Aus dem Künstlertreffen in Worpswede wird nichts werden können. Der Verfall dürfte vorher abgeschlossen sein. Die Halbwertzeit habe ich überschlagen. Ich starre mit Entsetzen aus dem Fenster. Elke Pilokat, meine sonst überaus zugeknöpfte Nachbarin, betrachte ich in ihrem Garten, wie sie wie ein junger Derwisch tanzt. Die Substanz der Bäume in der Konrad-Adenauer-Allee ist schon größtenteils verschwunden. Die Kraft, oder ist es keine Kraft?, welche den Dingen ihre Formen erhalten hatte, scheint aus irgendeinem Grund zu versagen. Ich hatte es befürchtet, dass es eines Tages einträfe – Nostradamus’ Vorsehung. Die Zellverbände der Lebewesen brechen auseinander und fliegen verstreut im Sonnenwind. Meine Brille habe ich überprüft, an ihr liegt es nicht. Nun hat es mich erwischt, und auch die anderen um mich herum. An Elke Pilokat beobachtete ich es zuerst. Ihre Blicke hat sie noch immer magisch in einen Handspiegel gerichtet und scheint unendlich so weiter tanzen zu wollen. Mein linker Fuß, nur ein flimmerndes Scheingewebe. Der Pilokatsens hässlicher Buckel, an dem sie wie an einem Zentnersack Kartoffeln all die Jahre schwer getragen hatte, hatte sich aufgelöst und war einfach so verschwunden. Und meine Beine haben gänzlich ihre Form verloren, liegen vor mir am Boden wie Zuckersand, den kein Backförmchen halten wird. Nun fällt die Kleidung von der Pilokat und ich fast in ein Endzeitglück. Doch ihre Körperoberfläche, die gesamte Peripherie erscheint verschwommen. Meine Augen sind raus ..............., glaube ich. Am Worpswede-Termin, oder nach meiner jetzigen Berechnung genau am 29. Februar 2010 gibt es diese Welt nicht mehr. Aber Nostradamus hatte sich bereits geirrt; warum sollte ich mich da nicht verrechnet haben und die Welt macht so ziemlich, was sie will …
Für ein Gegen-Projekt zu "Traum vom Meer" vs. "Der Alptraum vom Meer" (vorstehenden Text modifiziert).
Haltlos
Skizze
Aus dem Künstlertreffen an der Ostsee in dem beschaulichen Ahrenshoop, in dem ich einst aufwuchs, wird nichts werden können. Der Verfall dürfte vorher abgeschlossen sein. Die Halbwertzeit habe ich überschlagen. Ich starre mit Entsetzen aus dem Fenster. Elke Pilokat, meine sonst überaus zugeknöpfte Nachbarin, betrachte ich in ihrem Garten, wie sie wie ein junger Derwisch tanzt. Die Substanz der Bäume in der Konrad-Adenauer-Allee ist schon größtenteils verschwunden. Urplötzlich kommt mir das Meer in den Sinn, die Erinnerung an unser Strandhaus, an eine unbeschwerte Kinderzeit, bevor ich mit meinen Eltern hierher nach Berlin gezogen bin.
Die Kraft, oder ist es keine Kraft?, welche den Dingen ihre Formen erhalten hatte, scheint aus irgendeinem Grund zu versagen. Ich hatte es befürchtet, dass es eines Tages einträfe. Die Zellverbände der Lebewesen brechen auseinander und fliegen verstreut im Sonnenwind. Meine Brille habe ich überprüft, an ihr liegt es nicht. Doch wie steht es um das Meer, dessen Nähe ich so oft vermisste? Versickern seine Geheimnisse mit der Auflösung, wird es seine Wahrheit, über die ich bereits als Zwölfjähriger spekulierte, endlich preisgeben?
