten.
Man erzählt sich, dass es zwei Clans von mächtigen Lycantrophen gegeben haben soll, der eine war der Clan der Silberrücken. Sie waren ehrenvoll und haben niemals grundlos gemordet, ihre bevorzugte Beute war Wild aus ihrer Umgebung. Einige von ihnen machten es sich sogar zur Aufgabe, die Menschen vor Bösem zu beschützen.
Der andere Clan waren die Bloodclaws. Sie waren genau das Gegenteil, sie töteten so oft sie konnten. Kein Dorf war vor ihnen sicher. Beide Clans waren erbitterte Feinde und führten Kriege gegeneinander. Doch Heutzutage hört man kein Sterbenswörtchen mehr von ihnen, es scheint als habe die Erde sie verschluckt.".
Daniel hatte der ganzen Geschichte gespannt zugehört. Er war müde, aber aufgeregt zugleich,
in seinem Kopf schwirrten noch so viele Fragen umher.
"Großvater hast du jemals einen Werwolf zu Gesicht bekommen?", fragte er neugierig,
"Bei den Göttern, zum Glück nicht. Wäre ich einem begegnet, stände ich heute Nacht bestimmt nicht vor dir", Daniel ging zum Fenster und schaute hinaus, er konnte kaum etwas erkennen, es war stockfinstere Nacht, das einzige was er sah war Schnee. Er konnte den stürmischen Wind heulen hören, wie er über das Land hinwegfegte. "So mein Kleiner, nun ist es Zeit ins Bett zu gehen." Harald lächelte und gab ihm einen leichten Klaps auf den Rücken.
Auf einmal sprang die Haustür auf, Holzsplitter flogen entgegen und der schneevermengte Wind blies die Kerzen aus. Das Feuer im Kamin flackerte unruhig. Die Tür war aus den Angeln gerissen worden. Hermine die sich kurz zuvor in das Bett gelegt hatte, war von dem lauten Knall aufgewacht. Ihr Herz schlug wie wild, sie konnte sich vor Angst nicht rühren.
In der Schwelle stand ein großer Schatten, die Gestalt atmete tief ein und aus. Harald zog augenblicklich seinen Dolch und schaute zu Daniel,
"Beweg dich keinen Schritt weiter, hast du mich verstanden, bleib da stehen wo du gerade bist."
Das Wesen trat vor, im Schein des Kaminfeuers konnte man ungenau erkennen, um wen es sich bei diesem unerwarteten Besuch handelte. Als Hermine das Ungeheuer zu Gesicht bekam fing sie lauthals an zu schreien. Harald war starr vor Schreck und blieb wie angewurzelt stehen, so etwas hatte er noch nie zuvor gesehen.
Vor ihnen stand eine mannshohe Bestie, sie hatte die Schnauze eines Wolfes, sowie die Hinterbeine und den Schweif, aber die Arme und der Rumpf glichen dem eines Menschen. Die Zähne waren spitz und rasiermesserscharf. Es bewegte sich langsam auf den Jungen zu, Harald stellte sich mutig vor das Wesen und versperrte ihm den Weg.
"Sei kein Narr, Alterchen. Ich will nur zu dem Jungen und sein Amulett abholen. Danach, das verspreche ich, schenke ich euch einen schnellen Tod". Die Stimme des Lycantrophen war sehr tief und unmenschlich, boshafte, zu Schlitzen verengte Augen funkelten den alten Mann an.
"Geh mir aus dem Weg!", ein einziger Schlag mit der Pfote genügte und der alte Greis flog in Richtung von Tisch und Stühlen. Krachend wurde er durch den Esstisch geschmettert.
Hermine kreischte nun noch hysterischer, was dem Werwolf überhaupt nicht zu gefallen schien. Er machte einen Satz und landete vor Hermines Bett, welche verkrampft vor Angst ihre Bettdecke umklammerte. Ein Schlag mit der klauenbesetzten Pfote reichte aus um die arme Frau für immer zum Schweigen zu bringen. Die scharfen Klauen durchtrennten sauber die Hauptschlagader des Halses. Das Blut spritzte gegen die Holzwand, die Bettwäsche färbte sich rot.
Daniel stand immer noch in der Mitte des Hauses, starr und stumm, seine Augen wurden langsam feucht. Seine Mutter war tot, sein Großvater schwer verletzt und er würde nun das nächste Opfer werden. Er wollte fliehen, doch die Angst lähmte seine Glieder.
Er biss verkrampft auf die Unterlippe, bis diese auf riss.
Der Lycaner stapfte mit schweren Schritten auf ihn zu, in seinem wilden Gesicht konnte man eine Art Befriedigung erkennen. "So, nun kommen wir zu dir.".
Daniel sank auf die Knie und verkniff die Augen, Tränen der Verzweiflung und der Todesangst rollten seine Wangen hinunter. Er schaute betrübt auf den Boden und sprach mit hauchender, weinerlicher Stimme "Bitte, bring mich nicht um.".
"Lauf mein Junge, lauf so schnell du kannst und blicke nicht zurück", das war die brechende Stimme seines Großvaters, dieser befand sich unmittelbar hinter dem Werwolf, beide Beine waren gebrochen, er lag auf dem Bauch, in seiner Rechten immer noch der Dolch. Ein gellender, unmenschlicher Schrei. Daniel erwachte aus seiner Lähmung, Harald hatte dem Biest seinen Dolch in die rechte Pfote gerammt. Dies war seine einzige und letzte Gelegenheit zur Flucht, er hastete zu einem der Fenster, öffnete es und sprang in den bitterkalten Schnee.
Er rannte so schnell er konnte, seine Füße gruben sich immer tiefer in den weißen Schnee.
Ein Fluss von Tränen rann seine Wangen hinunter, er hatte soeben seine ganze Familie verloren, durch eine grausame Bestie, die offenbar noch Vergnügen daran hatte.
Er ließ das Haus hinter sich, immer tiefer in den dunklen Wald hinein laufend.
In der Dunkelheit sahen die alten knorrigen Bäume aus wie boshafte Geschöpfe. Diese schienen ihre Äste um ihn schlingen zu wollen. Er lief unaufhörlich weiter, er wusste nicht wohin er rannte, er wollte einfach soweit wie möglich weg von diesem gräßlichen Biest.
Während er floh, umklammerte er sein Amulett und wünschte sich sein Vater wäre bei ihm, dieser würde ihn bestimmt vor diesem Ungeheuer beschützen.
Vor ihm tat sich eine Lichtung auf, der Halbmond beleuchtete mit seinem weiß-milchigem Licht die Lichtung so sehr, dass man sie einigermaßen überblicken konnte.
Weit und breit war nichts zu sehen. Hatte er das Unding abgehängt.
Bitte, bitte lass es nur ein Traum sein, dachte er sich. Die Sicht war durch die nassen Augen sehr verschwommen, seine Hände zitterten. Einerseits durch Angst, andererseits durch die Kälte.
Es wehte zwar nicht mehr so stark, die Temperaturen waren aber weiter gesunken.
Plötzlich riss ihn etwas zu Boden, er wurde ruckartig umgedreht und schaute in die Fratze des Lycantrophen. "So nun gib mir endlich das Amulett du Bastard." zischte es, doch Daniel umklammerte es umso mehr. Der Werwolf öffnete sein Maul und Biss zu.
Die scharfen Reißzähne bohrten sich in das weiche Fleisch, man konnte das Brechen von Knochen vernehmen. Der Junge schrie vor Schmerzen auf und lies die Hände von dem Amulett gleiten. Der Werwolf riss es ihm vom Hals, er brüllte triumphierend. Er hob seine Rechte um dem Jungen nun den Todesstoß zu verpassen. Daniel schloss die Augen. Nun ist es also vorbei, hier und jetzt soll ich sterben. Auf einmal konnte er ein leises Surren vernehmen.
Es waren nur wenige Augenblicke vergangen ohne, dass sich etwas tat. Die Zeit verging für das Kind unglaublich langsam, jede Sekunde verging wie eine Ewigkeit.
Er spürte wie etwas warmes auf sein Gesicht klatschte, es war feucht, langsam traute er sich seine Augen wieder zu öffnen. Daniel fuhr sich mit der gesunden Hand durch das Gesicht, eine rote, dicke Flüssigkeit klebte an seinen Händen. Es war Blut, aber nicht sein eigenes.
Er sah, dass der Werwolf anfing zu schwanken. Aus seinem Stirn ragte ein metallener Gegenstand, er röchelte, Blut ergoss sich aus seinem Maul. Das Untier sackte schwerfällig in den Schnee und blieb dort liegen. Eine Lache tränkte den Grund unter ihm in ein tiefes Rot. Der Werwolf fing an sich zu verwandeln, er schrumpfte zusammen und verlor all seine Haare, sein Maul formte sich zu einem Menschengesicht, sowie der Rest seines Körpers immer mehr menschlicher wurde. Mit Schrecken erkannte Daniel wer der Lycantrophe war. Der tote, nackte vor ihm im Schnee liegende Körper, gehörte niemand anderem als Sakur. Daniel weinte bitterlich, hätte ich ihm bloß dieses Amulett verkauft, dann wäre meine Familie wahrscheinlich noch am Leben. Sein linker Arm schmerzte fürchterlich, er war mehrmals gebrochen und eine große Fleischwunde klaffte aus dem Unterarm.
Auf einmal konnte er aus der Ferne Stimmen vernehmen: "Diese Armbrust ist wahrlich pures Gold wert.","Ach was, das war doch nur ein Glückstreffer, gib nicht so an." sprach die andere Stimme mit herabfallendem Ton. "Schau mal Elvrich, da sitzt jemand im Schnee, ein Kind.". Daniel schaute in die Richtung aus welcher die Stimme kam. Ein Mann und ein Elf hasteten zu ihm. "Schau dir mal an ob der Kleine verletzt ist, ich durchsuche derweil den Lycaner." sagte der Mann mit kräftiger Stimme. "Oh das sieht ja böse aus, warte mal das lässt sich richten, es gibt keine Verletzung die ich noch nicht kurieren konnte". Der Elf kramte aus seinem Lederbeutel den er an seinem Gürtel trug ein paar Kräuter, "Ich werde die Wunde jetzt nun mit Schnee auswaschen, und danach mit Alkohol behandeln.".
Der Elf hatte blaue Augen, langes schwarzes Haar, und ein sehr schmales Anlitz. Sein Körper war sehr athletisch gebaut, er trug eine Lederrüstung, und hatte einen Kampfstab auf dem Rücken gebunden. Von hinten kam der Mann auf sie zu.
"Es war ein Lycantroph der Bloodclaws, außerdem hatte er ein Amulett...", "Das ist meins, geben sie mir es bitte wieder."
Stirnrunzelnd schaute ihn der Mann an. Er hatte ein vom Wind und Wetter geprägtes Gesicht, es war recht schmal und eine lange Narbe verlief von seinem linken Auge bis zum Mundwinkel. Er trug einen braunen Vollbart, und hatte schulterlanges, verdrecktes Haar. Seine Statur war äußerst kräftig. Er trug eine Teilrüstung, die aus Leder-und Eisenteilen bestand. Außerdem hatte er mehrere Waffen bei sich, ein Langschwert, einen Dolch, und eine Armbrust, welche er samt Köcher um den Rücken gebunden hatte. "Sag mal wie heißt du Kleiner? Mein Name ist Marius, und der Elf hier wird Elvrich genannt.", "Mein Name ist Daniel" stotterte der Kleine. Elvrich war damit beschäftigt aus Stöcken und Stoff eine Schiene für den gebrochenen Arm des Jungen anzufertigen. "Sobald er dich verarztet hat, bringen wir dich nach Hause.", "Ich habe kein Zuhause, und in das Haus das einst mein Heim war, möchte ich nicht mehr zurückkehren."
Elvrich war fertig und ging zu Marius, er flüsterte ihm etwas ins Ohr, der Mann schaute Daniel mit sehr besorgten Blicken an. Er fing mit dem Elf an, auf einer dem Jungen unbekannten Sprache, zu diskutieren. Die Nachricht des Elfen schien ihn schwer zu beschäftigen. Mehrere Male schaute er zu dem Jungen, und widmete sich dann der Diskussion wieder. Sie waren zu einem Entschluss gekommen, "Du wirst mit uns kommen. Wir brechen zu dieser Stunde und an diesem Ort sofort auf. Wir werden zu meiner Burg gehen, diese liegt in südöstlicher Richtung."
Er hob den Jungen aus dem Schnee und trug ihn auf dem Arm. Der Elf packte hastig seine Heilkräuter und Verbände zusammen und folgte den beiden.
Sie verließen die Lichtung und wurden von der Dunkelheit des Waldes verschlungen.

