dieser Schiller und seine Ästhetik
Verfasst: 22.10.2005, 11:12
// Wo auch immer das hingehört … Dirk …
Hallo meine Lieben.
Hinter mir liegt eine Projektwoche in der Schule. Ich bildete eine Ein-Man-Show. Ich war das Gespött im Lehrerzimmer, meine Mitschüler dachten ich wolle sie verarschen ,) als ich erzählte, ich säße in einem Raum zusammen mit meiner Tutorin und beschäftigte mich mit Schiller. Leider war es so. Was ich aus dieser Woche mitgenommen habe, ist nicht viel, und das ist sicher das deprimierende. Ein wenig Informationen aus diversen Schillerfilmen und Dokus (die ja nicht schlecht waren), ich durfte frei Pausen machen, mein Tutorin hinderte mich nicht daran als Versuchskaninchen für andere Projekte hinzu halten. Sie hatte selbst keine Lust, denke ich. Ansonsten stehen auf meinem Schrank jetzt 23 neue Bücher, die die Schule wegschmeißen wollte (von Böll zu Kishon und DDR-Autoren ist alles dabei). Ansonsten …
Ja, was habe ich gemacht? Jeden Tag einen Cappuccino getrunken, Filme und Dokus geschaut, gestern daheim geblieben um eigentlich „Die Jungfrau von Orleans“ zu lesen (hab ich leider nicht gemacht) und ansonsten mich mit den ästhetischen Briefen und Auszügen aus Schillers Leben beschäftigt.
Diese Glanzleistung will ich euch nun hier zeigen. Allerdings aus dem Grund, das ich Probleme mit dem Schmarrn hatte.
Es war meine Aufgabe, den sechsten Brief über die ästhetische Erziehung des Menschen in unsere heutige Sprache zu bringen. Also schon recht wissenschaftlich, irgendwie, meinte meine Tutorin …
Hier also erst einmal der Brief (in Auszügen):
Ich hoffe, dass ist auch wirklich der Auszug den ich hatte. Aber müßte stimmen
Ja, und ich habe das also getan und mich mit dem Text auseinander gesetzt !! Er ist nicht perfekt, dass weiß ich, weil ich einfach an manchen Stellen nicht wußte, was Schiller meinte … Und daher hatte dir gute Frau Tutorin auch rumzumeckern. *sfz* Sie meinte dann, ich solle doch noch mal drüber nachdenken und dann besprechen wir das noch mal. Pustekuchen. Sie hat dann gesagt, das machen wir später, wenn wir’s dann brauchen. Das ist deprimierend (langsam kann ich das schon gar nicht mehr steigern …). Ja nun, ich würde euch jetzt einfach mal um Rat und Anregungen fragen. In meinem Text ist das Kursiv, was sie störte. Dazu habe ich in eckigen Klammern Kommentare geschrieben. Wie gesagt, zum Beispiel kam ich mit dem zweiten Absatz gar nicht klar …
Ich poste, dass dann im nächsten Post.
Ich würd mich über einige Anmerkungen freuen
Liebe Grüße,
Madeleine // kleinervogel
PS : Diese Arbeit war
Hallo meine Lieben.
Hinter mir liegt eine Projektwoche in der Schule. Ich bildete eine Ein-Man-Show. Ich war das Gespött im Lehrerzimmer, meine Mitschüler dachten ich wolle sie verarschen ,) als ich erzählte, ich säße in einem Raum zusammen mit meiner Tutorin und beschäftigte mich mit Schiller. Leider war es so. Was ich aus dieser Woche mitgenommen habe, ist nicht viel, und das ist sicher das deprimierende. Ein wenig Informationen aus diversen Schillerfilmen und Dokus (die ja nicht schlecht waren), ich durfte frei Pausen machen, mein Tutorin hinderte mich nicht daran als Versuchskaninchen für andere Projekte hinzu halten. Sie hatte selbst keine Lust, denke ich. Ansonsten stehen auf meinem Schrank jetzt 23 neue Bücher, die die Schule wegschmeißen wollte (von Böll zu Kishon und DDR-Autoren ist alles dabei). Ansonsten …
Ja, was habe ich gemacht? Jeden Tag einen Cappuccino getrunken, Filme und Dokus geschaut, gestern daheim geblieben um eigentlich „Die Jungfrau von Orleans“ zu lesen (hab ich leider nicht gemacht) und ansonsten mich mit den ästhetischen Briefen und Auszügen aus Schillers Leben beschäftigt.