Nun hat es mich erwischt, und auch die anderen um mich herum. An Elke Pilokat beobachtete ich es zuerst. Ihre Blicke hat sie noch immer magisch in einen Handspiegel gerichtet und scheint unendlich so weiter tanzen zu wollen. Mein linker Fuß, nur ein flimmerndes Scheingewebe. Der Pilokatsens hässlicher Buckel, an dem sie wie an einem Zentnersack Kartoffeln all die Jahre schwer getragen hatte, hatte sich aufgelöst und war einfach so verschwunden. Und meine Beine haben gänzlich ihre Form verloren, liegen vor mir am Boden wie Zuckersand, den kein Backförmchen halten wird. Nun fällt die Kleidung von der Pilokat und ich fast in ein Endzeitglück. Doch ihre Körperoberfläche, die gesamte Peripherie erscheint verschwommen. Meine Augen sind raus ..............., glaube ich. Am Ahrenshoop-Termin, oder nach meiner jetzigen Berechnung genau am 29. Februar 2010 gibt es diese Welt nicht mehr… und mein Meer, seine Tiefe – gottlob, sie blieb mir erhalten.
Haltlos
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hginsomnia
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Re: Haltlos
Hallo Fenek,
sollte ich zwischen diesen beiden Texten wählen, kreuzte ich immer die erste Version an, da die Einschübe aus der Erinnerung des Ich-Erzählers, einer von zwei relevanten Unterschiede und dabei der Wesentlichere, in dieser Kürze nur Informationen liefern, die eher ablenken und auch keinen essentiellen Mehrwert bieten, sowie mir auch die reinere Erzählvariante in Version 1 erscheint, ich ohnehin bei Kurzprosa die Hinwendung zum Wesentlichen präferiere.
Sollte der Text in einen größeren Kontext eingeordnet werden, fiele die Entscheidung natürlich eventuell anders aus.
Ich könnte auch noch Anmerkungen zur 1. Version machen, so du möchtest.
lg
hginsomnia
sollte ich zwischen diesen beiden Texten wählen, kreuzte ich immer die erste Version an, da die Einschübe aus der Erinnerung des Ich-Erzählers, einer von zwei relevanten Unterschiede und dabei der Wesentlichere, in dieser Kürze nur Informationen liefern, die eher ablenken und auch keinen essentiellen Mehrwert bieten, sowie mir auch die reinere Erzählvariante in Version 1 erscheint, ich ohnehin bei Kurzprosa die Hinwendung zum Wesentlichen präferiere.
Sollte der Text in einen größeren Kontext eingeordnet werden, fiele die Entscheidung natürlich eventuell anders aus.
Ich könnte auch noch Anmerkungen zur 1. Version machen, so du möchtest.
lg
hginsomnia
Re: Haltlos
Hginsomnia, ich danke dir. Da man schlecht sein eigener Leser sein kann, ist so eine Rückmeldung wertvoll. Bin natürlich neugierig auf deine Anmerkungen zu Version 1.
LG Fenek

LG Fenek

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hginsomnia
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Re: Haltlos
Hallo Fenek,
wenn ich nachts arbeite, überkommt es mich manchmal, und jetzt habe ich etwas Zeit und auch Bock drauf, also mache ich 's mal gaaaanz genau, übergenau, um ... genau ... genau zu sein.
Los geht's!
Super Einstieg! Das ist gleichzeitig verwirrend genug, um interessant zu sein, wie abgegrenzt genug, um das Thema vorzugeben.
Inhaltlich habe ich hier auch nichts einzuwenden. Ich schlage hier eine engere Verknüpfung der Sätze vor (das ist keine zwingende Kritik, nur so 'ne Überlegung, den parataktischen Stil etwas aufzuweichen):
"... Die Halbwertzeit erneut überschlagend, starre ich mit Entsetzen aus dem Fenster auf Elke Pilokat, meine sonst überaus zugeknöpfte Nachbarin, betrachte, wie sie in ihrem Garten wie ein junger Derwisch tanzt."
Vielleicht: " ... ist größtenteils schon ..." - Weiß ich noch nicht. Lass dir, so du magst, beide Versionen nochmal durch den Kopf gehen (bezüglich des narrativen Klangs natürlich).
Wieder ein Vorschlag:
"Die Kraft oder sonstwas, irgendwas jedenfalls, was [Anm.: starke Veränderung hier, die in dieser Form nicht beibehalten werden sollte. Mir behagt nur die reflexive Frage nicht] den Dingen ihre Formen erhalten hat [Anm.; unbedingt Perfekt und nicht Plusquamperfekt], scheint aus irgendeinem Grund zu versagen."