(c)

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Re: Lycantrophie : Blutmond

Beitragvon Hamburger » 01.10.2009, 00:05

Hallo Kagarn,

zuerst einmal herzlich Willkommen im Forum und danke für das Einstellen des Prologs deiner Geschichte. Ich habe ihn gelesen und hier ist nun meine Kritik:

Zunächst einmal finde ich deine Geschichte auf Grund einiger formaler Schwächen etwas schwierig zu lesen. Ab und zu vergisst du einen Buchstaben

An der Türinnenseite hingen verschieden Kräuter


,schreibst groß statt klein

war er sich Todsicher


,oder schreibst Wörter falsch

schenke ich euch einen schnellen tot


wobei hier „Tod“ auch groß geschrieben werden muss. Mehr ins Gewicht fällt aber dein Stil. Du setzt einfach viel zu oft ein Komma, wo ein Punkt das Lesen wesentlich erleichtern würde. Hier gibt es sehr viele Beispiele. Ich wähle einige aus:

Daniel verehrte seinen Großvater sehr, für ihn war er alles, auch sein Vorbild, wenn er groß war wollte er auch mal so ein geschickter Jäger werden.


Einige der Einwohner waren sehr merkwürdig, sie sahen einen jungen Mann auf der Straße sitzen, der ein merkwürdiges Kraut rauchte, er schwafelte wirres Zeug und hallizunierte.


Er wollte wegrennen, doch die Angst lähmte ihn zu sehr, der Lycaner stapfte mit schweren Schritten auf ihn zu, in seinem wilden Gesicht konnte man eine Art Befriedigung erkennen.


Hier wäre ein Tipp, dass du dir die Geschichte selber einmal laut vorliest und schaust, wo ein Punkt helfen würde. Gibt es natürlich auch Regeln für und bei vielen deiner Sätze habe ich das Gefühl, da muss definitv ein Punkt hin statt ein Komma. Leider bin ich da selbst nicht so firm, da ich das immer nach Gefühl handhabe. Aber so viel kann ich sagen: Wenn du in einen Satz so viel packst, wird es für den Leser wesentlich unübersichtlicher. Wenn ich gelesen habe, dass der Junge wegrennen will und die Angst ihn zu sehr lähmte, ist danach der stapfende Lycaner sozusagen ein neues Thema. Das passt schlecht, wenn du das alles nur durch Kommas trennst. Hier bitte ich zwecks Kritik auch unsere formal starken Sprachkünstler mit Tipps behilflich zu sein. :-)

Ach so, öfter mal vergisst du die Anführungszeichen für die wörtliche Rede oder kennzeichnest nicht, dass es sich um Gedanken der Figur handelt. Beispiel:

Verdammt, ich werde mir doch nicht vor einem wilden Tier vor Angst in die Hose scheissen, als ich noch jung war wurde ich mit ganz anderen Kalibern fertig.



In diesem ganzen Bereich musst du also noch einiges üben, aber mir persönlich ist, auch wenn Form nicht unwichtig ist, der Inhalt ja sowieso immer wichtiger. Also komme ich nun zur Geschichte selbst.

In einfachen Worten lautet mein Hauptkritikpunkt: Du willst zu viel. Wenn man deine Geschichte liest, so merkt man, dass du gerne möglichst alles aus deiner Phantasie ganz genau beschreiben willst. Ich suche mal wieder zwei Beispiele heraus:

Selbst die Bäume waren solch seltenes und erbarmungsloses Wetter nicht gewohnt, die Spitzen der Nadelbäume und die kargen Äste der Laubbäume bewegten sich durch den wilden, mit Schnee vermengten Wind hin und her. Harald hatte nur sehr selten solche Schneestürme erlebt und immer wieder waren sie eine Tortur für ihn gewesen. Die Winter in Neverim waren sonst um einiges milder.


Es war nun nicht mehr weit, und in diesem Teil des Waldes kannte er sich bestens aus, hier konnte er sogar im Schlaf sein Zuhause wiederfinden. Obwohl er durch die dichten Schneewehen kaum etwas erkennen konnte war er sich Todsicher und lief selbstbewusst geradeaus.


Beim ersten Beispiel sagst du im Prinzip dreimal, dass solch ein Wetter selten ist. Die Bäume sind das nicht gewohnt (1), Harald auch nicht (2) und die Winter sind sonst milder (3).

Beim zweiten Beispiel sagst du im Prinzip dreimal, dass Harald sich in diesem Teil des Waldes gut auskannte. Er kennt sich bestens aus (1), kann sein Heim im Schlaf wiederfinden (2) und läuft ohne viel zu erkennen todsicher und selbstbewusst geradeaus (3).

Von diesen Beispielen gibt es im Text enorm viele und das ist auch ein wesentliches Problem des Textes. Zum einen wundert sich ein erfahrener Leser irgendwann ein wenig, wenn du ihm immer Dinge mehrfach erzählst. Zum anderen wird dein Text dadurch unnötig ausschweifend. Du musst dir vorstellen, dass der Leser sich die Welt, die du beschreibst, ja auch noch vorstellen soll und er soll im besten Falle ein wenig Platz haben für seine Phantasie. Wenn du aber alles so wiederholend beschreibst, klappt das nicht so, als wenn du dich mit einer treffenden Beschreibung zufrieden gibst. Geh den Text mal auf solche Doppelungen durch. Auf Stellen, wo du eigentlich nur wiederholst, was du schon gesagt hast. Da gibt es einiges an Kürzungsmöglichkeiten, die den Text verbessern würden.

Nun zur Dramaturgie: Also, ich bin so gar kein Fan von Horror oder Fantasy, aber lassen wir das mal beiseite. Ich finde, der Einstieg gelingt dir ganz gut. Die Gefahr durch das Biest gleich mal zeigen, indem es Harald bedroht (by the way: Ich finde "Harald" einen völlig unpassenden Namen für dieses Genre und auch für einen alten Mann. Harald klingt für mich nach einem Geschäftsmann oder einem 35jährigen Friseur. Aber das nur am Rande. ;-) ) – das gelingt. Ich wollte als Leser gleich wissen, wie es weitergeht.

Eher gelangweilt habe ich mich dann am heimischen Herd bei Hermine, Harald & Co. Dass der Junge einen neuen Haarschnitt braucht, muss ich glaube ich nicht wirklich wissen und dass Harald „Oh mist“ sagt passt auch nicht zu meiner Vorstellung von einem weisen, alten Mann. Manche Sachen überzeugen mich auch einfach nicht. Wenn ich traurig wäre, weil ich so einen Verlust erlitten hätte wie Hermine und Harald, würde mich die Aussicht einkaufen zu gehen ganz sicher nicht besserer Laune sein lassen.

Die Szene auf dem Markt mit Sakur ist für die Dramaturgie dann in Ordnung. Allerdings kann der Leser hier schon schalten und ich finde es unnötig, dass danach die Geschichte von den beiden Clans von Harald erzählt wird. Spätestens da weiß der Leser, dass das Biest gleich auftaucht und der Überraschungseffekt, den du beabsichtigst, geht verloren. Außerdem stört mich die Einteilung der Clans. Die einen gut, die anderen böse - das ist mir zu langweilig. Das hätte ich gerne etwas offener gehabt, oder am besten noch gar nicht gewusst. Gerade nach so einem Prolog würde ich mir gerne erstmal Fragen über alle Figuren stellen müssen, ohne sie beantwortet zu bekommen. Aber gut, es ist ein Prolog. Du kannst die Geschichte immer noch in eine andere Richtung lenken. :-)

So weit meine Kritik.

Liebe Grüße,

Hamburger

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Re: Lycantrophie : Blutmond

Beitragvon Kagarn » 01.10.2009, 17:06

viele Dank für deine Kritik, das mit der Wiedeholung möchte ich auf jedenfall noch ausmerzen.
Die direkte Rede ( Gedanken der Charaktere ) sind in meinem Schreibprogramm kursiv, leider hat das Forum dies nicht übernommen und ich habe vergessen es noch nachträglich einzustellen.
Die Geschichte hab ich erzählt um den Leser eine kleine Erklärung der Lycantrophen zu machen. Es sind ja nicht alle nur "gewöhnliche" Werwölfe, Leser die sich im Werwolf mythos auskennen, bzw. im Horrorgenre hätten sich bestimmt gefragt weshalb sich sakur auch im Halbmond verwandeln kann.
Vor allem über die verhältnisse der Clans, wer weiss vllt sind eingier der Bloodclaws gar nciht so böse oder die Silberrücken haben ihren Kodex gebrochen, es ist ja die Geschichte des Großvaters und nicht die des Erzählers.
Harald, naja der Name fand ich ganz passend, vllt änder ich ihn noch. wie schreibt man denn Türinnenseite?
Ich hab mir überlegt die Sprache der einfachen Menschen etwas rauer und ruppiger zu gestalten, und obwohl Harald einen General als Sohn hatte war er selbst nur ein einfacher Jäger, der auch mal das ein oder andere Schimpfwort in den Mund nimmt.

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Re: Lycantrophie : Blutmond

Beitragvon Kagarn » 01.10.2009, 18:03

ich habe es nun noch einmal überarbeitet.
Meine "Heinrich von Kleist" Sätze habe ich nun durch Punkte getrennt. Die Wiederholungen sollten draussen sein, sowie die meissten Schreibfehler.#
Leider habe ich die fehlenden Buchstaben noch nciht gefunden, das ist bei einem Text in Computerschrift sehr schwer.