Diese Glanzleistung will ich euch nun hier zeigen. Allerdings aus dem Grund, das ich Probleme mit dem Schmarrn hatte.
Es war meine Aufgabe, den sechsten Brief über die ästhetische Erziehung des Menschen in unsere heutige Sprache zu bringen. Also schon recht wissenschaftlich, irgendwie, meinte meine Tutorin …
Hier also erst einmal der Brief (in Auszügen):
Friedrich Schiller
"Über die ästhetische Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen"
6.Brief, Auszüge
[...]
Damals, bei jenem schönen Erwachen der Geisteskräfte, hatten die Sinne und der Geist noch kein streng geschiedenes Eigentum; denn noch hatte kein Zwiespalt sie gereizt, miteinander feindselig abzuteilen und ihre Markung zu bestimmen. Die Poesie hatte noch nicht mit dem Witz gebuhlt und die Spekulation sich noch nicht durch Spitzfindigkeit geschändet. Beide konnten im Notfall ihre Verrichtungen tauschen, weil jedes, nur auf seine eigene Weise, die Wahrheit ehrte. So hoch die Vernunft auch stieg, so zog sie doch immer die Materie liebend nach, und so fein und scharf sie auch trennte, so verstümmelte sie doch nie. Sie zerlegte zwar die menschliche Natur und warf sie in ihrem herrlichen Götterkreis vergrößert auseinander, aber nicht dadurch, dass sie sie in Stücken riss, sondern dadurch, dass sie sie verschiedentlich mischte, denn die ganze Menschheit fehlte in keinem einzelnen Gott. Wie ganz anders bei uns Neuern! Auch bei uns ist das Bild der Gattung in den Individuen vergrößert auseinander geworfen – aber in Bruchstücken, nicht in veränderten Mischungen, dass man von Individuum zu Individuum herumfragen muss, um die Totalität der Gattung zusammen zu lesen. Bei uns, möchte man fast versucht werden zu behaupten, äußern sich die Gemütskräfte auch in der Erfahrung so getrennt, wie der Psychologe sie in der Vorstellung scheidet, und wir sehen nicht bloß einzelne Subjekte, sondern ganze Klassen von Menschen nur einen Teil ihrer Anlagen entfalten, während dass die übrigen, wie bei verkrüppelten Gewächsen, kaum mit matter Spur angedeutet sind.
Ich verkenne nicht die Vorzüge, welche das gegenwärtige Geschlecht, als Einheit betrachtet und auf der Waage des Verstandes, vor dem besten in der Vorwelt behaupten mag; aber in geschlossenen Gliedern muss es den Wettkampf beginnen und das Ganze mit dem Ganzen sich messen. Welcher einzelne Neuere tritt heraus, Mann gegen Mann mit dem einzelnen Athenienser um den Preis der Menschheit zu streiten?
Woher wohl dieses nachteilige Verhältnis der Individuen bei allem Vorteil der Gattung? Warum qualifizierte sich der einzelne Grieche zum Repräsentanten seiner Zeit, und warum darf dies der einzelne Neuere nicht wagen? Weil jenem die alles vereinende Natur, diesem der alles trennende Verstand seine Formen erteilten.
Die Kultur selbst war es, welche der neuern Menschheit diese Wunde schlug. Sobald auf der einen Seite die erweiterte Erfahrung und das bestimmtere Denken eine schärfere Scheidung der Wissenschaften, auf der andern das verwickeltere Uhrwerk der Staaten eine strengere Absonderung der Stände und Geschäfte notwendig machte, so zerriss auch der innere Bund der menschlichen Natur, und ein verderblicher Streit entzweite ihre harmonischen Kräfte. Der intuitive und der spekulative Verstand verteilten sich jetzt feindlich gesinnt auf ihren verschiedenen Feldern, deren Grenzen sie jetzt anfingen mit Misstrauen und Eifersucht zu bewachen, und mit der Sphäre, auf die man seine Wirksamkeit einschränkt, hat man sich auch in sich selbst einen Herrn gegeben, der nicht selten mit Unterdrückung der übrigen Anlagen zu endigen pflegt. Indem hier die luxurierende Einbildungskraft die mühsamen Pflanzungen des Verstandes verwüstet, verzehrt dort der Abstraktionsgeist das Feuer, an dem das Herz sich hätte wärmen und die Phantasie sich entzünden sollen.