Das erste "es" weglassen! Zeitform? Hatte oder habe? Ist hier beides möglich, bedeutet aber was anderes.
Gefällt mir hier nicht. Ich würde es an dieser Stelle streichen und erst zum Schluss auflösen, so wie es ja bereits geschieht. Nach "einträfe" dann ein Doppelpunkt.
Schön! Zwei Sätze: 1.) "Meine Brille ..." 2.) "An ihr ..."
"Die anderen" würde ich rausnehmen, da sie eine ungenaue Beschreibung abgeben, die Fragen aufwirft. Welche anderen? Wo sind die? Wie viele? Woher will der Ich-Erzähler das wissen?
Vorschlag: "Nun hat es mich erwischt und auch die Pilokat," Das führt dann weiter zu einer Veränderung von Folgendem:
zu (Vorschlag):
", welche Ihren Blick [Anm.: warum Mehrzahl?] noch immer magisch in einen Handspiegel richtet [Anm.: Frage: Aber nicht in einen magischen Handspiegel, oder? Das Motiv ist ja bekannt. Dann müsste das noch umgestellt werden.] und scheinbar unendlich weiter tanzen will."
Erstes Komma rausnehmen und "und war einfach so verschwunden" streichen (Zweites, da redundant. Das Aufgelöste ist natürlich weg.)! Ich weiß noch nicht, ob mir die Anordnung der Sätze gefällt, das scheint aber doch, trotz der 'scheinbaren' (das betone ich, weil ich weiß, dass es das nicht ist) Zusammenhanglosigkeit, zu funzen. Schönes Bild!
Verbindung zum vorherigen Satz: "..., und meine Beine ..." Gefällt mir wieder sehr!
Besser: "Die Kleidung fällt von Elke und ich fast in ein Endzeitglück." "Nun" sollte auf jeden Fall gestrichen werden. Eventuell würde ich mit Auslassungszeichen arbeiten, also: "... den kein Backförmchen halten wird ... [Anm.: Muss ich so markieren, weil sie ja diesmal stehen bleiben sollen.] Die Kleidung fällt ..."
Gefällt mir! Verbindung zum vorherigen Satz: "... Endzeitglück, doch ..."
Erstes Komma streichen. Vorschlag: "... und die Welt macht weiter, was sie will ..."
So, das war's!
Mir gefällt das Ding hier. Schönes kleines Verschwommenes Stück Text, offen genug, um sich interpretieren zu lassen, geschlossen genug, um nicht als zusammenhangloses Zeugs abgetan werden zu können.
lg
hginsomnia
wenn ich nachts arbeite, überkommt es mich manchmal, und jetzt habe ich etwas Zeit und auch Bock drauf, also mache ich 's mal gaaaanz genau, übergenau, um ... genau ... genau zu sein.
Los geht's!
Fenek hat geschrieben:Aus dem Künstlertreffen in Worpswede wird nichts werden können. Der Verfall dürfte vorher abgeschlossen sein.
Super Einstieg! Das ist gleichzeitig verwirrend genug, um interessant zu sein, wie abgegrenzt genug, um das Thema vorzugeben.
Fenek hat geschrieben:Die Halbwertzeit habe ich überschlagen. Ich starre mit Entsetzen aus dem Fenster. Elke Pilokat, meine sonst überaus zugeknöpfte Nachbarin, betrachte ich in ihrem Garten, wie sie wie ein junger Derwisch tanzt.
Inhaltlich habe ich hier auch nichts einzuwenden. Ich schlage hier eine engere Verknüpfung der Sätze vor (das ist keine zwingende Kritik, nur so 'ne Überlegung, den parataktischen Stil etwas aufzuweichen):
"... Die Halbwertzeit erneut überschlagend, starre ich mit Entsetzen aus dem Fenster auf Elke Pilokat, meine sonst überaus zugeknöpfte Nachbarin, betrachte, wie sie in ihrem Garten wie ein junger Derwisch tanzt."