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Re: Lycantrophie : Blutmond

Beitragvon Hamburger » 01.10.2009, 21:56

Hallo Kagarn,

freut mich, dass du die Geschichte überarbeitet hast. Ich habe mir jetzt die Überarbeitung noch nicht angesehen, antworte daher zunächst nur auf dein vorheriges Posting.

Kursiv kannst du hier im Forum auch schreiben und das kannst du immer noch ändern. Wenn du schreibst, findest du oben über deinem Text eine Spalte mit Icons. Das zweite nimmst du und drückst drauf. Den entsprechenden Satz/die entsprechenden Sätze dann innerhalb der zwei Zeichen platzieren, die in deinem Text erscheinen.

Deine Erklärung für die Erzählung der Geschichte verstehe ich nicht ganz. Klar hätte der Leser, der sich auskennt, sich vermutlich die von dir beschriebene Frage gestellt. Aber du bist doch nicht in der Pflicht, diese Frage jetzt schon zu beantworten. Es steht in deiner Macht als Erzähler, die Frage erstmal im Raum stehen zu lassen. Es sei denn, Leser solcher Literatur wenden sich gleich zu Beginn ab, wenn ihnen nicht alles erklärt wird. Dann würde es sich aber um einen höchst merkwürdigen Menschenschlag handeln. Moment mal...Fantasy- und Horrorleser sind merkwürdig. Ganz außerordentlich seltsam sogar. Okay, ich bin bereit drüber nachzudenken. B-)

Auch das Argument, es sei ja die Geschichte des Großvaters, zieht bei mir nicht so ganz. Du lässt ihn das ja erzählen. Der erzählt nix, ohne dass du es hinschreibst. Das fand ich halt ein wenig ärgerlich, weil in dem Moment, als er anfängt, dem Kleinen die Geschichte zu erzählen, mir schon klar war: Gleich kommt das Biest. Und sofort tauchte es auf. Leser sind halt anspruchsvoll. Die wollen ständig überrascht werden. :-)

Wenn hingegen die Verhältnisse der Clans noch ordentlich durcheinander gewirbelt werden, hätte ich nichts dagegen.

Türinnenseite hast du übrigens richtig geschrieben. Aber „verschiedene“ schreibt man nun mal am Schluss mit „e“. ;-)

Das Argument mit der Sprache finde ich hingegen okay. Sagt er halt mal „Mist“. Aber er sollte einfach auf gar keinen Fall Harald heißen...:besserwisser:

Liebe Grüße vorläufig,

Hamburger

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Re: Lycantrophie : Blutmond

Beitragvon Kagarn » 03.10.2009, 01:07

Kapitel I.


Fürchtet mich, denn ich bin Herr der Schatten, Herr des Todes.
Ich allein entscheide über Verwelken und Blühen.
Wer es wagt sich mir zu widersetzen, wird zernichtet.
Tod und Verderben bring ich über euch, spüret meine schreckliche Macht.

-Lord Illidan vor der Schlacht bei den heißen Quellen von Athanos, vor über dreitausend Jahren -





Zehn Jahre später, im Lande Nadur.

Langsam verabschiedeten sich die letzten, orangefarbenen Strahlen der verhassten Sonne.
Lord Alucard stand am Fenster seines mächtigen Burgfriedes, welcher nur ein kleiner Teil
der pompösen Zitadelle Nig` Dur Ka war. Er hatte sich abgestützt, seine langen, geschmeidigen Finger krallten sich in den Stein. Er schaute in die Ferne
seines Reiches. Nadur war schon rund zweihundert Jahre unter seiner und der Herrschaft seines älteren Bruders.
Das Land war tot, trockene, rissige Erde erstreckte sich im Norden. Selbst der zäheste Baum musste sich diesen Bedingungen ergeben. Im Westen lag ein unheimlicher Wald, Dunkelheit drohte alles zu verschlingen was sich dort hineintraute. Der größte Teil des Forstes bestand aus abgestorbenen Bäumen, welche gespenstisch empor ragten. Im Süden des Landes waren die Sümpfe von Ak'nar, in diesen hausten die Gefallenen, welche vor langer Zeit die große Schlacht von Ak'nar schlugen. In dieser bekriegten sich die Siringar, eine Allianz von Elfen, Zwergen und Menschen gegen die Clans der Orks und andere Scheusale. Es endete mit dem Sieg der Siringar und tausenden von Todesopfern. Im Osten befanden sich die mächtigen Thalos-Berge, sie besaßen weite Gletscher und die hohen Gipfel waren mit Schnee bedeckt. Man erzählte sich, dass böse Geister und untote Geschöpfe in den Bergen hausten. Diejenigen, welche sich in die Berge getraut hatten, kehrten nie wieder zurück.

