Leider noch ohne Titel. Hier ist sie (danke für Rückmeldungen):
Die aufgehende Sommersonne strahlt grell durch das Fenster. Ein sattes Orange drückt auf meine schleimverkrusteten Augen. Nichts hält die Welt davon ab, sich täglich um die eigene Achse zu drehen.
Stehen vor dem Bett wirklich halbleere Gläser mit nicht mehr prickelndem Prosecco, der darauf wartet, ins Spülbecken geleert zu werden? Ist der Aschenbecher randvoll mit Zigarettenstummeln? Kalter Rauch vermischt sich mit süsslichem Parfumduft und dem Dunst unserer Körper. Schwere, sauerstoffarme Luft strömt in meine Lungen. Mein flimmerndes Herz pumpt warmes Blut unstet durch meinen Körper. Meine Oberschenkel schlottern und ich schwitze.
Erinnerungen drängen sich in meinen schweren Kopf. Ihr im Mondlicht fahl schimmerndes Gesicht. Die grossen, dunklen Augen, die vor einem Stolz funkelten, der darin bestand, dem Leben jederzeit den Stinkefinger zu zeigen. Die Schule verliess sie ohne Abschluss. Seither verdingte sich seither ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Meine Frau nannte es einen glücklichen Zufall, als wir sie als Putzfrau anstellten.
Als sie kam, waren mein geordnetes Leben, meine unspektakulären Tage ohne Zweifel, meine Zufriedenheit weg. Mein Einfamilienhaus kam mir wertlos vor, mein Beruf langweilig. Mein bequemes Leben voller Selbstzufriedenheit war öde. Ich beneidete sie. Sie war erfolglos und frei.
Ich öffne die Augen, womit der letzte Zweifel daran, ob das alles passiert ist, verschwindet. Zu viel Licht. Die Matratze ist zu weich. Draussen zwitschern Vögel.
Ich stand leise auf und suchte meine wild auf dem Boden verstreuten Kleider. Langsam zog ich die Boxershorts hoch. Die klebrig-salzige Leidenschaft war eingetrocknet. Schlaff und blutarm.
Die Socken waren verschwitzt und das Hemd zerknittert. Es ist lange her, dass ich morgens nicht frisch geduscht in saubere Kleidung schlüpfe.
Langsam drehe ich den Kopf zurück. Sie schläft tief. Ihr pechschwarzes, schulterlanges Haar war verstrubbelt und ihre dünnen Lippen bildeten beinahe ein Lächeln.
Ich verliess das Schlafzimmer, schlüpfte in meine Schuhe, ohne sie zu schnüren und war draussen. Kühle Luft strömte mir im Treppenhaus entgegen.
Sonntagmorgen, keine Wolke am Himmel. Kein Mensch auf der Strasse. Hochhäuser weit und breit. Ich zündete mir eine Zigarette an, deren Rauch widerborstig im Hals kratzte. Nach einigen weiteren Zügen warf ich sie achtlos zu Boden.
Ich bestellte ein Taxi. Es dauerte lange, bis es. Der Fahrer, ein griesgrämiger alter Türke, schlich langsam durch die leeren Strassen. Aus dem Radio säuseln Lieder aus der Hitparade, die hin und wieder von der Stimme eines gut gelaunten Moderators unterbrochen werden.
Endlos strecken sich die Strassen dahin. Die Hochhäuser verschwinden. Ich sitze unbequem und zähle die roten Ampeln. Es dauert endlos lange, bis ich zu Hause bin. Ich gebe dem Fahrer zu viel Trinkgeld und steige hastig aus dem Taxi aus und die Haustüre. Dahinter liegen Kinderschuhe wild verstreut auf dem Flur.
meine erste geschichte
Re: meine erste geschichte
Hallo Soultrane,
erstmal: Willkommen im Forum!

Also nach dem ersten Lesen kann ich nur staunen und glaube es beinah nicht, dass das deine erste Geschichte sein soll. Für einen Erstling ist das verdammt gut!
Als Spotlight mit open-end kann man das auf jeden Fall stehen lassen. Es wirft eine ganze Reihe von Fragen bei mir als Leser auf und das ist keinesfalls schlecht. Denn viele Anfänger begehen eher den Fehler alle Fragen beantworten zu wollen.