Fenek hat geschrieben:Die Substanz der Bäume in der Konrad-Adenauer-Allee ist schon größtenteils verschwunden.
Vielleicht: " ... ist größtenteils schon ..." - Weiß ich noch nicht. Lass dir, so du magst, beide Versionen nochmal durch den Kopf gehen (bezüglich des narrativen Klangs natürlich).
Fenek hat geschrieben:Die Kraft, oder ist es keine Kraft?, welche den Dingen ihre Formen erhalten hatte, scheint aus irgendeinem Grund zu versagen
Wieder ein Vorschlag:
"Die Kraft oder sonstwas, irgendwas jedenfalls, was [Anm.: starke Veränderung hier, die in dieser Form nicht beibehalten werden sollte. Mir behagt nur die reflexive Frage nicht] den Dingen ihre Formen erhalten hat [Anm.; unbedingt Perfekt und nicht Plusquamperfekt], scheint aus irgendeinem Grund zu versagen."
Fenek hat geschrieben:Ich hatte es befürchtet, dass es eines Tages einträfe
Das erste "es" weglassen! Zeitform? Hatte oder habe? Ist hier beides möglich, bedeutet aber was anderes.
Fenek hat geschrieben:Nostradamus’ Vorsehung.
Gefällt mir hier nicht. Ich würde es an dieser Stelle streichen und erst zum Schluss auflösen, so wie es ja bereits geschieht. Nach "einträfe" dann ein Doppelpunkt.
Fenek hat geschrieben:Die Zellverbände der Lebewesen brechen auseinander und fliegen verstreut im Sonnenwind. Meine Brille habe ich überprüft, an ihr liegt es nicht
Schön! Zwei Sätze: 1.) "Meine Brille ..." 2.) "An ihr ..."
Fenek hat geschrieben:Nun hat es mich erwischt, und auch die anderen um mich herum. An Elke Pilokat beobachtete ich es zuerst.
"Die anderen" würde ich rausnehmen, da sie eine ungenaue Beschreibung abgeben, die Fragen aufwirft. Welche anderen? Wo sind die? Wie viele? Woher will der Ich-Erzähler das wissen?
Vorschlag: "Nun hat es mich erwischt und auch die Pilokat," Das führt dann weiter zu einer Veränderung von Folgendem:
Fenek hat geschrieben:Ihre Blicke hat sie noch immer magisch in einen Handspiegel gerichtet und scheint unendlich so weiter tanzen zu wollen
zu (Vorschlag):
", welche Ihren Blick [Anm.: warum Mehrzahl?] noch immer magisch in einen Handspiegel richtet [Anm.: Frage: Aber nicht in einen magischen Handspiegel, oder? Das Motiv ist ja bekannt. Dann müsste das noch umgestellt werden.] und scheinbar unendlich weiter tanzen will."
Fenek hat geschrieben:Mein linker Fuß, nur ein flimmerndes Scheingewebe. Der Pilokatsens hässlicher Buckel, an dem sie wie an einem Zentnersack Kartoffeln all die Jahre schwer getragen hatte, hatte sich aufgelöst und war einfach so verschwunden.
Erstes Komma rausnehmen und "und war einfach so verschwunden" streichen (Zweites, da redundant. Das Aufgelöste ist natürlich weg.)! Ich weiß noch nicht, ob mir die Anordnung der Sätze gefällt, das scheint aber doch, trotz der 'scheinbaren' (das betone ich, weil ich weiß, dass es das nicht ist) Zusammenhanglosigkeit, zu funzen. Schönes Bild!
Fenek hat geschrieben:Und meine Beine haben gänzlich ihre Form verloren, liegen vor mir am Boden wie Zuckersand, den kein Backförmchen halten wird.
Verbindung zum vorherigen Satz: "..., und meine Beine ..." Gefällt mir wieder sehr!
Fenek hat geschrieben:Nun fällt die Kleidung von der Pilokat und ich fast in ein Endzeitglück.
Besser: "Die Kleidung fällt von Elke und ich fast in ein Endzeitglück." "Nun" sollte auf jeden Fall gestrichen werden. Eventuell würde ich mit Auslassungszeichen arbeiten, also: "... den kein Backförmchen halten wird ... [Anm.: Muss ich so markieren, weil sie ja diesmal stehen bleiben sollen.] Die Kleidung fällt ..."