Der Vampir seufzte, seine traurigen Augen blickten gen Westen, in die Ferne, wo sich das Königreich Tamriel befand. Dieses war voller Leben. Die Wälder waren dicht bewachsen. Eine Vielzahl von verschiedenen Baumarten gediehen dort, Eichen, Kastanien, Barhimlaubbäume, Fichten und rießige Sorantannen. Rauschende Bächlein und reissende Flüsse durchquerten die Lande und schenkten den Pflanzen sowie den Bewohnern und Tieren, neue Lebenskraft. Die Wiesen strotzten nur so vor Grün und wurden von allerlei Blumen geschmückt. Er seufzte wieder, ihm fehlte das Leben. Schon so lange erduldete er Tot und Verderben.
Doch etwas trübte das Bild der wunderbaren, heilen Landschaft in der Ferne. Eine dunkle Rauchsäule stieg aus dem Wald gen Himmel empor.
Eine schwarze Träne bahnte sich langsam ihren Weg über seine Wange hinunter. Obwohl er schon zweihundertzwanzig Jahre alt war, sah er aus wie ein Mensch der gerade auf die dreißig zu kam. Sein bleiches Antlitz stand im Kontrast zu seinem langen tiefschwarzem Haar, welches er offen trug. Eine prunkvolle Rüstung aus schwarzem Nirodurstahl schützte seinen athletischen Körper und wurde von einem majestätischen, langen Umhang verhüllt.
Er konnte Schritte hinter sich vernehmen, die gezielt auf ihn zu kamen:
"Kleiner Bruder, was machst du denn für ein Gesicht? Wir haben allen Grund zur Freude."
Alucard wandte sich zu seinem älteren Bruder. Lord Avernus war ungefähr dreihundert Jahre älter wie er.
Sein Alter machte sich durch tiefe Furchen und Falten im Gesicht bemerkbar. Seine Lange, hakenförmige Nase, glich dem Schnabel eines Raubvogels. Grauschwarze Haare waren zu einer Hochsteckfrisur hochgesteckt. Zwei lange Zöpfe hingen ihm zu beiden Seiten über den Schultern. Er trug eine aufwändig verzierte, schwarze Robe, diese war mit Rüstungsteilen aus Nirodurstahl versehen. Alleine an seinem majestätischen Gang erkannte man, wer der eigentliche Herrscher von Nadur war. Eine unheimliche Aura böser Energie umwanderte ihn. Er grinste zufrieden, sein linker Eckzahn ragte etwas heraus. Seine bleichen, klauenartigen Hände umschlossen zwei Kristallglas-Kelche, welche mit dicker, roter Flüssigkeit gefüllt waren.
"Gute Neuigkeiten. Uther, der geliebte König Tamriels, ist schwer krank. Er wird in wenigen Wochen von uns scheiden.", er lachte spöttisch und spuckte auf den mit Dreck überzogenen Boden.
"Sein Sohn, Prinz Ismael, ist auf einem Kriegszug. Viele, viele Meilen weit entfernt, um einen Verbündeten seines Vaters beizustehen. Ihn dürfte die Nachricht über die Erkrankung noch nicht erreicht haben.", Avernus lachte boshaft auf. Sein Lachen war so von Hass und Bösem erfüllt, dass es selbst seinem Bruder einen Schauer über den Rücken jagte.
"Nur noch wenige Tage, dann sind wir beide, die Herrscher über Tamriel.", rief er triumphierend aus. Er reichte seinem Bruder einer der beiden Glaskelche, "Zum Wohl, auf ein neues Königreich das von Tod und Verderben regiert werden will.", "Zum Wohl", murmelte Alucard kleinlaut.
"Ich habe unseren Generälen bescheid gegeben. Sie bereiten ihre Einheiten vor.
Spätestens in vier Tagen werden sie soweit sein, dann steht der Eroberung nichts mehr im Wege.", die Augen Avernus' wurden zu boshaften Schlitzen, gleich die einer Schlange. Er schaute in Richtung Westen, wo man schemenhaft die großen Türme der Hauptstadt Tamriels zu erkennen vermochte.
"Ich werde dich rächen, Vater! Ich werde heimzahlen, was dir angetan wurde. Sie werden darum betteln, sterben zu dürfen, oh ja, das werden sie".
Seine rechte Hand zitterte, sie verkrampfte sich, der Kelch wurde zerdrückt, Glassplitter sprangen aus der silbernen Fassung.
Die rote Flüssigkeit tropfte zu Boden. Langsam floss sie die Rinnsale des Steinbodens entlang und bildete ein quadratisches Muster. Alucard nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas, es schmeckte so frisch, so lebendig, so jung. "Von wem hast du...", "Oh, eine Gruppe blutlüsterner Ghuls haben ein Dorf überfallen. Sie haben zwei Mädchen entführt und sie hier her gebracht.", Alucards zuvor trüber Blick hellte auf. "Wo sind die Mädchen? ... Darf ich sie sehen?", Avernus lächelte ihm gütig zu, "Oh, ... die Ältere möchtest du bestimmt nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie wurde von den Ghuls bereits geschlachtet, der Hunger hatte sie übermannt. Ich verabscheue diese Leichenfresser. ... Aber ihre jüngere Schwester wartet in deinem Gemach auf dich. Ich wünsche dir viel Vergnügen, aber treib es nicht zu wild", seine letzten Worte klangen etwas heiter.
Zwei Vampire in dicker Rüstung platzten in die Unterhaltung der beiden Lords. In ihrer Mitte ein verängstigter Mann in einem braunen Umhang. Grob wurde er vor die Füße der beiden Lords geworfen. "Bitte, bitte lasst mich leben, ich habe doch alles erzählt. Ich habe euch doch die "frohe" Botschaft verkündet. So lasst mich gehen, ich flehe euch an.", der arme Mann sank verzweifelt auf die Knie.
Die Furcht war groß, sie war ihm förmlich ins Antlitz gebranntmarkt. Er zitterte am ganzen Körper.
Alucard konnte erkennen, dass sich der Mensch in die Hose gepinkelt hatte.
Avernus schritt gemächlich zu dem zu Tode verängstigtem Mann und streichelte ihm Zart über den Kopf, er grinste boshaft.
"Ich verabscheue Wesen wie dich, die ihre eigene schändliche Sippe verraten."
Er spuckte dem Verräter vor die Knie, dieser keuchte auf und schreckte daraufhin zusammen.
"Aber deine Bemühungen sollen nicht umsonst gewesen sein. Hier hast du einen Beutel voll Gold". Avernus warf mit verächtlichem Blick dem Unbekannten den Beutel zu, dieser fing ihn mit gierigen Händen auf.
"Dies ist nicht alles, in unserem Gästegemach wartet eine Überraschung auf dich, meine Wachen geleiten dich dort hin"
Der Verräter verbeugte sich ehrfurchtsvoll, mehr aus Angst als des Respekts wegen. Er wurde anschließend von den zwei Vampiren nach draußen geleitet.
"So ein Narr!" Avernus lachte auf und verließ dann ebenfalls das Turmzimmer.
Alucard nahm den letzten Schluck aus seinem Kelch, ließ ihn fallen und machte sich dann mit nachdenklicher Miene auf zu seiner Kammer.
m Gemach Alucards saß das Mädchen auf dem großen Himmelbett, hilflos und verzweifelt.
Das Bett war reich mit roten Samtkissen und Decken geschmückt .
Das einzige Fenster des Zimmers stand offen. Eine leichte Brise wehte hinein, sie fröstelte.
Untote Bestien hatten sie mit ihrer Schwester zusammen hier her verschleppt. Sie hatte gerade das Beet ihrer Mutter gepflegt, als die Horde das Dorf überfiel, und die meisten Bewohner kaltblütig abschlachtete.
Es war schrecklich gewesen, die Menschen hatten alle durcheinander geschrien. Sie waren so hilflos und wurden gnadenlos nieder gemetzelt. Sie hatte die gräßlichen Bilder noch vor Augen. Männer, Frauen und Kinder, die Untoten kannten kein Erbarmen. Überall hatten Leichen rumgelegen, mit abgetrennten Gliedmaßen oder aufgeschlitzten Bäuchen. Die Ghule hatten noch vor Ort damit begonnen die Toten auf zu fressen.
Sie schluckte. Ob ihre Schwester wohl noch am Leben war? Nervös drehte sie an ihren schwarzen Locken und überlegte, wie sie am schnellsten von diesem schrecklcieh Ort fliehen konnte. Die strahlend blauen Augen schauten verzweifelt in Richtung des Fensters. Langsam richtete sie sich auf und bewegte sich zum Fenstersims, es war ihre einzige Hoffnung auf Flucht. Doch diese wurde zunichte gemacht als sie aus dem Fenster hinausschaute.
Sie blickte in eine dunkle Tiefe, es war verrückt nur daran zu denken von dort aus zu fliehen.
Sarah rannte aufgeregt zur Tür, vielleicht schaffte sie es unbemerkt durch den Turm zu kommen.
Vorsichtig drückte sie die Klinke nach unten, und versuchte die Türe zu öffnen, doch sie war verschlossen. Voller Verzweiflung rüttelte sie daran, in der Hoffnung sie würde schließlich doch noch aufgehen. Aber es half nichts, es war sinnlos, sie war wie ein hilfloses Tier in einem Käfig eingesperrt.
Auf einmal konnte sie ein leises Flüstern in ihrer Nähe ausmachen. Es war eine alte Sprache, die ihr unbekannt war.
Im fahlen Mondschein zeichneten sich auf einmal die Silhouetten von drei Frauenkörpern im Raum ab. Langsam, mit schlangenähnlichen Bewegungen entstiegen sie dem Bett . Die drei Frauen hatten sehr bleiche Haut, blutrote Lippen, sie waren bildschön. Sie trugen nichts an ihren Körpern. Sie winkten Sarah zu sich. Ihre beschwörenden hypnotischen Augen verzauberten das Mädchen. Mit langsamen Schritten bewegte sich die junge Frau auf das Bett mit den drei verführerischen Geschöpfen zu. Sie versuchte dagegen an zukämpfen, am liebsten wäre sie sofort aus dem offenem Fenster gesprungen. Doch die unheimliche Macht dieser Frauen war zu groß. Sarah legte sich zwischen die Drei.
Sarah wurde an sämtlichen Stellen ihres Körpers geküsst, sie fühlte sich erregt.
Sie konnte den warmen Atem der drei Frauen an ihrem zärtlichen Körper spüren. Sie begannen sie immer heftiger zu küssen und ihre schlanken, idealen Körper an ihren zu schmiegen.
Was sind das für teuflische Weiber, was machen die mit mir?
Mit Tränen in den Augen wandte sie ihren Kopf mehrmals zur Seite, sie wollte nicht, dass diese Kinder der Nacht ihren Körper beschmutzten. "Verschwindet, bitte, lasst mich in Ruhe!"
Auf einmal spürte sie, wie sich spitze Zähne in ihren rechten Unterarm bohrten. Sarah schrie vor Schmerzen auf und zog erschrocken den blutenden Arm zu sich an die Brust. Die Vampirinnen fauchten sie wie wilde Raubkatzen an, sie sahen aus als wollten sie gleich über sie herfallen. Sarah strampelte sich bis zum Kopfende des großen Bettes, sie streckte ihre Arme schützend vor sich. Die drei unheimlich Frauen krochen langsam auf sie zu, gierig, nach Blut geifernd.
Plötzlich schlug die Tür auf, in der Schwelle stand Lord Alucard, außer sich vor Zorn. Er rannte in einer unglaublichen Geschwindigkeit zum Fuße des Bettes: "Irt'ah kje Balanar!"
Die teuflischen Weibsbilder schreckten fauchend zurück und kletterten rückwärts die Wand empor. Sie bleckten ihre Zähne, aus funkelnden Augen schauten sie zu ihm.
Alucard bekam eine von ihnen zu fassen, er zog sie kräftig an den langen, roten, lockigen Haaren zu sich. "Rührt sie noch einmal an und ich verspreche euch, ihr werdet den morgigen Tag nicht mehr erleben. Sie ist mein, ganz allein mein."
Er stieß die Vampirin angewidert von sich.
"Verschwindet aus meinem Gemach! Und wehe ihr lasst euch noch einmal hier blicken!",
beleidigt und voller Hass verschwanden die drei Vampirfrauen.
Mit traurigem Blick setzte sich der Vampir vorsichtig zu dem verängstigtem Mädchen, welches noch immer am Kopfende des Bettes kauerte und mit der Decke ihren nackten, schönen Körper versteckte.
"Hab keine Angst vor mir, ich werde dir nichts tun.", sprach er mit beruhigender Stimme und versuchte zu lächeln, doch ihm gelang nur eine schiefe Grimasse.
Alucards Körper zuckte unaufhörsam, er kämpfte gegen etwas in seinem Inneren an.
Er stand taumelnd auf und fasste sich an die pochenden Schläfen, er stöhnte und ächzte.
Die Schmerzen schienen nicht aufhören zu wollen.
Ruckartig senkte er sein Haupt und richtete sich langsam wieder auf. In seinen Augen, wilde Entschlossenheit. Er hatte den Kampf verloren.
Alucard nahm zärtlich Sarahs Hand und küsste sie. Leise Stimmen redeten in ihrem Kopf, auf einer unbekannte Sprache die sie nicht verstand. Ihr Körper und ihre Sinne spielten verrückt, ihr wurde warm, richtig heiß. Sie spürte wie ihr Herz aufgeregt pochte.
Sarah schaute in das Gesicht des Vampirs, welcher sie mit beschwörendem Blick anschaute.
Wie gefesselt blieb sie regungslos sitzen.
Sie wollte sich wehren, doch die unsichtbare Macht war zu stark.
Er fing an sie lieb zukosen und zu streicheln, sie selbst konnte sich nicht wehren, sondern ließ seine Kosungen über sich ergehen. Seine bleiche Brust sowie sein Rücken waren von Narben übersät. Er streichelte behutsam ihre Brüste und ihren Bauch, mit seiner langen Zunge spielte er in ihrem Bauchnabel. "Bitte, tut mir das nicht an. Gehet hinfort! Verschwindet! Grausames Monster.". Nun war es soweit, sie wurde entjungfert, gegen ihren Willen, von einer Bestie.
Er zog sie immer brutaler an sich, er konnte ihren warmen Atem in seinem Gesicht und an seiner Brust spüren. Als er es beendet hatte, saß er stumm und aufrecht neben ihr, seine Augen waren weit geöffnet.
Schon so lange hatte er sich keinem weiblichen Körper hingegeben. Sie lag neben ihm, verstört, die Beine an die Brust gezogen. Sie weinte leise, sodass es der Vampir neben ihr nicht hören konnte, um sich an ihrer Angst und ihrer Schmach zu laben. Ihre Haare waren zersaust, ihr Körper hatte Prellungen davon getragen. Ihr Arm blutete weiter. Durch den Verlust ihres Blutes wurde ihr schon ganz schwummrig. Leise und angestrengt flüsterte sie:
"Was habt ihr mit meiner Schwester gemacht, wo ist sie. Bitte sagt mir nicht, dass ihr sie auch missbraucht habt.", "Nein das habe ich nicht. Ich habe sie nicht einmal zu Gesicht bekommen.", eine traurige Miene zeichnete sich auf seinem Antlitz. "Werde ich meine Schwester jemals wieder sehen.", sie schluchzte, am liebsten hätte sie sich jetzt aus dem Fenster gestürzt. Doch ihr fehlte die Kraft dazu, zu viel Blut hatte sie schon verloren. "Hab keine Furcht, du wirst sie schon bald wieder in die Arme schließen können."

In nur einem Bruchteil von einer Sekunde bewegte er ruckartig seinen Kopf, öffnete seinen Mund und biss dem Mädchen ein Stück Fleisch aus dem Hals. Eine Blutfontaine spritzte dem Vampir ins Gesicht, Sarah hatte es aufgrund der zu kurzen Zeit erst jetzt wahrgenommen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fasste sie sich sofort an den offenen Hals um die Blutung zu stoppen. Doch es half nichts, sie verlor immer mehr Lebenssaft. Auf dem seidernen Bettlagen sammelte sich eine Lache. Sarah begann zu röcheln und strampelte hilflos mit den Füßen.
Sie schaute verständnislos und mit ängstlichem Blick in sein Gefühlsloses Antlitz.
"Fürchte dich nicht vor dem Tod, Mensch! Er ist deine Erlösung von diesem Fluch." Alucard lukte betreten zu dem hilflosen sterbenden Geschöpf und leckte sich über seine blutbeschmierten Zähne. Er blickte traurig in die gebrochenen Augen des toten Mädchen, er beugte sich nieder und schloss schweigsam ihre Lider.
Dann stand er auf, zog sich seine Rüstung an und verließ die Kammer.
Im schwachen Schein des Mondes lag der Leblose Körper. Eine Windböe jagte durch das offene Fenster und zwang die Tür sich zu schließen.
Alucard ging schweren Schrittes den Korridor entlang, er wollte dieses Mädchen nicht schänden, doch seine eigenen dunklen Triebe hatten ihn gelenkt. Er beobachtete zwei Ghule, welche aufgeregt grunzend die Leiche des Verräters nach unten transportierten.
Sein Körper war mit Bisswunden übersät und ausgelaugt, der Leichnam hatte keinen Tropfen Blut mehr in sich.
Die Leichenfresser bleckten die gelben, fauligen Zähne, und schauten die Leiche mit freudigen Augen an. Sie hatten wohl einen außerordentlichen Appetit.
Welch ein Narr, sich meinen Cousinen hinzugeben, den Tod hat der Törichte wahrlich verdient.