Stilistisch:
Ich würde hier und da vll. auf das eine oder andere Adjektiv verzichten. Da ist dein Text nach meinem Geschmack etwas üppig/farbenfroh - aber wie gesagt: Das ist Geschmackssache. Dein Text ist sehr beschreibungslastige/deskriptiv, da tendiert man gern dazu, die "Farben" etwas dicker aufzutragen. Obwohl du manchmal mit deinen Adjektiven auch m.E. die Sache sehr genau triffst, z.B.
Gefällt mir. Das nachgesetzte...
... ist dann aber nicht so effektiv, weil es das vorherige Bild nur wiederholt, aber nicht verbessert.
Das ist eine der Stelle, wo die Adjektive zuviel sind, wobei "warmes Blut" am ehesten verzichtbar ist, weil Blut = warm einfach redundant/tautologisch ist. Aber auch "flimmernd" und "unstet" überschneiden sich in ihrer Bedeutung: etwas, das flimmert, ist selbstverständlich unstet.
Als Übung (nur wenn du magst): Druck mal deinen Text aus und markier alle Adjektive. Dann geh sie mal einzeln durch: Welche sind doppelt-gemoppelt ("flimmernd"-"unstet" oder "eingetrocknet" - "blutarm" oder "Schwere, sauerstoffarme Luft")? Welche sind redundant ("warmes Blut")? Welche wiederholen sich ("schwere Luft" - "schwerer Kopf")?
Ein paar Rechtschreibfehler oder Auslassungen sind drin:
Seither verdingte sie sich...
"Verdingte", ist als Wort etwas ungewöhnlich, da veraltet - und passt nicht so ganz in die Wortwahl der restlichen Geschichte. Da würde ich vll. nach einer Alternative suchen.
... bis es kam. Vermutlich.
Hier würde ich empfehlen, zwei Sätze draus zu machen: "Ihre großen, dunklen Augen, die vor Stolz funkelten. Einem Stolz, der darin bestand, dem Leben jederzeit den Stinkefinger zu zeigen."
Inhaltlich:
Wie zeigt man dem Leben den Stinkefinger? Indem man Selbstmord begeht?
Wie ich bereits sagte: Als Spotlight sehr gut. Tendenziell, wenn du irgendwann vorhast, die Geschichte zu überarbeiten -- was man bei einem Erstling aber eigentlich nicht tun sollte (sondern einfach weiterschreiben, schreiben, schreiben!!!) -- würde ich empfehlen, an der Charakterisierung der beiden Figuren noch zu arbeiten. Wer sind sie? Was wollen sie? Warum haben sie miteinander geschlafen? usw. Bei dir bleibt das alles noch sehr schemenhaft und schwammig. Für eine kurze Geschichte (wie diese) ist das vollkommen in Ordnung. Für eine längere Geschichte wäre das dann aber problematisch.
Und das Zweite: vielleicht generell mehr Handlung und weniger Beschreibung. Eine Geschichte wirkt, vor allem wenn sie länger ist als dein Text, statisch und für den Leser ermüdend, wenn sie nur aus Beschreibungen und Bildern besteht, die sich aneinander reihen. Gib dem Ganzen mehr Drive, sorg für greifbare Konflikte zwischen den Figuren, bau Spannung auf, indem du deinen Figuren ein Ziel gibst oder ein Anti-Ziel, je nachdem. Kannst du gern auch als Tipp für deinen zweiten Wurf beherzigen.
Ich betone nochmal: Für eine erste Geschichte sehr, sehr gut! Unbedingt weiterschreiben!!!
Mein Lieblingssatz in deiner Geschichte:
MfG,
[) i r k
erstmal: Willkommen im Forum!

Also nach dem ersten Lesen kann ich nur staunen und glaube es beinah nicht, dass das deine erste Geschichte sein soll. Für einen Erstling ist das verdammt gut!

Als Spotlight mit open-end kann man das auf jeden Fall stehen lassen. Es wirft eine ganze Reihe von Fragen bei mir als Leser auf und das ist keinesfalls schlecht. Denn viele Anfänger begehen eher den Fehler alle Fragen beantworten zu wollen.