Fenek hat geschrieben:Doch ihre Körperoberfläche, die gesamte Peripherie erscheint verschwommen. Meine Augen sind raus ..............., glaube ich.
Gefällt mir! Verbindung zum vorherigen Satz: "... Endzeitglück, doch ..."
Fenek hat geschrieben:Am Worpswede-Termin, oder nach meiner jetzigen Berechnung genau am 29. Februar 2010 gibt es diese Welt nicht mehr. Aber Nostradamus hatte sich bereits geirrt; warum sollte ich mich da nicht verrechnet haben und die Welt macht so ziemlich, was sie will …
Erstes Komma streichen. Vorschlag: "... und die Welt macht weiter, was sie will ..."
So, das war's!
Mir gefällt das Ding hier. Schönes kleines Verschwommenes Stück Text, offen genug, um sich interpretieren zu lassen, geschlossen genug, um nicht als zusammenhangloses Zeugs abgetan werden zu können.
lg
hginsomnia
Re: Haltlos
Besten Dank. Werde die Tage dran gehen. Jetzt erstmal schauen, ob Werder Bremen es packt.
LG Fenek
LG Fenek
Re: Haltlos
Haltlos
Aus dem Künstlertreffen in Worpswede wird nichts werden können. Der Verfall dürfte vorher abgeschlossen sein. Die Halbwertzeit erneut überschlagend starre ich mit Entsetzen aus dem Fenster auf Elke Pilokat, meine sonst überaus zugeknöpfte Nachbarin, betrachte, wie sie in ihrem Garten wie ein junger Derwisch tanzt. Die Substanz der Bäume in der Konrad-Adenauer-Allee ist schon größtenteils verschwunden. Die Kraft, oder was es auch sein mag, welches den Dingen ihre Formen erhalten hat, scheint aus irgendeinem Grund zu versagen. Ich hatte befürchtet, dass es eines Tages einträfe: Die Zellverbände der Lebewesen brechen auseinander und fliegen verstreut im Sonnenwind. Meine Brille habe ich überprüft, an ihr liegt es nicht. Nun hat es mich erwischt, und auch die anderen um mich herum. An Elke Pilokat beobachtete ich es zuerst. Ihren Blick hat sie noch immer magisch in einen Handspiegel gerichtet und scheint unendlich so weiter tanzen zu wollen. Mein linker Fuß, nur ein flimmerndes Scheingewebe. Der Pilokatsens hässlicher Buckel, an dem sie wie an einem Zentnersack Kartoffeln all die Jahre schwer getragen hatte, hatte sich aufgelöst, war einfach so verschwunden. Und meine Beine haben gänzlich ihre Form verloren, liegen vor mir am Boden wie Zuckersand, den kein Backförmchen halten wird. Die Kleidung fällt von der Pilokat und ich fast in ein Endzeitglück. Doch ihre Körperoberfläche, die gesamte Peripherie erscheint verschwommen. Meine Augen sind raus ..............., glaube ich. Am Worpswede-Termin oder nach meiner jetzigen Berechnung genau am 29. Februar 2010 gibt es diese Welt nicht mehr. Aber Nostradamus hatte sich bereits geirrt; warum sollte ich mich da nicht verrechnet haben und die Welt macht weiter, was sie will …
Aus dem Künstlertreffen in Worpswede wird nichts werden können. Der Verfall dürfte vorher abgeschlossen sein. Die Halbwertzeit erneut überschlagend starre ich mit Entsetzen aus dem Fenster auf Elke Pilokat, meine sonst überaus zugeknöpfte Nachbarin, betrachte, wie sie in ihrem Garten wie ein junger Derwisch tanzt. Die Substanz der Bäume in der Konrad-Adenauer-Allee ist schon größtenteils verschwunden. Die Kraft, oder was es auch sein mag, welches den Dingen ihre Formen erhalten hat, scheint aus irgendeinem Grund zu versagen. Ich hatte befürchtet, dass es eines Tages einträfe: Die Zellverbände der Lebewesen brechen auseinander und fliegen verstreut im Sonnenwind. Meine Brille