Der Blutdurst war in Alucard geweckt worden, die Nachricht von Uthers baldigem Dahinscheiden war für ihn wie ein Segen. Er wusste das er diesen Menschen besonders lange Leiden sehen wollte. Alucard würde seinen Vater rächen, auf grausamster Art und Weise.

Dreihundert Jahre ist es her, dass Lord Dirithur, hinterrücks ermordet wurde.
Er hatte sich, wie so oft, auf die Jagd nach frischem Blut begeben, als er gefangen genommen wurde. Dirithur hatte sich zu häufig an den Bewohnern Tamriels gelabt, dies hatte sich nun als sein Verhängnis herausgestellt. Etliche Soldaten fanden den Tod durch ihn, doch der Vampirlord hatte anschließend den Tod gefunden. Ein Kampfmagier namens Nathanael, hatte ihn durch seine unglaubliche Macht seiner Magie getötet. Die Leiche Dirithurs hatte man an die Grenze von Nadur gebracht, und an einen Schrein der Schatten gehängt. Kurze Zeit darauf hatten ihn seine beiden Söhne gefunden, die Krähen waren bereits dabei seine Leiche zu fressen.

Alucard vergrub verzweifelt sein Gesicht in den Händen, diese Bilder gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er sank verzweifelt auf die Knie, fasste sich an den Kopf und riss an seinen Haaren.
Blut lief langsam seinen Kopf hinunter. Er fuhr sich mit seinen langen Nägeln durch das Gesicht. Lange Kratzer hatten sich nun auf seinem Antlitz gebildet, aus jedem sickerte dunkelrotes Blut. Die Bilder plagten seine Gedanken wie böse Geister.
Er schlug in die marode Wand neben sich, seine Faust verschwand im Gestein und im Staub.
Ein gellender, markerschütternder Schrei ging durch die Korridore.
Alle Wesen die sich im Bergfried befanden zuckten zusammen, auch Lord Avernus, der gerade damit beschäftigt war einen Schlachtplan zu entwerfen.
An der Stelle wo er die Katapulte einzeichnen wollte, befand sich nun ein langer Strich.
Avernus murmelte genervt "Kann sich dieser Narr nicht anständig benehmen".

Die Erinnerung hatte die alte Wut in Alucard entfacht, welche er vergeblich versucht hatte einzudämmen.
Zwei Ghule trotteten ihm entgegen. Blitzschnell packte er einen am Hals. Seine langen Nägel bohrten sich in das verwesende Fleisch des Leichenfressers. Angsterfüllt schauten die großen, toten Augen in die des Vampirlords.
Zappelnd und kreischend, versuchte sich der Ghul zu befreien, doch es war nutzlos, gegen den eisernen Griff konnte er nichts ausrichten.
Alucard holte aus und warf den Ghul aus dem Fenster, Glassplitter regneten ihm entgegen. Das Wesen fiel ungefähr hundert Meter in die Tiefe und schlug auf dem harten Steinboden auf. Es zerplatzte regelrecht durch die Wucht des Aufpralls. Der andere Leichenfresser schaute den Lord entgeistert an und rannte von Angst erfüllt davon. Alucard klammerte sich varkrampft an den Fensterahmen, das marode Gestein zerbröselte unter seinen mächtigen Klauen. Er fing an in Richtung Westen zu schreien, sein Echo wurde vom Wind nach Tamriel getragen.
Schwarze Wuttränen rannen seine Wange hinunter.
"Uther ich werde dich töten! Dich und dein erbärmliches Volk!", seine Stimme bebte.
Seine Augen waren blutunterlaufen und fräbten sich tiefrot. Der Himmel verdunkelte sich schlagartig.
Ein Wolkenbruch entstand, unerbittlich regnete es auf den scharfen Stein der Festungsmauern.
Blitze schlugen in die Umgebung ein, und krachende Donner ließen die Türme erzittern.
Er sprach mit einer tiefen, unmenschlichen Stimme: "Spüre die Macht eines Lords, erzittere vor ihr. Du, Uther, wirst meinen Zorn zu spüren bekommen. Ich persönlich werde dich büßen lassen, für das was du meiner Familie angetan hast."
Fürchterliche Schmerzen setzten ein, er krümmte sich und sank auf die Knie.
Es fühlte sich an als drohe sein Kopf zu platzen, er spürte einen stechenden Schmerz in seinem Rücken. Er schaute betreten an die Decke und öffnete seinen großen Mund. Spitze Zähne ragten aus ihm hervor. Dann begann er zu schreien, er brüllte sich seine tiefschwarze Seele aus dem Leib. Nur das tiefe Grollen der Wolken konnte ihn übertönen. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter, und eine ihm sehr vertraute Stimme sprach beruhigend, aber auch ernst zugleich.
"Beruhige dich, bändige deinen Zorn, deinen Hass. Du wirst sie beide noch brauchen, aber nicht heute. Der Zeitpunkt deiner Rache ist nah, sehr nah.", die Augen seines älteren Bruders Avernus verengten sich. "Uther wird sich wünschen er wäre schon vor Jahren gestorben.
Ich persönlich werde das letzte Fünkchen Leben aus ihm hinaustreiben.
Meine kalten, langen Klauen werden ihm sein letztes Bisschen Energie entreissen.
So wahr ich hier vor dir stehe, Uther wird bluten für das, was seine Ahnen mit unserem geliebten Vater gemacht haben.".
Avernus half seinem Bruder auf die Beine, dieser war nun still und seine Augen waren voller Trauer und Schmerz. Das Wetter hatte sich beruhigt und die Wolken sich aufgelöst.
Avernus hatten die Hände zusammen gelegt, er grinste überlegen.
"Ich habe lange daran gezweifelt, doch nun bin ich mir sicher. Du bist was besonderes, und schon bald wird die Welt erfahren welch unbändige Macht in dir schlummert.".
Alucard hatte den Worten seines Bruders keine Beachtung geschenkt, er schaute traurig auf die Kacheln des verdreckten Bodens. Er war es, der diesem armen Mädchen das Leben ausgehaucht hatte. Eine schwarze Träne tropfte auf den Steinboden.
Seine Wut, seinen Hass und seinen Trieb, machten ihn zu diesem Monster, und er konnte es nicht kontrollieren. Doch ebenso war er zu feige sich selbst das Leben zu nehmen. Er musste sich seinem Schicksal ergeben, er, Lord Alucard, wurde als Bestie geboren und würde auch für immer eine bleiben...

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Kagarn
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Re: Lycantrophie : Blutmond

Beitragvon Kagarn » 04.11.2009, 18:28

So, habe beide Texte nochmnal gründlich überarbeitet. Vor allem das erste Kapitel hat sich grundlegend geändert

Kagarn
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Re: Lycantrophie : Blutmond

Beitragvon Kagarn » 22.11.2009, 19:26

Kapitel II.

Zur gleichen Zeit im Lande Koronia.

Aus dem großen Saal der Burg "Ravenholm" drang lautes Kampfgetümmel.
Daniel, welcher vor kurzem das neunzehnte Lebensjahr erreicht hatte, stand mit gezücktem Schwert und völlig außer Atem, in der Mitte des Raumes. Sein Antlitz war voller Schweiss, seine Kräfte beinahe aufgebraucht. Doch er gab nicht auf, er drehte spielerisch seine Klinge und rannte auf seinen Gegner zu. Sein gegenüber, ein Vampir, mit kurzen grauen Haaren, langer Nase und fahlem Gesicht lachte spöttisch auf. "So wirst du mich niemals besiegen können, du verausgabst dich total, und ich habe noch all meine Kräfte". Geschickt wich der Vampir der Attacke des jungen Mannes aus. Daniel verlor das Gleichgewicht und klatschte zu Boden. Nun war Schnelligkeit gefragt, bevor das Krummschwert des Untoten auf ihn niederfiel. Der junge Mann machte einen Satz und landete geschickt auf beiden Füßen.
Er hielt das Schwert in der Rechten, holte aus und hieb kräftig nach seinem Angreifer.
Beide Waffen trafen sich in der Mitte. Das Klirren von Metall auf Metall durchdrang den ganzen Raum.
Nun war ein Kräftemessen der beiden gefragt. Daniel nutzte all seine Kraft um den Gegner samt Klinge von sich weg zustoßen. Der Vampir wurde fortgeschleudert wie eine Feder von einem Windstoß. Mit einer unglaublichen Geschicklichkeit fing der Untote sich von einer der Säulen ab und landete sicher auf dem Granitboden. "Kraft alleine reicht nicht aus, um einen Gegner wie mich besiegen zu können.". Der Vampir begann seinen finalen Angriff. Er rannte mit gezücktem Schwert in einer unmenschlich schnellen Geschwindigkeit auf Daniel zu. Er machte einen riesigen Sprung und landete hinter ihm. Bevor Daniel richtig reagieren konnte, spürte er einen kalten Gegenstand an seiner Kehle, der Vampir flüsterte leise in sein Ohr: "Schachmatt!".