Diese Zerrüttung, welche Kunst und Gelehrsamkeit in dem innern Menschen anfingen, machte der neue Geist der Regierung vollkommen und allgemein. Es war freilich nicht zu erwarten, dass die einfache Organisation der ersten Republiken die Einfalt der ersten Sitten und Verhältnisse überlebte; aber anstatt zu einem höhern animalischen Leben zu steigen, sank sie zu einer gemeinen und groben Mechanik herab. Jene Polypennatur der griechischen Staaten, wo jedes Individuum eines unabhängigen Lebens genoss und, wenn es Not tat, zum Ganzen werden konnte, machte jetzt einem kunstreichen Uhrwerk Platz, wo aus der Zusammenstückelung unendlich vieler, aber lebloser Teile ein mechanisches Leben im Ganzen sich bildet. Auseinander gerissen wurden jetzt der Staat und die Kirche, die Gesetze und die Sitten; der Genuss wurde von der Arbeit, das Mittel vom Zweck, die Anstrengung von der Belohnung geschieden. Ewig nur an ein einzelnes kleines Bruchstück des Ganzen gefesselt, bildet sich der Mensch selbst nur als Bruchstück aus; ewig nur das eintönige Geräusch des Rades, das er umtreibt, im Ohr, entwickelt er nie die Harmonie seines Wesens, und anstatt die Menschheit in seiner Natur auszuprägen, wird er bloß zu einem Abdruck seines Geschäfts, seiner Wissenschaft. Aber selbst der karge, fragmentarische Anteil, der die einzelnen Glieder noch an das Ganze knüpft, hängt nicht von Formen ab, die sie sich selbsttätig geben (denn wie dürfte man ihrer Freiheit ein so künstliches und lichtscheues Uhrwerk vertrauen?) sondern wird ihnen mit skrupulöser Strenge durch ein Formular vorgeschrieben in welchem man ihre freie Einsicht gebunden hält. Der tote Buchstabe vertritt den lebendigen Verstand, und ein geübtes Gedächtnis leitet sicherer als Genie und Empfindung.
[...]
Wie viel also auch für das Ganze der Welt durch diese getrennte Ausbildung der menschlichen Kräfte gewonnen werden mag, so ist nicht zu leugnen, dass die Individuen, welche sie trifft, unter dem Fluch dieses Weltzweckes leiden. Durch gymnastische Übungen bilden sich zwar athletische Körper aus, aber nur durch das freie und gleichförmige Spiel der Glieder die Schönheit. Eben so kann die Anspannung einzelner Geisteskräfte zwar außerordentliche, aber nur die gleichförmige Temperatur derselben glückliche und vollkommene Menschen erzeugen. Und in welchem Verhältnis stünden wir also zu dem vergangenen und kommenden Weltalter, wenn die Ausbildung der menschlichen Natur ein solches Opfer notwendig machte? Wir wären die Knechte der Menschheit gewesen, wir hätten einige Jahrtausende lang die Sklavenarbeiten für sie getrieben und unserer verstümmelten Natur die beschämenden Spuren dieser Dienstbarkeit eingedrückt – damit das spätere Geschlecht, in einem seligen Müßiggang, seiner moralischen Gesundheit warten und den freien Wuchs seiner Menschheit entwickeln könnte!
Kann aber wohl der Mensch dazu bestimmt sein, über irgendeinem Zweck sich selbst zu versäumen? Sollte uns die Natur durch ihre Zwecke eine Vollkommenheit rauben können, welche uns die Vernunft durch die ihrigen vorschreibt? Es muss also falsch sein, dass die Ausbildung der einzelnen Kräfte das Opfer ihrer Totalität notwendig macht; oder wenn auch das Gesetz der Natur noch so sehr dahinstrebte, so muss es bei uns stehen, diese Totalität in unsrer Natur, welche die Kunst zerstört hat, durch eine höhere Kunst wieder herzustellen.
Ich hoffe, dass ist auch wirklich der Auszug den ich hatte. Aber müßte stimmen
Ich poste, dass dann im nächsten Post.
Ich würd mich über einige Anmerkungen freuen
Liebe Grüße,
Madeleine // kleinervogel
PS : Diese Arbeit war
