Hi ihr Lieben,
ja... zunächst mal ... boah, habt Dank für das Lob ... das geht ja runter wie Butter :thanx:
Also, für mich war es ein extrem intensiver Abend von extrem intensive Tagen umrundet. Ich bin leistungsmäßig sowohl geistig als körperlich als emotional ziemlich an meine Limits gegangen. Was zum allergrößten Teil gut war - weil herrlich intensiv. Dieser Zustand war besonders stark spürbar am Abend der Lesung und in Hinblick auf die Vorbereitungen.
Ich hatte zunächst damit zu kämpfen, dass ich mit Ham einen sehr arbeitssamen Co-Moderator hatte. Mein erster Impuls wäre ein spontanes "Ansagen" gewesen. Welchen Effekt wir aber mit unserer wirklich intensiv vorbereiteten Moderation erzielen konnten, war mir nicht bewusst. Umso mehr freue ich mich über die Erfahrung, was ein professioneller Zugang bewirken kann.
Und so war - zunächst aus Moderatorinnensicht betrachtet - dieser Abend ein äußerst erfolgreicher. Ich konnte Ham und mich ja nicht dabei beobachten, aber ich hatte das Gefühl, dass wir ein ausgezeichnetes Paar abgegeben haben, vor allem aufgrund unserer Unterschiedlichkeit, die aber in der Doppelconference zusammengefunden hat. Das war vermutlich das charmante daran.
Ich bin sehr rasch in die Moderatorinnen-Rolle hineingekommen, und habe mich wohl gefühlt dabei, obwohl ich vom Adrenalin-etc-Spiegel extrem hoch oben war, den ganzen Abend lang. Diesen Pegel an Konzentration und Spannung "danach" runterzuschrauben, war mir fast nicht möglich, ich fühlte mich völlig geladen, und bekam dann starke Kopfschmerzen, zum Glück hatte ich eine Tablette dabei, dann gings wieder. Und der Nachtspaziergang und der Lokalwechsel waren dann Gold wert.
Interessanterweise habe ich mich den gesamten Abend über viel stärker mit der Moderatorinnen-Rolle identifiziert als mit der Autorinnen-Rolle, vermutlich aber deshalb, weil die erste einfach durchgehend präsent war.
Die Erfahrung insgesamt fällt in eine Reihe von "Rede"-Erfahrungen, die ich derzeit mache, und ich merke im Moment immer mehr, wie sehr ich das mag, das ich Situationen, vor Publikum zu reden, eigentlich unheimlich genieße. Ich werde dem auch weiter nachgehen, auch im beruflichen Kontext.
Zu meinem eigenen Vor-Lesen:
Danke für euer positives Feedback!! :kiss: Ich habe den Draht, der zwischen mir und Publikum verlaufen ist, selber sehr gut "gespürt", ich habe mitbekommen, dass mir die Leute wirklich zugehört haben, und das hat unheimlich Lust gemacht, etwas zu
erzählen ... und deshalb ging das auch sehr gut auf... da war zum einen ein schauspielerischer Aspekt, zum anderen aber auch ein mit meinen LIs mitfühlender Teil, und bei Großmama war ich selbst auch sehr bewegt plötzlich, und da war ich glaub ich, was die Stimme betrifft, sehr nah am Kippen, weil die bereits getränkt von dieser Emotion war...
Das Schöne am Schreiben und v.a. am Lesen ist für mich rückblickend - durch diese Erfahrung bestärkt: die Leute in ein "Haus" mit hinein nehmen, in dem sie Zimmer betreten, die ihnen urplötzlich ganz bekannt vorkommen, oder so, als hätten sie es eingerichtet... ja so,irgendwie ist das...
Ich WAR im Vorfeld nervös, natürlich, es wäre unnatürlich, nicht nervös zu sein. Was ich aber vorab wusste, und was diese Nervosität im angenehmen Bereich gehalten hat: dass dieser Abend, ganz egal wie er verlaufen wäre, für jede/n einzelne/n von uns zu einem Gewinn geworden wäre, dass wir uns daraus jedenfalls etwas holen hätten können. Das hat mir sehr viel Sicherheit gegeben. Auch das Ambiente. Und: die überhaupt nicht vorhandenen Vorgaben / Erwartungshaltungen der Gastgeberin. Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dort in irgendeiner Hinsicht was "bringen" zu müssen, wäre ich nie so entspannt gewesen. Und das muss man den beiden TIEMPO-Frauen höchst anrechnen!! Wir mussten nicht bluffen, nicht mehr vorgeben, als wir sind, und deshalb genauso das sein, was wir waren: GUT.