Daniel ließ betrübt sein Schwert fallen. Die Klinge an seinem Hals wurde ebenfalls gesenkt.
Ein einzelner Applaus war hinter den Beiden zu hören, "Daniel du bist richtig gut im Umgang mit dem Schwert geworden, mein Respekt." "Ach was, ich hab's verbockt. Ich hätte ihn besiegen können, ganz bestimmt! Wenn ich mich bloß besser konzentriert hätte."
Marius kam auf den jungen Mann zu, hob das Schwert auf, reichte es ihm und zwinkerte ihm zu: "Mach dir keine Vorwürfe, du bist richtig gut. Ein normaler Gegner hat keine Chance gegen dich.
Ich glaube, dass du nun so weit bist. Ich werde dich auf meine nächste Jagd mitnehmen"
Die Augen Daniels leuchteten auf. Endlich! die zehn langen Jahre voller Training hatten sich gelohnt. Es war soweit, nun konnte er auf eine Jagd mitkommen.
Sein Mentor klopfte ihm auf die Schulter: "Ich kann mir gut vorstellen, dass du ein herausragender Hunter wirst. Deine Fähigkeiten sind enorm, und das für dein Alter. Da hatte ich gerade mal die ersten Lektionen im Schwertkampf beigebracht bekommen, und du bist schon beinahe ein Meister". Daniel errötete, Lestat, der Vampir, tauchte hinter ihm auf und reichte ihm gebührend die Hand: "Du bist ein guter Kämpfer. Lass dich nur nicht von meinen Kommentaren während des Kampfes zu sehr beeinflussen. Du bist noch zu leicht aus dem Konzept zu bringen." Elvrich saß an der bereits gedeckten Tafel, seine Beine hatte er verschrenkt auf den Tisch gelegt. Er erschuf mit Hilfe seiner magischen Kräfte eine kleine, gelb-weiße Kugel aus Energie und ließ sie um sein Handgelenk kreisen. "Joa, der Kampf war nicht schlecht. Es wird aber noch dauern, bis du Lestat das Wasser reichen kannst".
Marius schaute mit kritischem Blick zu ihm: "Dir hätte er schon vor 5 Jahren kräftig den Arsch versohlt. Also halt dein vorlautes Mundwerk!", sprach er vorwurfsvoll.
"Jungs hört auf euch zu streiten, sondern setzt euch, sonst wird das Essen noch kalt." Annin, eine kräftige Frau um die fünfzig, die Köchin Ravenholms, war durch die Tür gekommen. In ihren Händen hielt sei einen großen Kessel mit deftigem Gulasch. Es roch verführerisch gut. Die junge Magd, Jessie, folgte ihr, mit dem Brotkorb in der Hand. "Wollen Tom und Hank nichts mit essen?" fragte Elvrich die Köchin verwundert: "Nein, Hank sitzt am Tor, begutachtet den schönen Sonnenuntergang und raucht Pfeife. Er habe keinen Hunger, meinte er. Tom muss noch was erledigen. Er sagte er wolle noch hinzukommen."
Als die hübsche Jessie gerade den Brotkorb auf den Tisch stellen wollte, spürte sie eine kräftige Hand welche an ihrem Hintern grabschte. Sie drehte sich errötend um und schaute in das grinsende Gesicht Marius'. Die junge Frau schrie auf und machte vorsichtig einen Schritt zur Seite. Annin nahm die Suppenkelle und haute dem Mann kräftig auf die Finger, "Lass das! Das arme Kind", "Schon gut, schon gut, es tut mir leid.", Daniel fasste sich genervt an den Kopf. Elvrich prustete los und konnte sich vor Lachen kaum noch auf dem Stuhl halten. Lestat verdrehte nur die Augen. Sie alle waren daran gewohnt, dass Marius den Frauen sehr zu Leibe rückte.
Alle setzten sich an den Tisch, Annin und Elvrich beteten bevor sie aßen. Die Köchin dankte dem Gott Irias. Er war der Herrscher des Lichtes und des Guten. Der Elf betete an Elune, sie war die Göttin der Nacht und die Schöpferin des Mondes. Irias und Elune wurden von den Elfen gleichermaßen gehuldigt. Sie waren Geschwister, und beide waren dem Langohr-Volk sehr gutmütig gesinnt. Als sie alle aßen begann Marius seinen Plan kund zu geben.
"Daniel du wirst morgen früh mit Elvrich und mir die Burg verlassen. Wir werden in Richtung Süd-Osten aufbrechen. Wenn wir Glück haben werden wir schon in den nächsten Tag eine Jagd bewältigen können". Der Mentor lächelte seinem Schützling gutmütig zu, "Also, schlaf dich heute Nacht gut aus, damit du morgen kräftig und munter bist".
Die hübsche Magd schaute Daniel ernst in die Augen "Glaubst du wirklich, dass du schon bereit dafür bist? Willst du nicht lieber noch etwas warten? Immerhin ist solch eine Jagd sehr gefährlich.", sie sah zu Marius, mit vorwurfsvollen Blicken. Sie hatte ihm seine Tat noch nicht verziehen. "Ach was, ich bin bereit... ganz bestimmt. Mach dir keine Sorgen!", Daniel lächelte ihr zu, und hob die rechte Augenbraue etwas an, sie musste daraufhin etwas kichern.
"Sei konzentriert, hast du mich verstanden? Jeder noch zu kleine Fehler könnte deinen Tod bedeuten.", Lestat musterte ihn mit einem geprüften Blick. Blitzschnell nahm er sein Messer und warf es auf den Jungen. Es flog direkt auf sein Gesicht zu. Doch bevor es das Auge erreichte, war es im festen Griff des Schülers. "Sehr gut! Bleib immer schön konzentriert".
"Lestat du wirst bei unserer Abwesenheit schön auf die Burg aufpassen!", Marius lächelte etwas schelmisch, "Der Donnerbalken müsste mal wieder gereinigt werden".
"Räum deinen "Scheiss" alleine auf", erwiderte der Vampir lachend.
Der restliche Abend verlief noch relativ ruhig, das Training war für diesen Tag beendet, trotzdem machten Daniel und Marius noch ein paar Trockenübungen im Schwertkampf.
Die silberne Klinge von Marius' Langschwert glitzerte im schwachen, orangenen Schein der Fackeln und des Kaminofens.
Merkwürdige Runen waren in die Klinge eingraviert worden, Daniel musterte sie genaustens.
"Meister, ich besäße auch gerne so eine Waffe. Wäre es nicht möglich, dass ich auch ein solches Schwert bekomme?", Marius schaute seinen Schüler stirnrunzelnd an, "Du warst noch nicht einmal auf Jagd, und willst schon ein Silberschwert? Denkst du nicht, dass das etwas überstürzt wäre? Du wirst schon bald eine eigene Waffe bekommen. Doch bis dahin musst du dich mit einem normalen Schwert abfinden.".
"Nicht die Waffe zählt, sondern derjenige der sie führt.", mit dem Rücken zum Kaminfeuer gewandt, saß Lestat im Schneidersitz auf dem Teppich und meditierte. "Was bringt dir das beste Schwert der Welt, wenn du nicht verstehst wie man damit kämpft.", Daniel verdrehte die Augen, die Weisheiten des Vampirs hatten ihm noch gefehlt. Würde nun noch Elvrich einen seiner Kommentare dazu geben, würde er jedem im Raum an den Hals springen. Doch bevor es überhaupt soweit kommen konnte legte er sich lieber in seinem Gemach schlafen. Er hatte eine harte Reise vor sich, da sollte man einigermaßen ausgeruht sein. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte keinen Schlaf finden. Zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher.
"So ein Scheiss. Weshalb sollte ich denn keine besondere Waffe bekommen, wo doch gerade
Ungeheuer und Wesen des Schattens damit leichter zu vernichten sind."

Daniel schmollte, er konnte die Entscheidung seines Mentors einfach nicht akzeptieren. Doch schon nach kurzer Zeit übermannte ihn schließlich die Müdigkeit.

Daniel wusste nicht wie ihm war, er befand sich in einem düsteren Wald. Die Bäume sahen aus als wollten sie ihn gleich verschlingen. Grausige Fratzen bildeten sich auf ihren Rinden.
Er begann zu rennen, immer schneller. Äste peitschten ihm ins Gesicht und hinterließen Kratzer.
Der Wald um ihn begann zu verschwimmen, so schnell bewegte er sich fort. Auf einmal erreichte er eine Lichtung, der wundervolle Vollmond erhellte sie, so dass man alles im Umkreis erkennen konnte.
In der Mitte lagen zwei Gestalten. Daniel schritt vorsichtig auf sie zu.
Als er sie erkennen konnte, ließ er einen Schrei los. Es waren die toten Körper seiner Mutter und seines Großvaters. Sie waren total zerfleischt, die Innereien quollen aus den offenen Bäuchen hervor. Daniel sank verzweifelt auf die Knie, er vergrub heulend seine Hände in die blutbefleckte Erde. Tapsige Schritte kamen langsam auf ihn zu, er drehte sich herum. Durch seine verweinten Augen konnte er nicht sofort erkennen was sich da auf ihn zu bewegte.
Es war ein Lycantroph, erschrocken stand Daniel auf, er machte vorsichtig ein bis zwei Schritte rückwärts. "Schau mal was du angerichtet hast. Daniel, du bist verantwortlich für den Tod der Beiden.", das Wesen hatte schwarzes Fell, rotglühende Augen fixierten den Jungen.
Langsam bewegte sich der Werwolf auf ihn zu, "Du solltest dich nicht vor mir Fürchten, sondern vor dir selbst".

Schweissgebadet erwachte der Junge aus seinem Alptraum. Sehr spärlich schien das Licht der aufgehenden Sonne durch sein kleines Fenster. Fröhlich zwitscherten die Vögel dem Morgen entgegen. Er atmete aufgeregt tief ein und aus, seine Augen waren weit aufgerissen.
Diese Art von Alpträumen hatte er schon oft gehabt, und immer wieder waren sie eine Tortur für ihn gewesen. Daniel umklammerte das Amulett. Der blutrote Edelstein leuchtete auf.
Langsam setzte er sich aufrecht in sein Bett, er rang nach Fassung. Der Traum hatte seinen Schmerz geweckt, den Schmerz des Verlustes, der Verlust seiner ganzen Familie. Er vergrub weinend sein Gesicht in seinen zitternden Händen.
Ich alleine bin schuld an ihrem Tod, ich alleine. Weshalb war ich nur so ein närrischer Starrkopf und habe diesem Südländer dieses Ding nicht verkauft.
Er wischte sich die Tränen aus seinem Antlitz und begann sich anzuziehen.
Die Bilder des Traumes spielten sich immer wieder in seinem Kopf ab. Er kniff die Augen zusammen, er wollte diese Erinnerung so gut wie möglich verdrängen.
Dies war ein wichtiger Tag für ihn, er würde nun lernen wie man auf die Jagd geht.
Ablenkung könnte ihm das Leben kosten. Wenn er so weit wäre, würde er die Verantwortlichen seiner Trauer jagen, und wenn er sie gefunden hatte, vernichten und zwar alle.

Er traf sich mit seinem Lehrer im großen Saal. Annin hatte am Vorabend für das Frühstück gedeckt.
Marius trug bereits seine Rüstung. Sein Langschwert, sowie seinen Dolch hatte er an seinem Gürtel befestigt. "Sag mal Kleiner, wo ist das Langohr? Der wird doch nicht etwa verschlafen. Geh zu Elvrich und weck ihn auf. Ich hasse es wenn man mich warten lässt."