habe ich überprüft, an ihr liegt es nicht. Nun hat es mich erwischt, und auch die anderen um mich herum. An Elke Pilokat beobachtete ich es zuerst. Ihren Blick hat sie noch immer magisch in einen Handspiegel gerichtet und scheint unendlich so weiter tanzen zu wollen. Mein linker Fuß, nur ein flimmerndes Scheingewebe. Der Pilokatsens hässlicher Buckel, an dem sie wie an einem Zentnersack Kartoffeln all die Jahre schwer getragen hatte, hatte sich aufgelöst, war einfach so verschwunden. Und meine Beine haben gänzlich ihre Form verloren, liegen vor mir am Boden wie Zuckersand, den kein Backförmchen halten wird. Die Kleidung fällt von der Pilokat und ich fast in ein Endzeitglück. Doch ihre Körperoberfläche, die gesamte Peripherie erscheint verschwommen. Meine Augen sind raus ..............., glaube ich. Am Worpswede-Termin oder nach meiner jetzigen Berechnung genau am 29. Februar 2010 gibt es diese Welt nicht mehr. Aber Nostradamus hatte sich bereits geirrt; warum sollte ich mich da nicht verrechnet haben und die Welt macht weiter, was sie will …
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hginsomnia
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Re: Haltlos
Hallo Fenek,
hast ja 'ne Ganze Menge von dem, was ich vorschlug, mit eingebaut, was mich natürlich freut, sonst schlüge ich es ja nicht vor.
Mit der benannten Stelle der "Anderen" habe ich nachwievor Probleme. Vielleicht magst du die ja mal erklären, damit ich weiß, warum die sie beibelassen hast.
Vielleicht äußert sich auch noch jemand anderes dazu.
'Ne Kleinigkeit ist mir noch aufgefallen:
Hier bitte die Zeitformen überdenken!
lg
hginsomnia
hast ja 'ne Ganze Menge von dem, was ich vorschlug, mit eingebaut, was mich natürlich freut, sonst schlüge ich es ja nicht vor.
Mit der benannten Stelle der "Anderen" habe ich nachwievor Probleme. Vielleicht magst du die ja mal erklären, damit ich weiß, warum die sie beibelassen hast.
Vielleicht äußert sich auch noch jemand anderes dazu.
'Ne Kleinigkeit ist mir noch aufgefallen:
Fenek hat geschrieben:An Elke Pilokat beobachtete ich es zuerst. Ihren Blick hat sie noch immer magisch in einen Handspiegel gerichtet und scheint unendlich so weiter tanzen zu wollen. Mein linker Fuß, nur ein flimmerndes Scheingewebe. Der Pilokatsens hässlicher Buckel, an dem sie wie an einem Zentnersack Kartoffeln all die Jahre schwer getragen hatte, hatte sich aufgelöst, war einfach so verschwunden.
Hier bitte die Zeitformen überdenken!
lg
hginsomnia
Re: Haltlos
Ja, der Prot. hat ja nicht nur Ausblick aus seinem Fenster auf die Pilokat, sondern auch Einblick in die Adenauer-Allee und da werden sich Leute befinden. Und um umfassende Vorhersagen zu machen, Halbwertzeit berechnen, (na ja habe ich überhaupt nur genommen, weil es jeder kennt und was mit anfangen kann; kurz und knackig; wir sind ja auch im Kunstsektor) ist es schlüssiger, einen größeren Bereich bei der Beobachtung einzubeziehen und zu berücksichtigen.
LG Fenek
LG Fenek
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hginsomnia
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- Registriert: 03.09.2009, 05:04
Re: Haltlos
Hallo Fenek,
deine Erklärung ist mir dein Anliegen betreffend schlüssig, aber mit der Auflösung bin ich immer noch unglücklich, denn die Form, die du in deinem Text wählst, bleibt ja unpräzise, obgleich es, das Anliegen, sich präziser beschreiben ließe.