Was die Leute betrifft: ich
wusste ja, dass einige meiner Leute SICHER kommen würden... :-p
Nun zu den anderen:
Tolya:
sehr charmant, perfekte Besetzung als Eröffnungsleser (Gratulation an die Programm-Verantwortlichen!!) ... toll, wie er mit dem Publikum gesprochen hat, sehr professionell. Sehr gut gelesen, habe keinerlei Mängel bemerkt. Der Buchtext - ich habe ihn etwas als Appetithappen enpfunden, hätte gerne noch etwas mehr gehört... aber schließlich sollen die Leute das Buch ja auch kaufen

.
Rike:
Sehr angenehm. Gute Aussprache, klarer Lesefluss. Angenehme Betonung, Tempo ok. Vielleicht einen gewisse Distanziertheit den eigenen Texten gegenüber. Ich weiß nicht, ob sie "drin" war in den Texten - da wäre vielleicht noch was zu tun - dieses unmittelbare "Mitleben" ließe sich bei ihr ev. noch stärken. Oder: dem Ganzen eine verstärke persönliche Wichtigkeit beimessen bzw. dieses Gefühl "rüberbringen". Aber das hängt alles sehr davon ab, was für sie bereits geschriebene Texte bedeuten - welche Beziehung es da gibt.
Dirk:
Habe Nervosität an seinen Händen wahrgenommen - Körperhaltung ist mir nicht negativ in Erinnerung. Er hat eine ausgezeichnete Lesestimme - das einzige, worüber ICH manchmal (nicht nur bei ihm) stolpere, ist einfach euer deutscher Akzent. :-p .
Den H.E.-Auftritt hab ich im Moment selbst überhaupt nicht
kapiert (und ich glaube, das Publikum sicher auch nicht...), habe mich auch danach noch gefragt, warum er jetzt und hier Texte von H.E. vorgelesen hat... erst später hat mich - glaub ich - Sillys Entrüstung aufgeklärt...
Silentium:
Ham hat sich bereits ausführlich dazu geäußert. Solange sie mit der Schublade, die sie dem Publikum mit ihren Kommentaren aufgemacht hat,
zufrieden ist, ist diese Eigen-Persiflage völlig ok. Lustig sowieso. Publikum mag ja auch Typisierungen immer gern

. Dass Silebtium aber weitaus
mehr repräsentiert als einen Rollenstereotyp, wiisen
wir, und weiß sie selbst auch ganz sicher, glaub ich. Daher wird sich die Entwicklung davon weg bestimmt vollziehen. Und der Genuss an der Performance erwachen. (Ich wette mit dir, in 10 Jahren kriegst
DU die besten Kritiken...!

)
Flocke:
Sie ist eine sich nicht in den Vordergrund drängende Person im Leben - so habe ich sie auch bei der Lesung mitbekommen. Etwas mehr Selbstbewusstsein könnte sie sich beim nächsten Mal noch "umhängen" - mit den guten (und dann hoffentlich auch längeren!) Texten völlig zurecht.
Ham:
Der Arme hatte die undankbare Rolle, als Letzter dran zu sein.
Bin ich froh, dass das Publikum noch fit war...! Er hat diese schwierige Rolle gut gemeistert, hat selbstsicher, sympathisch, lustig gewirkt. Das einzige, was mich gestört hat, war, dass er während dem Lesen schneller geworden ist, ich konnte dann zb. bei dem Logik-Text (den ich auch noch nicht kannte) nicht mehr folgen (vermutlich auch, weil mir die Subjunktions-Vokabeln noch nie untergekommen sind). Mein Hirn schaltet bei sowas extrem langsam... d.h. ich konnte die Hälfte der Pointen nur
ahnen. Der Text war also eine recht schwierige Vorgabe. Trotz meiner Aussetzer dabei habe ich die gesamte Sache aber als kurzweilig und lustig in Erinnerung...! Sehr gut hat er den Kontakt mit dem Publikum gehalten, die verpatzte (??) Einleitung hab ich überhaupt nicht mitgekriegt...
Das Publikum war sehr super - ich hatte natürlich den Bonus, einige zu kennen und ausführlich zu befragen - das Feedback war ausnahmlos positiv - zu einem beträchtlichen Teil sogar überschwänglich! ah ja - jetzt kann ich endlich mal berechtigt diese herzigen smilie einsetzen...
:fun:
Ambiente: ich hatte ja vorher Angst wegen der Kleinheit des Lokals, bin aber eines Besseren belehrt worden... war perfekt. Außergewöhnliche Diszipliniertheit und Rücksicht der Gastronomen punkto Servier-Unterbechungen - die Leute haben uns alle sehr viel Wertschätzung entgegengebracht.
Leseerfahrungen bisher:
Kurz & bündig: Lokal-Hinterzimmer, ein Haufen freakiger junger Leute, spontane Lyrik, Interaktion mit dem Publikum, Ziwschenrufe, -kommentare, Laissez-faire...
Fazit: ich ziehe die "deutsche Gründlichkeit" vor - tiempo war
weitaus bereichernder!
Ca y'est.
es grüßt euch alle lieb
charis