Der Elf befand sich in seinem Schlafgemach. Er schlief tief und fest in seinem gemütlichen Bett.
Die weiche Decke hatte er sich bis zur Nasenspitze hochgezogen.
Auf einmal spürte er wie eine Hand seinen Mund umschloss. Ein kalter Gegenstand wurde an seine Kehle gedrückt. Scheisse nun ist es wohl so weit, früher oder später musste es ja so weit kommen.
Angsterfüllt öffnete er seine Augen, er schaute in das schadenfroh grinsende Gesicht von Daniel. Dieser senkte seine Klinge und begann lauthals zu Lachen.
"Verdammt, bist du wahnsinnig? Was sollte denn dieser Mist?", fragte der Elf wütend.
Sein Herz begann zu rasen, Schweissperlen bahnten sich ihren Weg über sein Stirn.
"Mach das noch einmal, dann werde ich dir einen Blitz hinterherjagen."
Der junge Mann hatte ihm gar nicht zugehört, sondern begann sich nun auf dem Fußboden vor Lachen hin und her zu rollen. Das war zu viel des Guten. Elvrich murmelte ein paar Worte und auf einmal schoss eine Säule aus Wasser auf Daniel herab. Dieser war nun Klatschnass.
Der Elfmagier lächelte ihm zu "Wer zu letzt lacht, lacht am besten".
Während des Frühstücks erklärte Marius mit Hilfe seiner Landkarte, in welcher die meisten Gebiete des Kontinents Arkantor verzeichnet waren, welche Strecke sie an diesem Tag bewältigen würden. "Wir werden in Richtung Aradurs maschieren. Heute werden wir die Wälder durchqueren und die Landesgrenze Koronas' überschreiten müssen. Nehmt euch Decken mit, und genügend zu Essen. Wir werden heute wohl draußen übernachten.", Daniel raunte, er war nicht gerade erpicht darauf unter freiem Himmel zu schlafen.
Die Drei packten ihr wichtigstes Hab und Gut, sowie etwas Proviant in große Leinentaschen, welche sie mit Hilfe von Lederschnallen, an ihre Rücken befestigen konnten.
"Daniel, bring mir eine Flasche Wein aus dem Keller. Ich werde heute Nacht bestimmt durstig sein. Aber beeile dich bitte.", der Junge befolgte den Wunsch seines Mentors. Daniel hastete die Treppe hinunter, in Richtung der zwei großen Weinfässer. Er betätigte den eisernen Hahn, welcher vor Monaten in das Fass geschlagen wurde und füllte eine leere Glasflasche mit dem kostbaren, roten Alkohol.
"Psst, ich hab hier noch etwas für dich", erschrocken drehte er sich herum. Im Schatten des alten Gebälks stand Lestat, er hatte ein Bündel in den Händen. "Hier nimm, das sollte dir Glück bringen, wenn du auf die Jagd gehst". Aufgeregt packte Daniel den Gegenstand aus den Tüchern. Es war ein wunderschöner verzierter Dolch. Die Klinge war gekrümmt, der Griff war mit Ornamenten versehen. Daniel sprang dem Vampir vor Freude um den Hals, "Vielen Dank, danke. Du bist der Beste", der Untote lächelte zufrieden, "So ich werde mich nun Schlafen legen.
Pass gut auf dich und deinen Lehrer auf. Ach ja, und ärgere Elvrich nicht zu sehr".
Lestat fuhr dem Jungen durch die struppigen Haare, dann kehrte er sich um und verschwand in Richtung seines düsteren Kellerzimmers.

Fröhlich strahlend stieg Daniel die Treppe empor, in der Rechten die Weinflasche und in der linken der in Tüchern eingewickelte Dolch. Als der Junge die letzten Stufe erklomm, stand Marius wartend, und eine Melodie pfeiffend auf dem Treppenabsatz. Er und Elvrich hatten ihre Sachen schon zusammen gepackt.
"Oh, da bringst du endlich den Wein, ich dachte schon, du würdest dort unten übernachten wollen. Was hast du denn so lange gemacht?", "Ach nichts, ich habe mir noch ein paar Sachen zusammen geklaubt.", log er und verschwand hastig, um sein Geschenk heimlich zu verstauen.

Nun waren sie alle drei bereit aufzubrechen. Die anderen schliefen noch, es war kurz nach Morgengrauen. Sie durchquerten den alten Burghof, kleine Nebelschwaden hatten sich niedergelassen. Es war gespenstisch still, man konnte nur das Knirschen des Kieses unter ihren Stiefeln vernehmen.
Langsam schritten die Drei auf das große Holztor der Burg Ravenholm. Marius schob den großen, eisernen Riegel nach hinten, ächzend öffneten sie eine der Türen.
Als sie den Eingang hinter sich gelassen hatten, murmelte der Elf ein paar Worte und schnippte mit den Fingern. Das Tor wurde wie von Geisterhand geschlossen, sie hörten wie der Riegel vorgeschoben wurde.

Das Licht der Sonne hatte Mühe sich durch die Wolkendecke zu kämpfen. Die Drei überquerten eine alte, steinerne Brücke, welche über eine Schlucht erbaut wurde und zur Burg führte.
Sie erreichten den Fuß des Waldes. Mit Tau benetztes Laub verdeckte die feuchte, dunkle Erde.
Es war das typische Herbstwetter, es war feucht und kühl. Hier und dort konnte man Vögel zwitschern hören, Rotkelchen, Meisen oder Ichtiche. Der Geruch von Moos und Laub lag in der Luft. Nebel hatte sich über den Forst gelegt und hüllte diesen nun in eine graue, dunstige Decke. Die Sicht war stark beeinträchtigt.
Marius schritt voraus, die beiden anderen Folgten ihm gehorsam. Er war derjenige der sich in der Wildnis am besten auskannte und jede Gefahr frühzeitig erkannte.
Der Hunter kniff seine Augen zusammen um im Nebel einigermaßen sehen zu können.
Seine grobe Hand hatte er an den Griff seines Schwertes gelegt, damit er es bei Gefahr rechtzeitig einsetzen konnte.
Elvrich und Daniel waren weniger aufmerksam. Während sie ihrem Führer folgten, diskutierten sie über die Wesen Arkantors.
"Meiner Meinung nach sind Goblins von allen Scheusalen dieser Welt die schrecklichsten.",
"Ach ja, und weshalb, nenne mir einen guten Grund was sie schrecklicher macht als einen Ork oder einen Ghul."
"Sie sind gemein, hinterhältig und feige. Außerdem klauen sie alles was nicht niet und nagelfest ist. Alle diese Eigenschaften machen sie so scheußlich."
"Zügle deine Zunge Mensch! es gibt viel gräßlichere Wesen als Goblins.
Du hast doch keine Ahnung was in dieser verkommenen Welt alles exestiert. Aber du wirst es ja bald erfahren", der Elf schaute ihn ernst an.
"Die Schrecklichsten Viecher sind... Frauen. Sie sagen dir was du zu tun und was du zu lassen hast. Man muss sich immer die gleichen ellenlangen Parolen anhören. Wenn du wohlhabend bist saugen sie dich bis aufs Mark aus. Außerdem, wenn du eine geheiratet hast musst du bis an deinem Lebensende mit ein und der selben Frau schlafen", sagte Marius kichernd, welcher sich inzwischen ihnen zugewandt hatte, sie stimmten mit ihrem Lachen überein.

Sie hatten nun schon einige Meilen hinter sich gelassen. Der Nebel hatte sich allmählich gelichtet. Die Wolken aufgelöst und die Nachmittagssonne schien in ihrer vollen Pracht.
Der Forst lichtete sich zunehmend, nicht mehr lange und sie würden den Waldrand erreicht haben. Elvrich, Daniel und Marius unterhielten sich derweil, welches der Königreiche die schönsten Hauptstädte besaßen. "Meiner Meinung nach ist Tamriel die schönste Stadt dieses Kontinents. Sie ist aus weißem Granit erbaut worden, so prunkvoll und majestätisch", "Keine Stadt die von Menschenhand erbaut worden ist, kann sich mit der Hauptstadt der Elfen messen.
Igandrial ist aus reinem, weißem Marmor, die prachtvollen Türme ragen bis in den Himmel
und die Dächer sind mit Gold verziert". Daniel staunte nicht schlecht als er die wundersamen Beschreibungen der Städte hörte. Er selbst kannte nur Numir, die Hauptstadt Neverims, die seines Heimtalandes,.
Auf einmal konnten sie in der Ferne etwas erkennen. Aus den Wipfeln der Bäume ragte ein alter, baufälliger Wachturm.
"Seht ihr diesen Turm? Wir haben es fast geschafft. Dies ist die Grenze zum Königreich Vathrael. König Phillip ist schwach, sein Einfluss reicht gerade mal bis zu seinen Stadtmauern, außerhalb davon regiert das Recht des Stärkeren. Da mehr als die Hälfte seines Volkes verarmt ist, treibt sich dort besonders viel Gesindel herum. Ich will euch einen guten Rat geben, passt gut auf eure Sachen auf."

Der Wachturm war schon um die 100 Jahre alt, an seinem marodem Gemäuer wuchsen Flechten und Efeu. Das Gebäude war bewohnt, obwohl es aussah als drohe es jeden Moment zusammen zubrechen. Drei Soldaten saßen im Freien an einem Holztisch und spielten ein Würfelspiel. Der Mann in der Mitte war sehr muskulös, sein Haupt war kahl, sein Kinn zierte ein kleiner, schwarzer Ziegenbart, auf seinem Rücken trug er eine Streitaxt. Er schien der Anführer der Truppe zu sein. Sein linker Tischnachbar war etwas schmächtiger, er hatte schulterlanges, verdrecktes Haar, und eine Nase die wohl schon des öfteren gebrochen war. Der dritte Soldat trug eine Augenklappe über sein rechtes Auge, er hatte einen graubraunen Vollbart, sein Gesicht war fahl und von Narben übersät. Alle drei Männer trugen Lederrüstungen eines ähnlichen Typus, mit Eisenplatten und Nieten versehen.
Marius, Daniel und Elvrich waren nun in Sichtweite des Grenzposten. Als die Soldaten die Durchreisenden erblickten, standen sie auf und schauten mit gierigen Blicken in die Richtung der Drei. Marius hatte ein ungutes Gefühl, er umklammerte mit seiner Rechten den Griff seines Schwertes. Sein Schüler und der Elf sahen in ihm die Anspannung und waren ebenfalls auf Überraschungen vorbereitet.
"Hey, ihr da, falls es euch daran beliebe weiter zureisen, müsst ihr einen Wegzoll bezahlen!"
Der Hauptmann pfiff in die Finger. Aus dem Turm kamen vier weitere Soldaten, welche sich zu ihren Kameraden gesellten.
"Wegzoll? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass hier jemals Wegzoll verlangt wurde.
Ich glaube da liegt ein Irrtum vor. Außerdem macht ihr mir nicht den Anschein Soldaten der königlichen Armee zu sein.", sagte Elvrich etwas schelmisch, worauf sich die Augen des Hauptmannes verengten. Er macht zwei bis drei Schritte vorwärts bis er Brust an Brust Marius gegenüber stand. Er überragte den Hunter mindestens um einen Kopf, was den muskulösen Mann noch bedrohlicher erschienen ließ.
"Sag deinem Elfenfreund er soll gefälligst sein Maul halten.",
Marius schaute ihm direkt in die Augen, sein bohrender, ruhiger Blick machte den Mann zunehmends nervös.
"Ihr seid keine Soldaten des Vathrealischen Heeres, ihr tragt nicht einmal das Wappen der Königsfamilie", der Hauptmann geriet in Rage und schrie "Nun werd mal nicht Frech! Pass auf was du sagst, oder ich werde dir den Arsch aufreissen.". Er lächelte überlegen und setzte fort:
"Du hast recht wir sind keine Krieger der königlichen Armee. Wir sind Söldner, und wir haben jetzt das sagen in diesem Land."
Marius stutzte, diese Nachricht überraschte ihn. König Phillip hatte nun die Kontrolle über Vathreal verloren. Er zuckte gelassen mit den Schultern, "Wenn ihr nicht dem König dient, dann sehe ich auch keinen Grund euch nur einen müden Groschen zu zahlen.".
Das war der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte. Der Hauptmann war gerade dabei seine Hände um den Griff seiner Axt zu legen, als Marius blitzschnell reagierte und ihm die Spitze seines Schwertes gegen die Brust drückte. "Lass deine Finger wo sie sind, oder ich stech dich ab wie ein Schwein.", Daniel hatte ebenfalls seine Waffe gezogen, er schaute zu den Soldaten die angespannt ihre Schwerter in den Händen hielten. "Und ihr da, legt eure Waffen schön auf den Boden und verhaltet euch ruhig, dann geschieht diesem Trottel auch nichts.".
"Das werdet ihr bereuen!", zischte der Hautpmann wütend. Seine Axt fiel hinter ihm zu Boden und blieb in der Erde stecken.
Elvrich und Daniel kramten Seile aus ihren Taschen und fesselten jeden der Soldaten.
"Wir wollen ja nicht, dass ihr auf dumme Gedanken kommt.", sprach der Elf und grinste frech in die Runde. Das versetzte den Hauptmann noch mehr in Rage und er begann zu brüllen:
"Ich verspreche euch, sobald ich euch zu fassen kriege, werdet ihr darum betteln sterben zu dürfen.".
Der Blick des Mannes war voller Hass, aber gleichzeitig freudig erregt "Oh, es wird mir eine Freude sein euch leiden zu sehen. Ihr elenden Bastarde."
Die Drei schenkten den Worten des wütenden, gefesselten Muskelprotzes keine große Beachtung. Sie kramten ihre Sachen zusammen und gingen weiter.
"Was für ein Narr, dachte er könne uns Gulden abverlangen.", sagte der Elf erleichtert.
"Auf jeden Fall sollten wir den Söldnern in Zukunft aus dem Weg gehen.", Marius verstaute sein Schwert und schaute noch einmal in die Richtung des alten Turms.
"Aber ich glaube, dass wir sie schon bald wiedersehen werden".