Stilistisch:
Ich würde hier und da vll. auf das eine oder andere Adjektiv verzichten. Da ist dein Text nach meinem Geschmack etwas üppig/farbenfroh - aber wie gesagt: Das ist Geschmackssache. Dein Text ist sehr beschreibungslastige/deskriptiv, da tendiert man gern dazu, die "Farben" etwas dicker aufzutragen. Obwohl du manchmal mit deinen Adjektiven auch m.E. die Sache sehr genau triffst, z.B.
Die klebrig-salzige Leidenschaft war eingetrocknet.
Gefällt mir. Das nachgesetzte...
Schlaff und blutarm.
... ist dann aber nicht so effektiv, weil es das vorherige Bild nur wiederholt, aber nicht verbessert.
Mein flimmerndes Herz pumpt warmes Blut unstet durch meinen Körper.
Das ist eine der Stelle, wo die Adjektive zuviel sind, wobei "warmes Blut" am ehesten verzichtbar ist, weil Blut = warm einfach redundant/tautologisch ist. Aber auch "flimmernd" und "unstet" überschneiden sich in ihrer Bedeutung: etwas, das flimmert, ist selbstverständlich unstet.
Als Übung (nur wenn du magst): Druck mal deinen Text aus und markier alle Adjektive. Dann geh sie mal einzeln durch: Welche sind doppelt-gemoppelt ("flimmernd"-"unstet" oder "eingetrocknet" - "blutarm" oder "Schwere, sauerstoffarme Luft")? Welche sind redundant ("warmes Blut")? Welche wiederholen sich ("schwere Luft" - "schwerer Kopf")?
Ein paar Rechtschreibfehler oder Auslassungen sind drin:
Seither verdingte sich seither ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten.
Seither verdingte sie sich...
"Verdingte", ist als Wort etwas ungewöhnlich, da veraltet - und passt nicht so ganz in die Wortwahl der restlichen Geschichte. Da würde ich vll. nach einer Alternative suchen.
Ich bestellte ein Taxi. Es dauerte lange, bis es.
... bis es kam. Vermutlich.
Die grossen, dunklen Augen, die vor einem Stolz funkelten, der darin bestand, dem Leben jederzeit den Stinkefinger zu zeigen.
Hier würde ich empfehlen, zwei Sätze draus zu machen: "Ihre großen, dunklen Augen, die vor Stolz funkelten. Einem Stolz, der darin bestand, dem Leben jederzeit den Stinkefinger zu zeigen."
Inhaltlich:
Wie zeigt man dem Leben den Stinkefinger? Indem man Selbstmord begeht?
Wie ich bereits sagte: Als Spotlight sehr gut. Tendenziell, wenn du irgendwann vorhast, die Geschichte zu überarbeiten -- was man bei einem Erstling aber eigentlich nicht tun sollte (sondern einfach weiterschreiben, schreiben, schreiben!!!) -- würde ich empfehlen, an der Charakterisierung der beiden Figuren noch zu arbeiten. Wer sind sie? Was wollen sie? Warum haben sie miteinander geschlafen? usw. Bei dir bleibt das alles noch sehr schemenhaft und schwammig. Für eine kurze Geschichte (wie diese) ist das vollkommen in Ordnung. Für eine längere Geschichte wäre das dann aber problematisch.
Und das Zweite: vielleicht generell mehr Handlung und weniger Beschreibung. Eine Geschichte wirkt, vor allem wenn sie länger ist als dein Text, statisch und für den Leser ermüdend, wenn sie nur aus Beschreibungen und Bildern besteht, die sich aneinander reihen. Gib dem Ganzen mehr Drive, sorg für greifbare Konflikte zwischen den Figuren, bau Spannung auf, indem du deinen Figuren ein Ziel gibst oder ein Anti-Ziel, je nachdem. Kannst du gern auch als Tipp für deinen zweiten Wurf beherzigen.

Ich betone nochmal: Für eine erste Geschichte sehr, sehr gut! Unbedingt weiterschreiben!!!
Mein Lieblingssatz in deiner Geschichte:
Nichts hält die Welt davon ab, sich täglich um die eigene Achse zu drehen.
MfG,
[) i r k
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)
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