Lieber Dirk,
da du es offenbar für sinnvoll hältst, hier weiter offen zu konversieren, werde ich auch offen darauf antworten.
Du hast meinen ersten Beitrag mehrfach gelesen, sagst du. Okay. Ich muss ihn dann wohl nochmal interpretieren, wie ich ihn gemeint habe, mit Subtext:
Salut Dirk,
wow, welch Engagement, mein Kompliment!
(wow bezeigt deutlich ein Lob. Ich mache dir sogar ein Kompliment, mache es deshalb, weil du auch einige andere Neuerungen implementiert hast)
Hängst dich ja diese Tage wieder sehr für O livro hinein. Fein!
(ich denke, das kann man auch als positiv einstufen, oder?)
Was den Vorschlag angeht mit dem Flugblatt, klingt es sehr ansprechend. Diese Dezentralität ist spannend. Die Kostenlosigkeit hat zudem ihren Reiz.
(das ist ausnahmslos positiv gemeint und auch so zu verstehen)
Einziges Manko: Die Grafik solltest du einen Fachmann übernehmen lassen.
(ich wusste nicht, dass du dich weiter qualifizierst auf diesem Gebiet; und ich konnte es auch nicht wissen.)
Ich will hier nicht meckern, aber - nach meinem Geschmack zumindest - ist die Grafik auf dem Lesungsflyer und in der Anthologie nicht wirklich konkurrenzfähig.
(konkurrenzfähig ist ein nicht nettes Wort, aber ich empfinde es nach wie vor so. Weil ich es besser kann oder konnte? Weit gefehlt. Wenn ich heute meine Erzeugnisse von vor zehn Jahren ansehe - ich meine die eigene Literaturzeitschrift - bekomme ich das kalte Grausen. Soll ich nun meinen Mund halten und denken, tja, jeder Mensch muss halt seine Erfahrungen machen? Oder maße ich mir einen Ratschlag an?)
Will sagen, augenfällig. Sie ist solide, auf alle Fälle!
(solide ist solide.)
Aber ... nicht einfallsreich. Natürlich soll niemals eine Grafik den Text dominieren ...
(wie viele Abschwächungen aber ...)
Ein ähnliches Projekt scheint
http://www.berlinerliteraturkritik.de/ zu haben. Ich kenne sie aus dem Web, sah aber unlängst auch ein 8-Seiter ... (glaube ich; vielleicht auch ein 4-Seiter)
Ich selbst habe leider keine Zeit, mich an dem Vorhaben im größeren Stil zu beteiligen. Mhm, außerdem habe ich mir schon die Pfoten verbrannt ... nun, das klingt jetzt ein wenig dramatisch.
(es war auch witzig gemeint. Es war gemeint, dass ich nicht wirklich etwas Tolles bewerkstelligt habe. Ist es vermessen, dir zu unterstellen, du könntest auch Gefahr laufen, etwas zu versuchen, was sich nachher als "suboptimal" erweist?)
Es hat Spaß gemacht, eine Zeitschrift herauszubringen (damals für Hamburg und Berlin in einer Doppelredaktion). Aber letztendlich war es ein ähnlicher Versuch wie dieser: Die eigenen Texte zu transportieren, Selbstwerbung. Das geht selten auf lange Sicht gut. Viel wichtiger ist bei einer Literaturzeitschrift oder selbst bei einem Faltblatt, dass man - wenn möglich namhafte - Fremdautoren gewinnt.
(zu viele eigene Texte zu bringen, finde ich heute falsch. Ebenso die Haltung, wer viel für ein solches Faltblatt tut, bekommt auch viel Selbstdarstellungsfläche. Das erinnert mich an Schülerzeitung. Ja. Aber in meiner Literaturzeitschrift war es doch genauso! Und das geht ganz automatisch! Das ist wie bei der Lesung in Wien, du hast am meisten dafür getan sowie Charis, und ihr hattet auch die längste Lesezeit! Ja, gerecht! Das ist gerecht! Auch ich habe damals in Anspruch genommen, dass mehr von mir in der Zeitschrift realisiert wurde. Heute sehe ich das als großen Fehler an. Im übrigen ist es meine (unmaßgebliche) Meinung, dass die besten Verleger die sind, die nicht selbst schreiben ...)
Du nennst mich respektlos deiner Arbeit gegenüber. Ich sehe es umgekehrt. Dadurch, dass ich dir meine Erfahrungen mitteile, meine (unmaßgeblichen) Ratschläge gebe, dadurch bezeige ich dir meinen Respekt. Wenn mich das alles nicht interessierte und ich völlig abgehoben wäre, würde ich mich dann damit befassen?
Das sage ich auch, wenn ich jemandes Literatur kritisiere: Ich wage es nur dann, seine Methodik zu hinterfragen, wenn ich darin einen Sinn sehe, bzw. ein Potential zu mehr.
Wenn ich jemanden sage, er hat viel Potential, ist das dann eine Beleidigung? Ist das respektlos? Sehe ich ihn also als mittelmäßig an?
Doch, gerade hinterher muss die Kritik erlaubt sein. Vieles sieht man erst hinterher besser, deutlicher.
Ein paar konkrete Gedanken:
Sieh dir mal bei Gelegenheit die Seite
http://www.the-real-world.de/fd13/index.phpan. Dort hast du einen Stil, der meines Erachtens auf der anderen Seite des Spektrums angesiedelt ist. Hier hast du akademisch-poetische Hyperventilationen. Mich stößt das ab, ich empfinde es als geschwafelte Bleiwüste. Nun, sie versammeln immerhin sehr namhafte Autoren, aber ... das hilft auch nicht sehr viel. Das Layout jedoch ist schlicht + modern. Das mag ich.
Und ich denke, es ist nicht sehr aufwändig programmiert.
Ich fände es gut, wenn o.livro sich etwas in diese Richtung begäbe, vom Outfit!
Und wenn du dich entsinnst, habe ich durchaus schon einige Verbesserungsvorschläge zum Forum gegeben!
Ich weiß nicht, wie du wirklich bist, Dirk. Aber ich sehe dich als einen sehr motivierten, mitunter auch übermotivierten "Macher"-Menschen. Es ist mein Eindruck von dir, so wie du mich für überheblich hältst.
Mich irritiert dieser Vorwurf ein bisschen, aber ich denke, das soll er auch. Arroganz, so ist meine persönliche Definition, legen Menschen an den Tag, die ihre Unsicherheit überspielen und beim Überspielen weit übers Ziel hinaus schießen. Gewiss bin ich ein unsicherer Mensch, und deshalb darf es mich nicht überraschen, als arrogant eingestuft zu werden.
Ich selbst verhalte mich gegenüber Menschen, die mir arrogant erscheinen, betont gelassen. Ich weiß ja um ihre Unsicherheit. Ich sage dann nur recht knapp, dass mir dieser Stil nicht gefällt. Siehe den Thread mit der Namensfindung zu meinem Roman. Surja war für mich deutlich übers Ziel hinausgeschossen, ich fand das auch überheblich. Zwei Wörter genügen.
Ich grüße dich zurück und teile deinen Wunsch nach gesunder, produktiver Kommunikation ohne nickelige Anwürfe, hoffe auch hier mit dem Posting ein bisschen mehr Licht hineingebracht zu haben und konkreter geworden zu sein.
Herzlich,
Tolya