Es war bereits tief in der Nacht als die Drei eine geeignete Stelle zum campieren fanden. Es war eine kleine Lichtung im Wald. Sie saßen um ein Lagerfeuer, es spendete Wärme und Schutz vor wilden Tieren. "Ich werde heute Wache halten, ihr beide solltet schlafen. Meine Weinflasche wird mir die Nacht lang Gesellschaft leisten", sagte Marius etwas angeheitert. Die Flasche war bereits bis zur Hälfte leergetrunken. "Na gut, wenn du meinst. Ich reiße mich nicht unbedingt um die Nachtwache." gähnte der Elf und legte sich schlafen. Daniel lag noch eine Weile wach und schaute in den Sternenhimmel, er glaubte in ihm die schwachen Konturen eines Einhorns zu erkennen.
Er selbst hatte noch nie eins zu Gesicht bekommen, aber sein Großvater hatte ihm damals eines aus Holz geschnitzt. Das Holzeinhorn war wunderschön gewesen. Man erzählte sich, diese Wesen seien heilige Geschöpfe, die von Irias selbst erschaffen wurden.
Da war aber noch etwas anderes was seinen Blick fesselte. Es war ein roter Stern, doch dieser war viel größer als die anderen. Je länger er zu ihm schaute um so beklemmender wurde sein Gefühl. Irgend etwas ist komisch an diesem Stern, dachte er sich. Er war aber zu müde groß darüber nach zu grübeln. Er schloss seine Augen und begann tief und fest zu schlafen.

Plötzlich konnte er ein merkwürdiges Geräusch vernehmen. Er öffnete langsam seine verschlafenen Augen. Daniel erschrak, er befand sich in einem großen Saal, aus kaltem, grauen Stein erbaut. In der Mitte des Saales stand auf einer kleinen Anhöhe ein Thron, in welcher eine Gestalt saß. Daniel konnte weder den majestätisch Stuhl noch die Person die in ihm saß erkennen, da sie in Schatten gehüllt waren. Langsam stand der junge Mann auf und machte schwerfällig ein paar Schritte in Richtung des Throns. Seine Augen weiteten sich vor Angst als er das Wesen erkannte, es war Sakur. Der Südländer grinste hämisch, an seiner Seite war ein schwarzer Wolf mit weißen Augen. Dieser knurrte Daniel bedrohlich an.
"Das kann nicht sein, Marius hat dir einen Bolzen durch den Kopf gejagt. Dein Hirn hat sich auf dem Schnee verteilt. Da bin ich mir ganz sicher, du müsstest tot sein.", "Wer weiß vielleicht bin ich ja auch gestorben. Aber wie du siehst sitze ich hier, vor dir".
Alle Glieder zitterten vor Angst. Er konnte sich nicht erklären wie Sakur überlebt hatte, und wie er an diesen verfluchten Ort kommen konnte. In seinen Augen bildeten sich Tränen. Vor ihm stand der Mörder seiner Familie und er konnte nichts unternehmen, da er vor Angst wie gelähmt war. Langsam richtete sich der Südländer auf und kam auf den verzweifelten Jungen zu. Seine einst so prunkvollen Kleider waren durch den Zahn der Zeit zerfressen.
Erst jetzt bemerkte Daniel aus was für einem Material der Thron erbaut worden war. Der Stuhl bestand aus einem Haufen von Leichenteilen. Die Lehne war mit verschiedenen Köpfen geschmückt, welche aber alle den gleichen Ausdruck besaßen. Ihre Gesichter waren von Furcht und Todesangst gezeichnet.
Daniel wollte irgend etwas tun, doch seine Glieder gehorchten ihm nicht. Er wollte am liebsten wie ein kleiner ängstlicher Junge wegrennen. Sakur stand nun vor ihm, legte zärtlich seine Hand um das Kinn des jungen Mannes, er lächelte gütig. "Hab keine Angst, ich werde dir schon nichts antun. Immerhin bist du nun einer von uns".
"Nein, ihr lügt, ich werde nie in meinem ganzen Leben solch eine grausige Bestie wie ihr", es gelang ihm sich aus dem Griff des Südländers zu befreien. Dieser schielte nach oben, auf seiner Stirn hatte sich ein dickes Loch gebildet. Blutige Klumpen flossen heraus und klatschten auf den Boden. Seine Haut und sein Fleisch fingen an sich von den Knochen zu schälen. Sakur lies einen gellenden Schrei los, bevor er in eine Masse aus Fleisch, Blut und Knochen zusammen fiel. Daniel wurde übel, er hatte den drang sich zu erbrechen, doch soweit kam es erst gar nicht. Der Wolf vor ihm kauerte, bereit zum springen. Er hielt schützend seine Arme vors Gesicht bevor ihn das Gewicht des Tieres zu Boden riss. Der Wolf zerkratzte ihm seine Arme und sein Gesicht. Das Ungeheuer befand sich nun genau über ihm. Die Lefzen waren nach oben geschoben und entblößten die scharfen Zähne, es knurrte "Du bist einer von uns, einer von uns."

"Aufstehen, wir marschieren weiter.", Daniel keuchte, er hatte schon wieder einen dieser Alpträume. Er öffnete ruckartig die Augen und schaute in das Gesicht seines Mentors, welcher sich direkt über ihm befand und an seinen Schultern rüttelte. "Mensch, nun steh schon auf, wir können hier nicht ewig bleiben.",
"Ja ja, ist schon gut. Musst ja nicht gleich so einen Aufstand machen.".
Sie packten hastig ihre Sachen zusammen und verließen die Lichtung in Richtung Süd-Osten.

Es war Mittag, sie hielten eine kurze Rast. Die Drei waren nun schon zwei Meilen gewandert.
Das Wetter war ideal für weite Märsche, die Sonne schien in ihrer herrlichen Pracht, es war keine Wolke am Himmel zu erkennen. Elvrich schaute mit seinen Augen in die Ferne, auf einmal stutzte er und sprach aufgeregt: "Seht mal, dort wurde ein Dorf überfallen". Daniel und Marius folgten dem Zeigefinger der ihnen die Richtung zeigte. Sie beide sahen nur eine schwarze Rauchsäule die gen Himmel empor stieg. Doch sie konnten nicht erkennen was die Ursache war. Dann fiel es Daniel wieder ein. Man sagte sich, dass ein Elf sehr scharfe Augen besäße, und somit viel mehr Dinge, und weitere Strecken erblicken konnten als ein gewöhnlicher Mensch oder Zwerg.
Marius stand abrupt auf, "Na los, wir können hier nicht länger auf unseren faulen Ärschen herumsitzen, während die Dorfbewohner einem nach dem anderen sterben. Vielleicht können wir ihnen helfen"
Sie befestigten die Taschen auf ihre Rücken und hetzten in Richtung des Dorfes.
Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.

Erschöpft und völlig außer Atem erreichten sie das Dorf. Es war größtenteils niedergebrannt, nur wenige Gebäude waren verschont worden. Verzweiflung war den überlebenden Bewohnern ins Antlitz gezeichnet. Einige von ihnen saßen verwirrt und verängstigt zugleich auf der Straße und vergruben weinend ihr Gesicht in den Händen.
Andere suchten nach Überlebenden in den verkohlten Trümmern ihrer Häuser.
Überall hörte man das Klagen und Weinen der Dorfbewohner.
Der Gestank von verbranntem Fleisch lag in der Luft, die ersten Krähen labten sich bereits an den Opfern des grausamen Überfalls.
Einige der Häuser waren noch nicht ganz abgebrannt, in ihrem Inneren wütete weiterhin die Glut.
Als die Drei das Dorf durchquerten wurden sie überwiegend feindselig und ängstlich von den noch lebenden Bewohnern angestarrt.
Marius schritt auf einen Priester Irias zu, welcher traurig vor den Überresten der zerstörten Kapelle saß. "Oh, weichet von mir, habt ihr uns nicht schon alles genommen was wir hatten."
schrie der Geistige erschrocken als er den Hunter erblickte und wich ängstlich zurück.
"Habt keine Angst vor uns, wir sind hier um zu helfen. Wir würden gerne erfahren welcher Hundesohn euch diese Grausamkeiten zugefügt hat.", Marius streckte dem Diener Irias freundlich den Arm entgegen, dieser lies sich von dem kräftigen Mann daraufhin aufhelfen.
Das Gesicht war zerfurcht und von Falten geprägt. Der Priester musste schon das hohe Alter erreicht haben. Er trug eine weiße Robe, welche mit roten Verzierungen versehen war.
Seine Kleidung war durch den Überfall sehr in Mitleidenschaft gezogen worden.
"Es waren Söldner, sie kamen im Morgengrauen. Ihr Hauptmann verlangte nach dem Schutzgeld, welches wir jede Woche zahlen sollten. Ich erzählte ihm, dass wir es noch nicht aufgetrieben hatten, die Ernte war wahrlich schlecht. Doch er, böse und durchtrieben wie er war, gab den Befehl zum Brandschatzen. Bei Irias, welche Quelle nährt den Hass und das Böse dieser Menschen?!", "Nachdem sie euch so zugerichtet hatten, in welche Richtung sind sie geritten?", fragte Marius, voller Zorn auf die Söldner. "Wehe euch, ihr würdet nur noch mehr Schaden anrichten. Außerdem waren es mindestens ein Dutzend und ihr seid nur zu dritt.
Geht, geht in die Stadt, dort seid ihr sicher vor den Söldnern. Irias, behüte euch."

(c)


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