Wenn du schreibst, "Nun hat es mich erwischt und auch die Anderen um mich herum [Komma bitte weglassen!]", könnte dies auch bedeuten, dass sich noch Menschen im gleichen Raum befinden wie der Protagonist, ja, es muss das eigentlich bedeuten, denn die Lokalisation "um mich herum" kennzeichnet sowohl ein vor wie ein hinter dem Protagonisten, mindestens aber das Hintere ließe sich ja außerhalb des Raumes nicht mehr wahrnehmen.
Ich empfehle hier dringend eine präzisere Beschreibung.
Beispiel:
"Nun hat es mich erwischt und auch die Passanten, die ich durch die Allee-Fichten [hier noch etwas variieren, unbedingt] erspähen kann."
So in etwa stelle ich mir das vor. Hier sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt. Lass dir ein schönes Bild einfallen!
Off-Topic: Noch was: Magst du auch mal ein/en Gedicht/Text eines anderen kommentieren, explizit nicht von mir, damit das nicht als Betteln um Kommentare missverstanden werden kann? Hier sind derzeit nur wenige User unterwegs, die sich auch mit anderen Texten beschäftigen, obwohl das wichtig ist, vonwegen Austausch und so, du verstehst schon.
lg
hginsomnia
deine Erklärung ist mir dein Anliegen betreffend schlüssig, aber mit der Auflösung bin ich immer noch unglücklich, denn die Form, die du in deinem Text wählst, bleibt ja unpräzise, obgleich es, das Anliegen, sich präziser beschreiben ließe.
Wenn du schreibst, "Nun hat es mich erwischt und auch die Anderen um mich herum [Komma bitte weglassen!]", könnte dies auch bedeuten, dass sich noch Menschen im gleichen Raum befinden wie der Protagonist, ja, es muss das eigentlich bedeuten, denn die Lokalisation "um mich herum" kennzeichnet sowohl ein vor wie ein hinter dem Protagonisten, mindestens aber das Hintere ließe sich ja außerhalb des Raumes nicht mehr wahrnehmen.
Ich empfehle hier dringend eine präzisere Beschreibung.
Beispiel:
"Nun hat es mich erwischt und auch die Passanten, die ich durch die Allee-Fichten [hier noch etwas variieren, unbedingt] erspähen kann."
So in etwa stelle ich mir das vor. Hier sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt. Lass dir ein schönes Bild einfallen!
Off-Topic: Noch was: Magst du auch mal ein/en Gedicht/Text eines anderen kommentieren, explizit nicht von mir, damit das nicht als Betteln um Kommentare missverstanden werden kann? Hier sind derzeit nur wenige User unterwegs, die sich auch mit anderen Texten beschäftigen, obwohl das wichtig ist, vonwegen Austausch und so, du verstehst schon.
lg
hginsomnia
Re: Haltlos
Danke.
Zu Gedichten anderer kann ich micht nicht äußern.
LG Fenek
Zu Gedichten anderer kann ich micht nicht äußern.
LG Fenek
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hginsomnia
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Re: Haltlos
Bitte,
Warum? Das täte mich interessieren. Es muss ja keine messerscharfe Analyse sein. Manchmal genügt ein zweiter Blick.
lg
hginsomnia
Fenek hat geschrieben:Zu Gedichten anderer kann ich micht nicht äußern
Warum? Das täte mich interessieren. Es muss ja keine messerscharfe Analyse sein. Manchmal genügt ein zweiter Blick.
lg
hginsomnia
Re: Haltlos
Ist ganz einfach. Ich mag keine Gedichte und auch Belletristiken lese ich nicht. Bin aber auch mal zur Schule gegangen, die übliche Pflichtlektüre. In den Foren lese ich aber durchaus; es werden offensichtliche Fehler gemacht, wodurch sich mir hoffentlich nach und nach das Wesentliche an Literatur erschließt, und auch durch die interessanten Diskussionen der Kundigen. Selber schlaue Bücher übers Schreiben lesen würde mich zu sehr langweilen. Und abends beim Fernsehen gelegentlich "sinnloses" Zeugs in die Tasten kloppen, naja ...
Muss jetzt aber los. Bis dann.
LG Fenek
Muss jetzt aber los. Bis dann.
LG Fenek
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