Er hat uns einen freien Willen gegeben. Und was wir aus diesem freien Willen machen ist ganz allein unsere Sache. Wir tragen für unser Tun die volle Verantwortung. Bei einer Naturkatastrophe mag die Botschaft sein, dass wir uns endlich auf die wesentlichen Dingen des Lebens konzentrieren sollen. Menschlichkeit ist eine Gabe die wir haben, die wir aber leider kaum noch nutzen.
Könnte man vielleicht dann behaupten, dass das menschliche Agressionspotential und Gleichgültigkeit de facto eine Naturkatastrophe
sind.Ich meine, das Ergebnis ist das selbe: durch natürliche Vorgänge/Vorgaben (hier: unser Genmaterial/Erziehung/wasweisich) wird Schaden angerichtet.
Eine Naturkatastrohpe wie ein Tsunami soll wegen einer anderen, von Gott oder wem auch immer
beabsichtigten oder zumindest eingeplante Unschönheit mahnen. So als ob einem die Stromgesellschaft einen Brief schickt, in dem nicht steht: "Sie haben nicht gezahlt, tun sie was dagegen!", sondern "Wir haben ihnen schon eine Rechnung geschickt! Tun sie was dagegen!" In diesem Fall, wenn irgendein kleines Südseefischerlein ertrinkt: der Nachbar hat den Brief von der Stromgesellschaft gekriegt, der eigentlich gar nichts dafür kann.
Lediglich in Krisenzeiten wird ein wenig dieser Eigenschaft frei gesetzt, aber dann, wenn etwas Zeit vergangen ist, dann fallen wir wieder in unseren alten Trott zurück.
Wenn's Krisen braucht, um das Gute im Menschen freizusetzen- dann sind wir alle heilig... wie wär's mit
aufsehenerweckenden und sehr krisigen Krisen?
Im Kongo beispielsweise sterben seit Jahren täglich im schnitt mehr als tausend Menschen, da Bürgerkrieg. Das summiert sich recht schnell zu den 130000 Tsunamitoten. Hat aber nicht unheimlich viel Gutes im Menschen wachgerufen.
Oder, ich geb zu, ein populistisches Beispiel: 11 September. Mathematisch gesehen käme auf die eine Gedenkminute für die Opfer der Terroristen im World Trade Center eine Gedenkstunde für die Opfer der USA in den vergangenen Jahrzehnten. Trotzdem: für diese armen Toten warn wir eine Minute still.
Oder: das einzige Mittel gegen Schlafkrankheit, das Momentan auf dem Markt ist, enthält hohe Dosen Arsen. Ein Drittel heilt es, bei einem Drittel der Patienten wirkt es nicht, ein Drittel bringt es um. Es
gibt eine Alternative. Wird nur nicht wirklich hergestellt, weil die Schlafkrankheit ein Problem armer Menschen ist. Rückt das gesamte Europa mitfühlend und solidarisch der Pharmaindustrie auf den Pelz und sagt: "So nicht, Freunde!"
Oder: in der mexikanischen Stadt Chiuad Juarez wurden in den vergangenen Jahren hunderte junge Frauen vergewaltigt, gefoltert und ermordet aufgefunden und die Behörden schaun recht lax zu. Ging ein Aufschrei der Empörung durch die Weltpresse? Nicht, dass ich mich erinnern könnte.
Oder: Afganistan... den Krieg haben sie gewonnen, die Afganen sind befreit. Von Zeit zu Zeit erscheint jetzt irgendwo ein Zeitungsartikel darüber, dass die Selbstmorde unter den Frauen sich dort Häufen, weil die archaisch-patriachalen Strukturen jetzt mordsmäßig und ungehindert greifen und die Frauen, die wissen, dass es etwas anderes gibt, verzweifeln. Sagt der österreichische Bundeskanzler jetzt seinen Urlaub deswegen ab? Hm.
Gerade weil Gott barmherzig und allmächtig ist, zeigt er uns durch solche Katastrophen wie wir uns immer mehr von den wahren Werten des Lebens entfernen. Mein Glaube sagt mir, dass keines der Opfer umsonst gewesen ist.
Wenn Gott mit Tragödien irgendwem etwas beweisen will, dann ist er mittlerweile heiser. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand sagt: "Ja, ich denke, heute möcht ich mal, so gott will, irgendwo in einem Meer ertrinken. Ich hätte gerne, dass mein Kehlkopf sich zusammenkrampft und ich nach einer Minute etwa bewusstlos werde, der Krampf sich löst, meine Lunge mit Wasser füllt und ich dann endlich tot bin, damit irgendwo im Westen ein selbstherrlicher Europäer was für sein Karma tun kann."
Das klingt nicht barmherzig.
Und was die so geläuterten Menschen angeht: Mitleid ist ziemlich selektiv. Momentan hat die ganze Welt Mitleid mit den Tsunamiopfern und das ist GUT. Sehr gut sogar, weil ohne Hilfe ging's nicht. Aber dass jetzt die ganze Welt einen auf betroffen macht und beweißen will, wie übermäßig solidarisch sie doch sein kann und recht oft zeigt, wie wurscht ihr das sonst alles ist, find ich ein bisschen... naja.
Sorry, das klingt jetzt bissig, ist es nicht. Es ist spät und meine Brüder wollen, dass ich den Computer ausschalte, also hab ich keine Zeit mehr, mein Geschimpf auf logische Fehler abzusuchen... außerdem hab ich mir heute einen ganzen Abend lang das Geschwätz von Bekannten anhören müssen und bin drum gereizt. 8-o
Einen Guten Rutsch wünsch ich euch erst morgen, wenn es sich gehört!
Silly